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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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der Stimmen, die du hörst, der Zahlen, die du siehst, und deiner ganzen Familiengeschichte. Deiner Mutter und so. Wir könnten dafür sorgen, dass du in Behandlung kommst.«
    Ich schaue weg.
    »Wir müssen nur wissen, wo Nelson ist, das ist alles.«
    Ich hasse, was sie sagen, und ich habe Angst um Nelson. In was hab ich ihn reingezogen? Ich schaue dem Typen fest in die Augen.
    »Ich werde es Ihnen nicht sagen«, erkläre ich. »Nelson ist ein Held. Er ist zehnmal so viel wert wie Sie. Er hat die Menschen erreicht. Er hat sie aufgescheucht. Sie haben nichts gemacht. Sie wussten Bescheid und haben nichts unternommen. Ich werde nichts sagen, und wenn sie mir die Fingernägel ausreißen.«
    Da lacht er.
    »So was tun wir nicht, nicht in diesem Land.« Er macht eine Pause. »Leider.«
    Die beiden tauschen ein Lächeln. Ich nehme an, das ist ihre Vorstellung von Witz. Ich würde ihnen das Lächeln am liebsten aus dem Gesicht löschen. Ich will, dass sie gehen.
    »Ich weiß nicht, wieso Sie Ihre Zeit mit mir vergeuden«, sage ich und schaue ihnen fest in die Augen, erst dem einen, dann dem andern. »Sie sollten selber auf der Autobahn sein. Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Der Ältere sieht mich schräg an.
    »Klingt nach einer Drohung.«
    »Das ist keine Drohung, Mann, ich sage bloß, was ich sehe.«
    Er schiebt seinen Stuhl scharrend nach hinten und geht zur Tür.
    »Bring ihn weg«, sagt er draußen zu einem Bullen. »Bring ihn weg.«

SARAH
    Val kommt kurz nach Mitternacht heim. Sie sieht erschöpft aus, die Haut um die Augen ist schlaff, der Mund zu einer grimmigen schmalen Linie zusammengepresst.
    »Sie haben ihn angeklagt. Und es heißt, er kommt in ein Heim für jugendliche Straftäter, eine scheiß Ewigkeit weg von hier. Weiß der Himmel, wie ich ihn da besuchen soll.«
    Ich helfe ihr aus dem Mantel und setze den Kessel auf. Das Buch liegt auf dem Küchentisch. Sie scheint es nicht zu sehen, konzentriert sich darauf, ihre Zigarette anzuzünden. Das Feuerzeug hat fast kein Gas mehr und sie schnippt immer heftiger daran.
    »Mach schon«, knurrt sie mit aus dem Mundwinkel hängender Zigarette. »Jetzt mach endlich, du verdammtes Ding. Wieso zündest du denn nicht?«
    »Irgendwo liegt noch eins. Hier …« Ich schnappe mir ein neues, das auf der Mikrowelle liegt, zünde die Flamme und halte sie an das Ende der Zigarette. Sie umklammert das alte Feuerzeug so fest, als wollte sie es zerquetschen. Ich nehme es ihr vorsichtig aus der Hand und lege es auf den Tisch neben Adams Buch. Und da sieht sie es.
    »Woher hast du das?«
    »Ich hab’s gefunden. Unter seinem Bett. Ich hab nicht gesucht oder so. Ich hab es einfach gesehen.«
    »Weißt du, was das ist?« Ihre Haselnussaugen forschen jetzt misstrauisch in meinen.
    »Ja.«
    »Hast du’s gelesen?«
    Ich kann sie nicht anlügen. Sie sieht in mich hinein.
    »Ein bisschen.« Genug. Zu viel. Meine Zahl. Mias. »Und du?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Nein. Will ich auch nicht. Na ja, ich will schon, aber ich tu’s nicht.«
    Ich weiß genau, was sie meint.
    »Sarah«, sagt sie, »lass es verschwinden.«
    »Was?«
    »Wir müssen es beseitigen. Er hat auch so schon genug Probleme. Ist sicher nicht gut für ihn, wenn sie es finden. Hier …« Sie nimmt das neue Feuerzeug und streckt es mir entgegen. Sie will, dass ich das Buch verbrenne.
    »Es ist Adams. Es ist persönlich.«
    »Steht irgendwas über den Jungen drin, diesen Junior?«
    Gewalttätig, ein Messer, der Geruch nach Blut, Übelkeit, 06/12/2027.
    »Ja. Ja, es steht was drin.«
    »Dann tu’s. Verbrenn es, Sarah. Ich weiß, dass er es nicht getan hat. Er hat es mir gesagt und ich glaube ihm. Ich fürchte, sie haben etwas in seinem Computer gefunden, aber das hier bringt ihn ins Gefängnis. Das hier kann ihn sogar den Kopf kosten. Die Todesstrafe gilt ab sechzehn. Sie könnten ihn drankriegen, Sarah. Meinen herzensguten Jungen.«
    Ich nehme ihr das Feuerzeug ab und schau mich um. Der Mülleimer ist aus Plastik, das geht also nicht. Ich kann nicht nach draußen, weil da die ganze Presse versammelt ist. Ich brauche keine beschissenen Zuschauer und ich will nicht, dass eine Kamera festhält, wie ich Beweismittel vernichte. Es bleibt nur das Spülbecken.
    Ich nehme das Notizbuch mit einer Hand hoch und halt das Feuerzeug drunter, richte die Flamme auf eine Ecke. Es braucht nicht lange, bis sie Feuer fängt. Ich halte das Buch so lange fest, wie ich kann, doch als die Flammen meine Fingerspitzen erreichen, lass ich das

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