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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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durchführen, schwer zu akzeptieren. Wie wir gesehen haben, kann es dazu führen, dass sich Hunderte oder Tausende von Menschen sinnlosen (aber riskanten) Operationen unterziehen. In den USA werden nur sehr wenige chirurgische Eingriffe wissenschaftlich überprüft. Deshalb wissen wir bei vielen Operationen eigentlich gar nicht, ob sie wirklich eine Heilung bewirken oder ob sie, wie viele ihrer Vorläufer, lediglich einen Placeboeffekt haben. Es kann also sein, dass wir uns häufig Behandlungsmethoden oder Operationen unterziehen, die bei genauerer Prüfung aufgegeben würden. Lassen Sie mich dazu eine Geschichte aus meinem eigenen Leben erzählen, bei der es um eine mir wärmstens empfohlene Behandlungsmethode geht, die für mich aber, wie sich herausstellte, letztlich eine schmerzhafte Erfahrung war.
    Ich lag bereits zwei lange Monate mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus, als meine Physiotherapeutin mit aufregenden Neuigkeiten zu mir kam. Für Patienten wie mich gebe es eine Hightech-Kleidung, den sogenannten Jobst-Anzug, der wie eine zweite Haut sitze und dadurch Druck auf das bisschen eigene Haut ausübe, das mir geblieben war, so dass sie besser heilen könne. Er werde nur in einer Fabrik in Irland und in einer in Amerika hergestellt. Einen solchen, mir gewissermaßen auf den Leib geschneiderten Anzug sollte ich bekommen. Ich würde Hose, Hemd, Handschuhe und eine Gesichtsmaske tragen müssen, sagte sie, und diese würden, da sie hauteng anlägen, fortwährend auf meine Haut drücken und sie, wenn ich mich bewegte, leicht massieren, wodurch die Rötungen abklängen und überschüssiges Narbengewebe abgeflacht würde.
    Ich war begeistert! Shula, die Physiotherapeutin, erzählte mir immer wieder, wie wunderbar der Jobst-Anzug sei. Esgebe ihn in verschiedenen Farben, und vor meinem geistigen Auge erschien sofort ein Bild, wie ich von Kopf bis Fuß in einem hautengen blauen Spiderman-Anzug stecke. Aber Shula klärte mich auf, dass es nur zwei Farben gab: braun für Menschen weißer Hautfarbe und schwarz für Dunkelhäutige. Da die Leute sofort die Polizei alarmierten, wenn eine Person mit einer Jobst-Gesichtsmaske eine Bank betrat, weil sie einen Bankräuber vermuteten, werde jeder Gesichtsmaske in der Fabrik ein Schild mit einer kurzen Erklärung beigelegt, das man auf den Brustbereich heftet.
    Statt mich abzuschrecken, ließen mir diese neuen Informationen den Anzug noch sympathischer erscheinen. Ich musste lachen. Sicher würde es Spaß machen, durch die Straßen zu laufen und praktisch unsichtbar zu sein. Außer Mund und Augen würde niemand etwas von mir sehen. Vor allem würde niemand meine Narben sehen.
    Beim Gedanken an diese seidige Körperhülle hatte ich das Gefühl, bis zum Eintreffen des Jobst-Anzugs jeden noch so schlimmen Schmerz ertragen zu können. Die Wochen vergingen. Und dann war es so weit. Shula kam, um mir beim ersten Anziehen zu helfen. Wir begannen mit der Hose. Sie nahm sie in ihrer ganzen braunen Pracht aus der Verpackung und begann, sie mir über die Beine zu ziehen. Aber das Material fühlte sich keineswegs seidig an, nicht wie etwas, das meine Narben sanft massieren, sondern eher wie grobes Leinen, das an meinen Narben zerren würde. Dennoch war ich keineswegs enttäuscht. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, von oben bis unten in diesem Anzug zu stecken.
    Bald stellte sich heraus, dass ich etwas zugenommen hatte, seit man für den Anzug Maß genommen hatte (ich bekam täglich 7000 Kalorien und 30 Eier, um den Heilungsprozess zu unterstützen). Der Jobst-Anzug passte nicht besonders gut.Aber ich hatte lange darauf gewartet. Mit einigem Dehnen hier und da und einer Menge Geduld auf beiden Seiten hatte ich schließlich alle Teile angezogen. Das Hemd mit den langen Ärmeln drückte sehr auf meinen Brustkorb, die Schultern und Arme, ebenso die Maske auf mein Gesicht. Die lange Hose reichte von meinen Zehen bis zum Bauchnabel. Und dann noch die Handschuhe. Die einzig sichtbaren Teile von mir waren die Zehenspitzen, die Augen, die Ohren und der Mund. Alles andere war unter dem braunen Jobst-Anzug verborgen.
    Es kam mir vor, als würde der Anzug mit jeder Minute enger. Und es war sehr heiß darin. Meine Narben waren schlecht durchblutet, die Hitze verstärkte die Durchblutung und ließ sie noch viel mehr jucken. Selbst das Schild mit dem Hinweis, dass ich kein Bankräuber sei, war eine Enttäuschung. Er war in Englisch, nicht in Hebräisch, und für mich daher ziemlich nutzlos. Mein

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