Denken Mit Dem Bauch
- wir machen ihn fix und fertig.
Das gibt es nicht? O ja… das gibt es jeden Tag. Man muss nicht einmal lange suchen.
Zum Beispiel: Menschen wählen einen Partner oder heiraten, weil sie einer Bauchentscheidung folgen. Wer heiratet, geht (in der Regel) davon aus, dass er ein Leben lang mit dem Partner
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zusammenbleibt (bleiben möchte). Kein Ehekandidat ist sich im Moment der großen Liebe darüber klar, dass er oder sie rein statistisch vermutlich nach sieben Jahren geschieden ist und vor einem finanziellen, sozialen, psychischen oder gar physischen Desaster steht.
Die Verliebten springen sozusagen auf den Buckel des
anderen, weil der Bauch nickt und sagt: »Okay, mit dem kannst du ein Leben lang…« Mitten im Bach stechen sie zu, lügen, betrügen, gehen fremd, wenden sich irgendwie vom anderen ab.
Der andere geht unter, ersäuft. Sie ersaufen zwar nicht immer mit, aber manchmal. Von diesem Bauchphänomen lebt ein
ganzer Berufsstand: die Scheidungsanwälte, die zuständig sind für die Aufräumarbeiten im schmutzigen Wäschekorb oder aber für das »Fertigmachen« des jeweils anderen - je nachdem, wie der Bauch denkt und entscheidet. Fragt man ein solchermaßen gebeuteltes Scheidungsopfer, wie es ihm geht, kommt die stereotype Antwort: »Danke, jetzt geht es mir viel besser. Der Typ (die Frau) war der größte Irrtum meines Lebens. Ich bin so heilfroh, dass ich ihn/sie los bin.«
Konnten sich die ehemals Liebenden damals nicht logisch entscheiden? Fehlte es ihnen an Informationen? Befanden sie sich im Zustand des temporären, partiellen Irrsinns, als sie heirateten? War ihre Wahrnehmung verzerrt? Konnte man das kommende Desaster nicht absehen?
Ja. Alles zusammen.
Der Bauch hatte seine Intuitionsprogramme befragt, dann entschieden und den Kopf über seine Entscheidung lediglich informiert. Vielleicht hat der Kopf auch mal kurz gegen die Entscheidung rebelliert. Aber der Bauch hat sich durchgesetzt und dem Mandelkern des Kopfhirns ganz klar gesagt, was hier Sache ist, basta.
Besonders gut gefällt mir dazu die Szene in einem TV-
Spielfilm: Alle Hochzeitsgäste sind in der Kirche versammelt.
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Braut und Bräutigam stehen vor dem Altar. Der Pfarrer fragt die göttliche Frage: »Willst du…«, und so weiter. Und die Braut sagt: »Nein, ich hab's mir gerade anders überlegt…» Das wäre dann auch eine reine Bauchentscheidung, last minute,
sozusagen. Die Eltern, die Gäste, der Pfarrer, alle sind ernstlich erschüttert. Der Brautvater völlig verzweifelt zur Braut: »Mein Gott, Kind, überleg doch mal, was du da tust?«
»Ich hab da so 'n komisches Gefühl im Bauch«, sagt die Braut und geht. Sie hat sich halt geweigert, den Skorpion auf dem Buckel ans andere Ufer zu transportieren, weil es da angeblich die besseren Fliegen gibt.
Zugegeben, es gibt auch genügend Beispiele, in denen es gut geht. Aber dieses illustriert ganz wunderbar, wie dramatisch Bauchentscheidungen sein können, zeitlich »unpassend«, ungeachtet aller Konventionen ablaufend.
Zum Schluss der Fabel nennt der Skorpion den Frosch
»Fröschlein«. Also war der Skorpion bei der Erfüllung seines Programms gelöst und zufrieden, er lächelte. So ähnlich geht es uns Menschen auch - ist unser Bauchprogramm erfolgreich abgelaufen, sind wir zufrieden.
Und einen Fährpreis haben die beiden vereinbart: zwei Käfer.
Wie im wirklichen Leben. Auch wir Menschen zahlen mitunter einen anständigen Preis für das in Aussicht Gestellte bzw. wir erhalten einen solchen Preis. Doch ungeachtet dessen stechen wir zu, sobald unser Programm aktiv wird -Erlass oder Rückerstattung der Kosten ausgeschlossen.
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Wenn der Bauch nicht will, kann der Kopf nichts machen Nicht nur der Skorpion in der Fabel folgt einem fixierten Entscheidungsprogramm, einer übergeordneten »Intuition«, ob er will oder nicht. Auch wir Menschen folgen unseren ganz persönlichen Programmen, die im Wesentlichen in unserer DNA installiert sind. Diese Installationen sind erstens genetisch bedingt und einfach nur ererbt. Zweitens werden die ererbten Installationen in der frühen Kindheit, in der frühen
Jugendlichkeit und im jungen Erwachsensein durch unsere Erfahrungen und die Einflüsse von außen ergänzt, manchmal auch ein wenig verändert. Der »Quellcode« allerdings, das Grundmuster des Intuitionsprogramms, bleibt identisch, ein ganzes Leben lang.
So ist unsere »DNA-Festplatte« gewissermaßen
schreibgeschützt und nur die zugelassenen Änderungen werden
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