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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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niemandem sagen: ›Jetzt schalte mal dein höheres Bewusstsein ein.‹« Das fMRI zeichnet ein feineres Bild der Gehirnaktivität als das EEG. Czisch sah, dass beim Übergang vom normalen REM-Traum in die Luzidität nicht nur der präfrontale Cortex , sondern auch der parietale und der temporale Cortex anspringen. Das sind Regionen, die für das Arbeitsgedächtnis und den Stream of consciousness zuständig sind, also das reiche bewusste Erleben über den Moment hinaus.
    Und noch etwas Wichtiges fand Czisch: Die Bereiche, die im Klartraum anspringen, sind exakt jene, die im menschlichen Gehirn im Vergleich zum Gehirn von Makaken am stärksten vergrößert sind. Dagegen verändert sich die Aktivität in den Zentren für Riechen und Schmecken sowie im primären visuellen Cortex nur geringfügig – sie sind bei Menschen und Makaken sehr ähnlich geblieben. Im Klartraum kann man also den gefühlten Unterschied zwischen Menschen und Affen erleben. Das stützt die These, dass wir im Klartraum vom Primärbewusstsein zum Sekundärbewusstsein aufsteigen. Und es zeigt, dass Schlafen kein homogener hirnphysiologischer Prozess ist, sondern ein buntes Durcheinander. Die Vielfalt an funktionalen Gehirnzuständen und Bewusstseinszuständen im Schlaf übertrifft die Spannweite der Wachzustände bei Weitem. Im Schlaf werden wir zu Kindern, Künstlern, Psychotikern, manchmal zu Zombies, manchmal zu Affen und dann zu Menschen. Das Bett ist somit mehr als eine Ruhestätte, es ist ein Bewusstseinslabor.
    Manche Menschen schaffen es nie in einen Klartraum. Anderen Menschen, speziell künstlerisch oder spielerisch veranlagten, kommen Klarträume von selbst. Einige machen es sogar zu ihrem Hobby und steigern sich so hinein, dass sie der Klartraumwelt mehr Bedeutung beimessen als der Wirklichkeit. Es gibt mittlerweile mehrere Internet-Foren, in denen Klarträumer sich austauschen.
Schwarze Löcher, Zeitreisen und Klarträume
    Der amerikanische Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman, der sich mit Quantenphysik, Schwarzen Löchern und Zeitreisen beschäftigte, erzählt in seinen Memoiren Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman! , wie er als Physikstudent an der Elite-Hochschule MIT in Boston zufällig auf das Klarträumen stieß. »Ich interessierte mich nur für Naturwissenschaft. In nichts anderem war ich gut.« Doch am MIT musste jeder Student auch Kurse in Geisteswissenschaften belegen, also besuchte Feynman einen Philosophiekurs. Für seine Semesterarbeit wollte er an sich selbst erforschen, was beim Schlafen mit dem Bewusstsein geschieht. Ein paar Wochen später wurde er sich in einem Traum bewusst, dass er gerade träumte. Er probierte ein bisschen herum, übernahm die Regie und träumte sich Mädchen in Bikinis herbei. Nach dem Aufwachen schrieb er seine Erfahrungen in die Semesterarbeit, und dann ließ er es gut sein mit dem Klarträumen. Andere aber bleiben dabei. Journalisten schreiben Artikel in Klarträumen, Schachgroßmeister spielen Eröffnungsvarianten durch, Tänzer feilen an ihren Sprüngen …
    Ein Informatiker erzählte Stephen LaBerge, dass er Programmierprobleme, an denen er festsitzt, oft im Klartraum lösen kann: »Ich träume, dass ich in einem Salon sitze. Neben mir sitzt Einstein, mit weißem, buschigem Haar, in Fleisch und Blut. Wir sprechen über das Programm, zeichnen Flussdiagramme auf eine Tafel. Irgendwann sagt Einstein: ›Der Rest ist Geschichte‹, verabschiedet sich und geht ins Bett. Ich nehme mir vor, die Diagramme auf der Tafel beim Aufwachen zu erinnern.« Wenn er dann tatsächlich aufwacht, greift er zu Stift und Papier auf seinem Nachttisch. »Ich schreibe, so schnell ich kann. Zu 99 Prozent stimmt es.«
    Der Freiburger Sportwissenschaftler Daniel Erlacher hat untersucht, wie Sportler das Klarträumen zum Training nutzen können. Er fand heraus, dass komplexe Bewegungen im Klartraum so wirkungsvoll geprobt werden können wie im Wachen – obwohl der Träumer sie nicht wirklich ausführt. Sogar Krafttraining im Klartraum macht stärker: Erlacher ließ seine luziden Probanden im Traum Kniebeugen machen. 12 Ihr Puls ging daraufhin hoch, und ihre Muskeln legten an Kraft zu. Das liegt an der intramuskulären Koordination, die sich auch dann verbessert, wenn die Bewegung nur geträumt ist: Die Muskelfasern arbeiten

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