Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
Vom Netzwerk:
prunk-loser Lebensweise einen großen Teil seiner Besoldung zur sukzes-siven Befriedigung der Gläubiger (vgl. seine Verlassenschaftsab-bandlung, II, Anm. 557)."

    Urteilen besonnener Mann (vgl. II, S. 43), der nur für sein Amt und seine Familie lebte. Beinahe den ganzen Tag verbrachte er in seinem Bureau (vgl. II, S. 181) und selbst Krankheitsanfälle hinderten ihn nicht, dorthin zu gehen (vgl. II, S. 251). Diese große Arbeitsfreudigkeit, dieses Interesse an seinem Fach, das sich auch im Verkehr mit dem Gesandtschaftssekretär Lagrange äußerte (vgl. II, S. 2251, 227), war die Ursache, vi^arum Pichler bis zum Jahre 1815 beinahe gar keinen Urlaub nahm, sondern seine Urlaubs-zeit zu Dienstreisen verwendete (vgl. oben S. 500). Dieser Über-eifer gereichte ihm aber einige Male zum Verderben; so verkühlte er sich 1815 in Lilienfeld heftig und legte dadurch den Grund zu einem wiederholt auftretenden krampfartigen Unterleibsleiden (vgh II, S. 81 f., 251 ff., 360, 361 ff.), das in Verbindung mit einem bereits 1835 zum erstenmal aufgetretenen Schlaganfall (vgl. II, S. 3i8f.) am 17. September 1837 ^^ Baden seinen Tod herbei-führte (vgl. II, S. 361 ff.), dem er bereits 1810 in Guttenstein mit seinem Töchterlein ins Auge gesehen hatte (vgl. oben S. 377). 1816 hatte Überanstrengung ebenfalls eine Kränklichkeit im Ge-folge (vgl. II, S. 88 ff.), doch glichen seine Erholungsreisen, die er von 1815 ab zuerst nach Buchen (1815: II, S. 79), dann nach Zay-Ugröcz (1819:11, S. 143; 1821: II, S. 1485 1822: II, S. I56ff,), wo er sich 1821 durch einen Fall infolge seiner Kurzsichtigkeit ver-letzte (II, S. 148 f.), und später nach Baden (von 1822—1837) machte, immer wieder die Kränklichkeit aus, so daß Pichlers Ar-beitsfreudigkeit keine Einbuße erlitt. An eigentlichen Lustreisen unternahm er nur eine und zwar im Jahre 1825 nach Prag zu seiner Tochter, gleichzeitig seine Frau abholend und mit ihr auf der .Rückreise die ihm wertgewordene Familie Pereira in Schwarzenau besuchend (vgl. II, S. 207f., 2i3f.).
    Andreas Pichlers Ehe mit Karoline von Greiner war die denkbar glücklichste, trotzdem er Geschäftsmann und sie Dichterin war (vgl. 168, 232f.; II, S. 357; Hormayrs Taschenbuch, XXXIV, S. 121); war sie doch in erster Linie nur Hausfrau und Andreas, der selbst dichterisch fühlte, verstand seine Frau vollständig. Sie hatten das Glück, in langer, manchmal zwar sorgenvoller Ehe miteinander zu leben, die silberne Hochzeit feiern zu können (vgl. II, S. 147) und ihre Tochter, wenn auch nach zwei schmerzlichen Enttäuschungen (Grillparzer und Prokesch), in glücklicher Ehe mit Josef von Pelzeln verehelicht zu sehen. Freilich war dieses späte Glück nicht von lan-ger Dauer, doch die Enkel entschädigten die Großeltern für all das erlittene Leid und Ungemach. Andreas Pichler war ein treff-licher Gatte, der seiner Frau nicht nur betreffs ihrer Dichtungen ratend zur Seite stand (oben S. 499), sondern auch sonst ihr Rat-geber und ihre Stütze war. Als er dahingeschieden, da empfand

    sie erst so recht, was sie an diesem Manne besessen hatte. Mit Ihm war ihre Welt tot (II, S. 37of.), sie zog sich zurück*^ lebte dem Gedenken der vergangenen Tage und schrieb ihre „Denkwürdig-keiten", in denen ihr Mann freilich ihrer Mutter und ihrer Tochter gegenüber etwas in den Schatten tritt. Doch wo sie, besonders anläßlich seines Todes auf ihn zu sprechen kommt, da leuchtet sein Wert, seine Bescheidenheit (vgl. II, S. 293) und sein herrliches Gemüt (II, S. 368) voll und ganz durch. Dichterisch verherrlichte sie einst seinen Geburtstag (Am Geburtstage meines Gemahls: S. W. 2 XVI, S. 83f.; zuerst 1806, vgl. Anm. 383), worin sie ihm durch seine Tochter ihre Wünsche darbringt, und widmete ihm 1800 Nr. XXV (XXXII) ihrer „Gleichnisse" (Der bewachsene Stein. An meinen Gemahl: S. W. ^ XVIII, S. iioff.; über den Erstdruck vgl. Anm. 376).
    Die Zeitgenossen erkannten Andreas Pichlers Verdienste, die heute der Vergessenheit anheimgefallen sind, ebenfalls. Sein Lei-chenbegängnis am 19. September 1837 in Baden zeigte, wie sie ihn schätzten (vgl. II, S. 372ff.) und F. (L. A. Frankl) konnte seinen kurzen Nachruf auf Pichler (Der österreichische Zuschauer. Hg. von Ebersberg. Wien 1838. S. 1132; diesem folgte Wurzbach, XXII, S. 255) mit den Worten schließen: „Wie sehr sein Verlust empfunden worden, zeigte sich bei seinem Leichenbegängnisse, das dadurch wirklich zu einer ebenso rührenden als erhebenden Feierlichkeit geworden ist." Später wurden

Weitere Kostenlose Bücher