Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Diurnist beim Bücherrevi-sionsamt, wo er es 1803 zum zweiten Bücherrevisor brachte. Er widmete sich der Kritik auf dem Gebiete der Philosophie und Ästhe-tik, dichtete Sonette und war Bücherzensor (ein .Gutachten von ihm brachte K. Glossy, GrlUp. Jb. IX, S. 213 f.). Als Kritiker war er besonnen. Vgl. Wurzbach, XII, S. 208; Go^eke, VI, S. 5761.: 83. — Er verkehrte viel im Pichlerschen Kreis'p (oben S. 258, 260, 262), wo er angesehen war. Die Bekanntschaft hatte eine Rezension des „Olivier" (vgl. unten Anm. 508) 1802 vermittelt (Hormayr, Taschenbuch, XXXIV, S. 122). Als er starb Qänner 1810), war dort die Trauer um Ihn aufrichtig, vgl. oben S. 368f. und den schönen, warmen Nachruf, den ihm die Pichler widmete (S. W. ^ XVII, S. 79ff.; unten Anm. 619); wenn man Schnellers Worten an Andre Glaubjen beimessen darf (Schneller, Hinterlassene Werke, I, S. 340), so hätte Hormayr mittelbar an Köderls Tod die Schuld.
*'5) Julius Schneller (1777—1832), ein Straßburger, kam in jungen Jahren nach Wien, um hier seine Studien zu vollenden, und wurde dann Hofmeister beim Grafen von Sinzendorf, mit dem er auf Reisen ging. Wieder nach Wien zurückgekehrt, wurde er 1803, nicht im Frühjahr 1805, wie die Pichler (S. 265) meint, Professor der Geschichte am Lyzeum zu Linz, und während der Ferialzeit (Sonuner) führte ihn Köderl 1804 bei der Pichler ein, wo er sich bald allgemeiner Beliebtheit erfreute (oben S. 258, 260; vgl. ihren Brief an Streckfuß vom 21. VIII. 1806: K. Glossy, Wiener Commu-nal-Kalender, XXXII, S. 400). Mit Streckfuß bekannt, brachte er im August 1804 diesen dem Pichlerkreis zu (S. 261). Er munterte die Pichler auf, gleichzeitig mit Streckfuß die Idylle Ruth zu be-handeln (S. 263). 1806 kam er als Professor der Geschichte nach Graz. Er war ein sehr fruchtbarer und freimütiger historischer Schriftsteller; letzteres verfeindete ihn mit der Zensur, daher er, trotz wiederholter Versuche, an denen sich nebst anderen auch Andreas Pichler beteiligte (Schnellers Hinterlassene Werke, I, [Leipzig 1834], S. 273; II, S. 41), eine Versetzung nach Wien nicht durchsetzte, da man ihn als Josefiner ausgeschrien hatte. Er ging daher 1823 an die Universität Freiburg im Breisgau ab (vgl. Wurz-bach, XXXI, S. 45ff.; Goedeke, VII, S. 517: 10; E. Münch in Schnellers H. W. I, S. i ff., bes. S. 4f.). Sein Stiefsohn Prokesch-Osten, den Schneller an die Pichler empfahl (H. W. I, S. 271 Qänner 1817]), spielte später im Pichlerkreis eine Rolle (vgl. II, Anm. 253). Schneller und Karoline Pichler standen lange Jahre in anregendem, freundschaftUchem Briefwechsel (14 Briefe in Schnellers H. W. I, S. 261 ff.). Er empfahl ihr, die er 1817 eine treffliche Schriftstellerin und Mutter nannte (H. W. II, S. 13), der er Geschenke machte (H. W. II, S. 21), verschiedene Leute brieflich (H. W. I, S. 266, 268, 269, 274, 282), damit sie diese in ihre Abendzirkel aufnehme, und konterfeite die treffliche Gattin und Mutter mit in seinem Sonettenzyklus „Weiblichkeit" (H. W. III, S. i82ff.; vgl. I, S. 269, 270), der seine Frau und Tochter zum Gegenstande hatte. Noch 1828 gedachte er ihrer, wenn auch kurz, in einem seiner Werke (Österreichs Einfluß auf Deutschland und Europa, I, [Stuttgart 1828], S. 409), wo er ihre Bearbeitung des empfindsamen Romans würdevoll nennt.
*3«) Heinrich Josef von Collin (1772—1811), ein Wiener, trat nach Beendigung des Rechtsstudiums als Konzipist bei der Finanz-hofstelle ein und brachte es bereits 1809 infolge seiner hervorragen-den Fähigkeiten und Talente, zum Hof rate, als welcher er das Ritterkreuz des Leopoldordens erhielt. Frühzeitig dichterisch im Sinne des Klassizismus tätig, wurde er später, durch Hormayr stark beeinflußt (vgl. oben S. 307), Vater der vaterländischen Ballade.
Am populärsten wurde er 1809 durch seine begeisternden Land-wehrlieder, die auch auf die Pichler tiefen Eindruck machten (vgl. oben S. 190, 331 mit Anm. 560, 373, 514 und II, S. 297). Sein „Regulus", 1802 erschienen, hatte ihn zuerst bekannt gemacht (pheii S. 259; vgl. Überblick des neuesten Zustandes der Litteratur, des Theaters und des Geschmackes in Wien, I, [Wien 1802], S. 47ff. und Ferdinand Laban, Heinrich Joseph Collin. Wien 1879, S. 91 ff.). Bald nach Erscheinen des „Regulus" wurde er bei der Pichler ein-geführt (oben S. 260), und es dauerte nicht lange, so war er ständiger Gast, da ihm Pichlers Haus sehr gefiel (oben S. 168). Hier las er seine Dichtungen vor (oben S. 408; II, S. 91), beteiligte sich am
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