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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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abgehört. Auf dem Handy. Glaubst du, sie haben ihn geschnappt?«
    »Nein, ist nur dieses beschissene Telefonnetz. Mach dir keine Sorgen, Adam.«
    »Ich will nicht, dass ihm was passiert. Er hat sich für mich eingesetzt.«
    »Du darfst dir aber keine Sorgen um ihn machen. Wir müssen uns jetzt auf andere Dinge konzentrieren.«
    Oma nickt mit dem Kopf in Sarahs Richtung. Sie sitzt wie ein Zombie auf dem Sofa, den Blick auf die Glotze geheftet, obwohl sie gar nicht richtig zuschaut. So ist sie schon, seit sie mit Oma vom Polizeirevier zurückkam. Oma und ich haben versucht, sie aufzumuntern, doch sie ist völlig fertig, spricht kaum.
    »Wir kriegen sie zurück, Sarah. Bestimmt. Wenn sie nicht erlauben, dass du sie wiederbekommst, dann werden sie dir zumindest erlauben, Mia zu besuchen, und bei der Gelegenheit können wir sie … mitnehmen.«
    Oma wedelt mit den Händen und versucht, mich zum Schweigen zu bringen. Sarah sieht mich an.
    »Sie werden mir nicht mal erlauben, sie zu besuchen«, sagt sie mit Bitterkeit in der Stimme. »Für eine Ewigkeit nicht. Vielleicht für immer. Und ich weiß nicht mal, wo sie ist. Jedenfalls nicht genau.«
    »Wir können uns ja was überlegen …«
    Sie wirft mir einen Blick zu, der so deutlich sagt »Halt die Klappe«, als würde sie es mir ins Gesicht schreien. Also schweige ich. Ich sitze in einem Sessel und tu auch so, als ob ich fernsehe. Wir haben den Nachrichtenkanal an, der Bilder von den verschiedenen Bahnhöfen für Reisebusse und Züge in London zeigt. Es folgt ein unbestätigter Bericht, dass jemand in der U-Bahn zusammengebrochen sei. Allmählich breitet sich in der Stadt Panik aus.
    Das wollte ich nicht. Dass Menschen bei dem Versuch, aus der Stadt zu kommen, verletzt werden. Das war nicht meine Absicht.
    Das Bild wechselt zum Gehweg an der U-Bahn-Station King’s Cross. Jemand wird auf einer Bahre herausgetragen. Das Gesicht ist abgedeckt.
    »O mein Gott! Das ist nicht gut. Das ist nicht gut!«
    »Es ist nicht deine Schuld, Adam«, sagt Oma. »Du darfst dich nicht dafür verantwortlich machen.«
    Ich bin aufgesprungen.
    »Natürlich ist das meine Schuld! Ich hab das angezettelt! Ich hab es geschafft, dass halb London versucht, die Stadt zu verlassen.«
    »Die Menschen müssen vorsichtig sein, auf sich selbst aufpassen.«
    Zwei Schritte und ich bin da, wo Oma steht.
    »Halt die Klappe, Oma! Was ist, wenn alle andern Recht haben und das Ganze nur ein Hirngespinst in meinem Kopf ist? Was, wenn ich spinne, wenn ich geistesgestört bin? Wenn am 1. Januar nichts geschieht? Und bloß jetzt Leute sterben, weil sie versuchen, vor etwas zu fliehen, das gar nicht passiert.«
    »Beruhige dich, Schatz, beruhige dich.«
    Alles, was sie sagt, macht es nur schlimmer. Ich dachte, sie würde mich verstehen, aber das tut sie nicht. Wenn sie mich verstehen würde, könnte sie nicht sagen, ich soll mich beruhigen.
    »Sag das nicht. Das Ganze ist in meinem Kopf, Oma. Es ist in mir. Dieser ganze Mist. Ich dachte, ich könnte etwas Gutes tun, und jetzt verwandelt es sich in etwas Schreckliches. Ich will das nicht! Ich will nicht, dass Menschen sterben. Wieso? Wieso sterben sie, Oma?«
    Sie macht einen Schritt nach hinten, doch ich kann nicht aufhören zu schreien. Es ist so viel Wut in mir. Es ist, als ob auf einmal der Korken aus der Flasche schießt.
    »Ich töte Menschen, Oma. Ich töte sie. Das wollte ich nie. Ich …«
    »Adam, schau. Schau.« Es ist Sarah. Ihre Stimme bringt mich zum Schweigen. »Schau, wer da spricht.«
    Die Szene hat von King’s Cross zum Premierminister gewechselt.
    »O Gott, nicht der«, knurrt Oma.
    »Psst …«
    »Der war schon in der ersten Wahlperiode eine Null. Weiß der Teufel, wieso sie den noch mal gewählt haben, diesen aufgeblasenen Trottel.«
    »Oma, halt mal die Klappe, ich will das hören.«
    Ich setze mich auf die Lehne von Sarahs Sofa.
    »Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen. Es ist mir eine Gewohnheit geworden, an Neujahr zu Ihnen zu sprechen, auf die vergangenen zwölf Monate zurückzuschauen und einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen. Ich spreche schon heute zu Ihnen, ein bisschen früher als sonst, um zur Ruhe zu mahnen.« Sein Gesicht ist gerötet, der kahle Kopf glänzt von den Scheinwerfern. »Ich weiß, Sie werden die Gerüchte gehört haben, dass London eine Krise bevorsteht. Ich möchte Ihnen aber versichern, dass das nicht stimmt.«
    »Schau dir seine Hände an. Er kann sie nicht stillhalten. Er lügt.«
    »Halt den Mund,

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