Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Theaterspiel (oben S. 297 f.) und hielt mit Hormayr Deklamationen ab (oben S. 261). Er führte Zacharias Werner bei der Pichler ein (oben S. 303), und als 1808 die Stael in Wien war, da spielte er zwi-'"' sehen ihr und der Pichler eine Art Vermittlerrolle (oben S. 315 f., 320). Sein Umgang wirkte dichterisch anregend auf die Pichler (oben S. 262); besonders beim Drama „Germanicus" leuchteten ihr seine dramatischen Schöpfungen vor (oben S. 399), und vielleicht hat sein Rudolf von Habsburg (II, S. 9) auch ihre gleichnamige Oper in etwas beeinflußt. Mit einigen Szenen im „Mäon" konnte sie sich, die sonst so gerne die Werke ihres Freundes anerkannte (oben S. 318), aber nicht befreimden (II, S. 186 mit Anm. 323). ColUn widmete Karoline Pichler ein begeistertes Gedicht „An Ca-rolina von Pichler" (Sämmtliche Werke, IV, [Wien 1813], S. 47ff.), das Julius Schneller (Hinterlassene Werke, I, S. 267) betreffs der Verse gesucht und gezwungen fand; in diesem Gedichte preist ColUn (S. 57 f.) ganz besonders den „Agathokles", den er „ein ewiges Werk, geschaffen zur Stärkung aufstrebender Seelen" nennt, an dem er „die durchgängige strenge Haltung und die Mannigfaltig-keit, besonders der christlichen Charaktere" bewlmdert (ebd. S. 363). Dagegen hatte ihm die Pichler bereits 1806 in 2 Sonetten (An CoUin: Urania 1812, S. 157 = S. W. * XVI, S. 57!) anläßlich der Übersendung einer weißen, mit Silber verzierten Porzellanschale zu seinem Geburtstage, die sie allegorisch auslegte, die Unsterblich-keit prophezeit. Knapp vor seinem Tode, dem er eine heitere Seite abzugewinnen wußte (II, S. 97), war er noch bei der Pichler auf Besuch (oben S. 382f.), doch bald darnach raffte den rastlos tätigen Mann ein hitziges Fieber hinweg. Seine Totenfeier gestaltete sich erhebend und trug auch die Pichler ihr Scherflein dazu bei (vgl. unten Anm. 645). Sein Verlust ging der Pichler sehr nahe, denn unersetzlich war er für ihren Kreis (oben S. 383), und so konnte sie an Streckfuß schreiben (10, September 1811: K. Glossy, Wiener Communal-Kalender, XXXII, S. 410): „Sie haben unseren Collin gekannt, nicht bloß als Dichter, sondern als Mensch, als Freund,
in jeder dieser Rücksichten ist der Verlust unersetzlich." — über Collin vgl. man die eingehende Monographie von Laban (s. oben); Wurzbach, II, S. 4i2ff.; Goedeke, VI, S. 105ff.
*3') Collin war damals Hofkonzipist bei der Hofkammer (Hof-und Staatsschematismus. 1804, S. 38).
«8) Adolf Friedrich Karl Streckfuß (1778—1844) aus Gera, ein hervorragender Vermittler italienischer Literatur, wurde nach Vollendung seiner Studien 1803 Hofmeister In Trlest, kam 1803 In gleicher Eigenschaft nach Wien, gab den Posten auf, wurde Haus-genosse der Pichler (oben S. 265), verUebte sich in Frau von Kem-pelen und verließ ihretwegen 1806 Wien (oben S. 283, 285f., 297, 336). Er ging nach Zeitz, wo er 1807 Sekretär der Stiftsregierung wurde. 1811 kam er als geheimer Regierungssekretär zum geheimen Kabinett In Dresden, vertauschte 1815 den sächsischen mit dem preußischen Staatsdienst, rückte 1816 zum Geheimen Finanzrat und später zum ersten Reglerungsrat In Merseburg vor; 1819 kam er nach Berlin, wo er 1820 vortragender Rat Im Ministerium des Innern, 1823 Geh. Oberregierungsrat und 1840 Mitglied des Staats-rates wurde. 1843 g^^S ^^ ^^ Pension. Vgl. Goedeke, VII, S. 792ff.
Im Pichlerschen Kreise war Streckfuß sehr beliebt; er sang dort mit angenehmer Stimme (oben S. 283) und trug seine neuesten Gedichte vor (II, S. 91; oben S. 262), welche die Pichler dann später in Abschriften mit der Buchausgabe zur Erinnerung an Ihn in einen Schuber steckte, damit „Ihr Geist, Ihre Melodien uns auf unseren Spaziergängen begleiten und wir wollen still und wehmütig des schönen Abends [vgl. oben S. 262] gedenken, an dem Sie sie uns zuerst unter den Lindenbäumen deklamierten" (Brief an Streckfuß vom 21. April 1806: K. Glossy, Wiener Communal-Kalender, XXXII, S. 395). Im edlen Wettstreite zwischen Pichler und Streckfuß entstand beider „Ruth" (vgl. oben S. 262 ff. mit Anm. 441, 442 a und II, S. 405 f.). Letzterer widmete sie Frau von Greiner, bei der er sich besonders eingeschmeichelt hatte (vgl. Anm. 441 und oben S. 265). Allen drei Karolinen (Großmutter, Mutter, Tochter) eignete er 1805 ein Gedicht „Der Frau v. Greiner, ihrer Tochter und Enkelinn an Ihrem gemeinschaftlichen Nahmens-tage" (Österreichisches Taschenbuch für das Jahr 1806. Wien [1805], S. I07ff.) zu, das ähnlich wie die Widmung
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