Denk doch, was du willst
bevorzugt über Bilder anzusprechen war, kann heute – warum auch immer – plötzlich den Audiokanal bevorzugen. Ich selbst bin jemand, der einen Text sofort in Erinnerung behält, wenn er mir über einen Vortrag präsentiert wird. Sobald ich etwas nur lese, muss ich mich viel stärker auf den Inhalt konzentrieren, um ihn erfassen und behalten zu können. Früher war das anders, da bevorzugte ich das Visuelle.
Um Ihr Gegenüber, was das angeht, einzuschätzen und leichter erreichen zu können, müssen Sie es immer wieder genau beobachten. Welche Aspekte Sie am besten im Auge haben und welche Rückschlüsse Sie daraus ziehen können, steht unter anderem detailliert in meinem Buch «Ich weiß, was du denkst».
Mit Hilfe der Texte, die dasselbe Haus verschiedenartig beschreiben, können Sie überprüfen, welcher Kanal geradevon Ihnen bevorzugt wird. Angenommen, das Haus eins hat Ihnen am besten gefallen. Dann liegt Ihre Präferenz gerade im visuellen Bereich. Falls das zweite Haus Sie am meisten angesprochen hat, dann bevorzugen Sie momentan den auditiven Kanal. Begeisterung beim vermeintlichen dritten Haus heißt: Der kinästhetische Kanal ist gerade eingeschaltet.
In diesem Phänomen ist auch einer der Gründe zu suchen, warum einige Redner mit demselben Inhalt einer Rede besser ankommen als andere. Wenn ich bei einem Vortrag oder bei einem Seminar eine Gruppe von Menschen vor mir sitzen habe, dann möchte ich natürlich alle gleichzeitig erreichen: Schließlich bin ich eine Rampensau und noch dazu eitel. Das mache ich mit mehreren Hilfsmitteln:
Ich versuche, schon in dem Moment in der Stimmung zu sein, in die ich meine Zuschauer versetzen will: «Alle Macht kommt von innen.»
Ich weiß schon vorher, was ich meinem Publikum mit teilen will. Ich habe also eine Haltung zu meiner Aufgabe entwickelt. Als dieser Punkt einmal bei einem Seminar zur Sprache kam, haben einige Teilnehmer gelächelt und angemerkt, dieser Aspekt sei doch selbstverständlich. Leider ist das ein Trugschluss. Ich glaube, von Gerhard Polt stammt der Ausspruch: «Weil er nichts zu sagen hatte, redete er fünfzig Minuten lang.» Und das zeigt exakt, worum es gehen muss.
Ich versuche immer, vor einer Gruppe alle Kanäle anzu sprechen , um jeden zu erreichen.
Gefühle lesen
Paul Ekman hat auf diesem Feld so erfolgreich geforscht wie kaum ein Zweiter. Seine Analysen konnten beispielsweise belegen, dass unsere Gesichter ausnahmslos zeigen, was wir fühlen. Denn es gibt eine direkte Verbindung zwischen unseren Emotionen und unserem Ausdruck. Das eine beeinflusst das andere. Zwischen Gefühlen und unseren Worten besteht so eine Verbindung nicht. Aus diesem Grund kann mit dem Mund gelogen werden, mit dem Gesicht jedoch nicht.
Charles Darwin meinte, dass Gefühle an Funktion, an Wichtigkeit verlören, weil sich die Menschen zu höheren Wesen weiterentwickelten. Heute wissen wir, dass Gefühle die Grundlage jeden Handelns sind. Alles, was uns wichtig ist, ist mit einer bestimmten Emotion verknüpft. Jeder Gedanke, ja auch jede noch so rationale Überlegung. Deshalb gelingt denjenigen, die wissen, wie ihr Gegenüber emotional drauf ist, ein Einblick in dessen Innerstes. Das wirkt unter Umständen so überzeugend, als könnten sie förmlich Gedanken lesen. Die Gefühle anderer zu erkennen hat deshalb einen unschätzbaren Wert.
Emotionen enträtseln und für Aufsehen sorgen
Ich liebe Gesichter. Gut, es kommt auf das jeweilige Gesicht an, aber generell stehe ich drauf und bin fasziniert davon. Das sind wir übrigens alle. Wenn Sie das nicht glauben können, dann schauen Sie doch mal in Ihr Portemonnaie. Dort finden sich wahrscheinlich Fotos von den von Ihnen geliebten Menschen. Es sind ganz sicher ihre Gesichter zu sehen und nicht unbedingt ihre Füße.
Vor einigen Jahren hörte ich eine Geschichte, die das wunderbar verdeutlicht: In England gab es an einer der bekanntesten Universitäten angeblich einst einen sehr profilierten Professor mit einem geheimen Spleen. Er liebte es, splitternackt im Fluss zu baden. Eines Tages kühlte er sich wieder einmal so ab und hörte hinter der nächsten Biegung, wie ein Ruderboot sich näherte. Er glaubte, zwei der Stimmen der Ruderinnen wiederzuerkennen. Es waren wohl zwei seiner Doktorandinnen, wenn ihn nicht alles täuschen sollte. Er musste sich also dringend etwas einfallen lassen, damit seine verrückte Leidenschaft auch weiterhin geheim bliebe. Er schwamm also so schnell er konnte zum Flussufer und
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