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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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dritte nehme er sich selbst, und er schien auch, wenigstens im Anfangej sehr vergnügt. Späterhin soll sie ihm zuviel Eleganz und zu sehr den Ton der großen Welt angenommen und ihn daher nicht so glücklich gemacht haben, als er es wünschte und hoffte. Denn er Hebte ein hausväterhch bürger-liches Leben und wußte, wie es sich im Kongreßwinter zeigte, sehr wohl den Patriarchen seiner zahlreichen Familie mit der Majestät und Würde eines der ersten europäischen Monarchen zu vereinigen.
    In jenem Fasching 1808 dauerten indessen, noch die Flitterwochen dieser Ehe, und alles bestrebte sich, der jungen, reizenden und liebenswürdigen Monarchin zu huldigen. Auf einer glänzenden Freiredoute^^^), in welcher alles in möglichster Pracht erschien, zeigte sich auch ein überaus herrlicher Maskenzug, die Hul-digung oder ich weiß nicht, welche Feierlichkeit eines indostanischen Sultans vorstellend. Personen des höchsten Adels bildeten den Zug, und alles strahlte von Gold und Edelsteinen. Die verstorbene Fürstin Col-loredo-Mansfeld^^^), eine sehr edle Gestalt, welche die Rolle der Sultaninmutter hatte, war ganz mit Diamanten bedeckt, ja, es schien, als wäre ihr das Stützen auf eine ihrer Begleiterinnen nicht bloß des Anstandes, sondern der Last von Diamanten wegen notwendig, unter welcher sie kaum das Haup.t gerade tragen konnte. Der Sultan selbst war, ich weiß nicht warum, noch ein Kind und wurde von dem, damals bildschönen und kaum zehn- oder zwölfjährigen Grafen Arthur Woyna'*^^ vorgestellt, der auf einem Palankin getragen, vor welchem die Mutter herging, in seiner kindlichen Schönheit und asiatischen Herrscherpracht den interessantesten Teil des Zuges bildete.
    Dieser Maskenzug (aber ohne Larven) schritt lang-sam, zum großen Vergnügen der versammelten Menge, durch die Säle bis an den Platz, wo der Hof sich be-fand, und hier überreichte der Sultan oder seine Mut-ter der neuvermählten Kaiserin einen Strauß aus Blumen, nach den Anfangsbuchstaben ihres Namens gewunden und ein Gedicht unsers Heinrich CoUin dazu^^*), das die Blumen auf eine ebenso sinnreiche als schmeichelhafte Weise erklärte.
    Diesem öffentlichen Feste folgten noch mehrere; es war, wie gesagt, eine glänzende Zeit, und als sie zu Ende war, dachte Frau von Stael, der man sich alle Ehre zu erweisen und sie an allem Sehenswürdigen Anteil nehmen zu lassen bemühte, auch daran, mir einen Gegenbesuch — den ersten und letzten — am Aschermittwoch^'*^) zumachen, und die Weise, wie sie mich im Zirkel meiner gewöhnHchen Abendbesuche fand,, sowie die Zeit und ganze Art ihrer Erscheinung war darnach, um ihr und mir deutlich zu zeigen, wie wenig Zusammenstimmendes sich zwischen uns fand. Als die zahlreichen Damen, welche die gewöhnliche Abendgesellschaft meiner Mutter ausmachten, ver-nahmen, daß Frau von Stael an jenem Mittwoch abends kommen würde, wollte jede sie sehen, wie man etwa ein fremdes Tier ansieht; denn nur wenige unter ihnen waren gebildet genug, um sich in eine Konversation mit dieser Frau einzulassen, und unter diesen, welchen 'es wohl nicht an Geisteskultur und Artigkeit mangelte, war doch keine der französischen Sprache so mächtig, um ein Gespräch mit Frau von Stael hinlänglich ge-wandt zu führen.
    Auch ich fühlte mich in diesem Punkte geniert, ob-gleich ich mich ziemlich geläufig auszudrücken geübt
    war; aber es ist ganz etwas anderes, eine Sprache zu reden, in der man zu denken gewohnt ist, und sich eines Idioms bedienen zu müssen, dessen Ausdrücke sich nicht freiwillig und sogleich unserm Geiste darbieten. Am schwersten ist es dann, sich über Gedanken, Mei-nungen, literarische Gegenstände usw. auszusprechen, besonders einem so brillanten Geiste wie Frau von Stael gegenüber, welche, wie sie sich in ihren später erschienenen Lettres sur l'Allemagne äußert, unsere Konversation stets unbeholfen und zu langsam fand, und die Ursache sogar in dem Genius unserer Sprache sieht, weil wir stets das Zeitwort zuletzt setzen, und es daher unmöglich sei, jemand nach- den ersten Worten, zu unterbrechen535). In dieser Hinsicht hat ihr Frau von Fouque sehr richtig in einer kleinen Schrift ^^ß), die bald nach jenem Buche sur l'Allemagne erschien, geantwortet: daß Frau von Stael nie vergessen sollte, wenn sie über den Mangel an lebhafter Konversation. in Deutschland klagt, daß die Deutschen so artig waren," als sie sich unter uns befand, ihre Sprache milf ihr zu sprechen, in welcher wir freilich ihr an Leichtigkeit und

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