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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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nicht. Aber er ist ein guter Junge. Und er kommt gut mit dem Baby zurecht. Um ihn brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    Ich glaube, es ist nicht ganz einfach, einen Platz für straffällige Jugendliche wie mich zu finden, denn zwei Stunden später einigen sie sich darauf, dass ich bei Val bleiben darf. Ich muss jede Menge Formulare unterschreiben, genau wie sie.
    Auf dem Weg aus dem Polizeirevier kommen wir an einem anderen Befragungszimmer vorbei. Die Tür steht leicht offen und ich erhasche einen Blick auf die zwei, die auf der anderen Seite des Tisches sitzen. Meine Mum wirkt kleiner und älter, als ich sie in Erinnerung habe, obwohl es erst drei Monate her ist, dass ich von zu Hause abgehauen bin. Aber mein Dad ist noch immer derselbe. Bei seinem Anblick muss ich mich fast übergeben. Ich schlucke, um die Galle unten zu halten, die in mir hochsteigt. Er schaut auf und unsere Blicke treffen sich, nur für eine Sekunde. Es ist nichts da, kein Funke eines Wiedererkennens, keine Wärme, kein Hass. Nichts. Was sieht Er, als Er mich anblickt? Ich weiß es nicht und es ist mir egal. Aber der Gedanke, dass Er Mia sieht, sie in den Armen hält, dreht mir den Magen um.
    »Bring mich fort von hier«, sage ich zu Val und packe ihren Arm.
    »Waren sie das?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Ich würde ihm am liebsten bei lebendigem Leib die Haut vom Körper reißen, nach dem, was er dir angetan hat. Du musst es jemandem sagen. Die Leute müssen es wissen.«
    »Ich kann nicht, Val. Ich kann nicht. Lass uns gehen. Bitte. Bitte.«
    Draußen muss ich mich übergeben.
    »Es ist nicht richtig«, sagt Val immer wieder. »Es ist nicht richtig. Es ist nicht fair.«
    Ich kann nichts sagen, selbst nachdem ich mich ein bisschen sauber gemacht habe. Ich halte mich an ihrem Arm fest, als wir zur Bushaltestelle gehen. Ich mag es, dass sie so aufgebracht ist. Es ist schön, jemanden an meiner Seite zu haben. Es ist schön, dass es ausgerechnet Val ist.
    Als ich neben ihr im Bus sitze, ist sie so taktvoll, nichts wegen Adam zu sagen. Sie hat etwas an sich. Sie versteht so viel.
    »Val«, sage ich. »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dass ich bleiben darf. Dass du dich für mich eingesetzt hast. Dass du den Mund gehalten hast wegen Adam – ich musste sie anlügen. Sie haben in dem besetzten Haus die Zeichnung von ihm gefunden. Es war das Erste, was mir eingefallen ist.«
    Sie schnaubt.
    »Ist schon okay. Adam würde bestimmt einen guten Dad abgeben. Ganz sicher. Eines Tages wird er mal einen sehr guten Ehemann abgeben. Kann ja gar nicht schiefgehen bei einem Dawson. Ist vielleicht manchmal ein bisschen ungestüm, genau wie mein Cyril und Terry, aber unter der Oberfläche sind die Dawsons solide.« Sie sieht starr geradeaus und ihre Hände fummeln an dem Verschluss ihrer Handtasche rum. Bestimmt wäre sie ruhiger, wenn sie jetzt eine rauchen könnte.
    »Val?«
    »Ja.«
    »Er kennt sie, stimmt’s? Adam kennt deine und meine und Mias Zahl, oder?«
    Sie seufzt.
    »Ja«, sagt sie vor sich hin, »er weiß sie, der arme Junge.«
    »Wäre es besser, sie auch zu kennen?«
    Da sieht sie auf einmal hoch.
    »Nein, Sarah. Wozu sollte das gut sein? Ist doch besser, dein Leben so zu leben, wie du es willst, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt.«
    Natürlich hat sie Recht, doch während der Bus dahinrollt, geht mir immer wieder derselbe Gedanke durch den Kopf. 01012028. Adam. Val. Ich. Mia. Wird irgendjemand von uns den 2. Januar erleben?

ADAM
    »Du hast es geschafft, Nelson, du bist ein Held!«
    »Du auch. Du warst in sämtlichen Medien. Vierzig Millionen Klicks auf YouTube.«
    Vierzig Millionen? Das ist ja Wahnsinn.
    »Wir schaffen es, Mann. Wir schaffen es!«
    »Ich muss los, Adam. Ich wollte nur noch mal von mir hören lassen, mich von dir verabschieden …«
    »Wo bist du, Mann? Bist du in Sicherheit?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann nicht lange reden – ich fürchte, sie hören mein Handy ab.«
    »Aber du hast London verlassen?«
    »Noch nicht.«
    »Nelson. Verschwinde. Jetzt gleich.«
    »Ja, mach ich. Aber du musst doch auch weg, oder?«
    »Ja. Muss nur noch ein paar Dinge regeln. Aber wir gehen. Nelson?«
    »Ja?«
    »Danke, Kumpel.«
    »Schon gut. Wir haben was Gutes geschafft. Wir …«
    Die Leitung bricht ab. Ich rufe sofort zurück, aber nichts, kein Anrufbeantworter, gar nichts.
    »War das dein Freund?«, fragt Oma.
    »Ja, aber wir sind unterbrochen worden.«
    »Kommt schon mal vor.«
    »Ja. Wahrscheinlich. Er hat gesagt, er wird

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