Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
bearbeitete ihn in französischer Sprache (vgl. II, S. 175 f. mit Anm. 297)5 ihre Ausgabe erlebte 4 Auf-
lagen (Agathocles ou Lettres ecrites de Rome et de Grece au conimencement du quatrieme siecle. 4 vols. Paris 1812; * Paris 1813; 'Paris 1817; *3 vols. Paris 1826, — Vgl. Bibliographie de la France 1812, S. 290, Nr. 1981; 1813, S. 328, Nr. 2166; 1817, S. 690, Nr. 4051; 1826, S. 915, Nr. 6775). Nach dieser Bearbeitung übersetzte den Roman Giovanni Rasori 1812 ins Italienische (II, S. 176 mit Anm. 299). Jens Ernst Wegener übertrug ihn ins Dänische (Agathokles. 3 Bde. Kjoebenhavn 1820—1821: Chr. V. Bruun, Bibliotheca Danica IV [Kjoebenhavn 1902], Sp. 469) und Dorothea Dunckel verarbeitete ihn zu einem Drama (Agathokles. Sorgespei i fem Handlingar; efter Fru C. Pichlers roman af samma namn. In: Dramatiska och Lyriska Försök. Heft i. Götheborg 1828: Katalog des Britischen Museums). 1817 erschien ein anony-mes Gedicht „Die Geisterstimme des Agathokles" (Abendunter-haltungcn für den Winter, Wien 1817. S. 396 ff.*), das an eine Episode des Romans (Agathokles verspricht Theophania ihr aus der Geisterwelt Nachricht zu geben: Brief 45 in Band III, [Wien 1813], S. 309) anknüpft.
Was Erzherzogin Sophie von Österreich 1827 Karoline Pichler über den „Agathokles" in das von ihr gespendete Album schrieb (II, S. 243), das war die Ansicht der großen Menge der Leser, von denen Pichler viele Zuschriften erluelt, welche erzählten, daß „manches leidende Gemüt Trost, manches zweifelnde Ruhe" dar-aus schöpfte (vgl. II, S. 410). Wer das Werk las, der war „mit der innigsten Hochachtung und Dankbarkeit gegen die würdige Ver-fasserin für die aus demselben geschöpfte Beruhigung und Befesti-gung im materiellen Gange des Lebens und Vertrauens zu der höhern Weltenhand erfüllt" (Hormayrs Archiv XIX [Wien 182S], S. 542). Karoline Pichler selbst schilderte in einem Briefe an Matthisson, der ebenfalls ein sehr vorteilhaftes Urteil über den Agathokles fällte, am 26. März 1829 den Eindruck, den der „Aga-thokles" machte (Friedrich von Matthissons Literarischer Nachlaß nebst einer Auswahl von Briefen seiner Freunde IV [Berlin 1832], S.2i6ff.):
„Diesem ,Agathokles* habe ich manches angenehme Gefühl, manche lohnende Anerkennung, wenngleich wenig so ehrenvolle wie die Ihrige zu danken. Er hat mir in der Ferne unbekannte Herzen genähert, und mir wohlwollende Gesinnungen bei völlig Fremden, die ich nie sah und nie sehen werde, erweckt. Schon darum mußte dieß mein fast ältestes Kind nur auch eins der lieb-
•) In diesen „Abendunterhaltungen" steht auch der Erstdruck von K. Pichlers Novelle „Carls des Großen Jugendliebe" (S. 130ff, = S. W.2 XXVIII, S. 245ff.).
sten sein, wenn es nicht auch sonst so manche Gesinnung, manche Ansicht in ernsten Dingen enthielte, welche ich mit Liebe und Fleiß darin niedergelegt habe. Mit großem Eifer habe ich an diesem Werke gearbeitet, und meine besten Stunden dabei genossen, wie denn überhaupt, die Zeit ausgenommen, welche ich meiner Familie und namentlich jetzt mit den lieblichen Kindern meiner Tochter hinbringen kann, meine seligsten Stunden immer die am Schreib-tische waren und sind. Freilich würde der ,Agathokles', wenn er jetzt erschiene, vielleicht die günstige Aufnahme, die ihm vor zwanzig Jahren wurde, nicht finden. Man macht jetzt ganz andere Forderungen an den geschichtlichen Roman, er soll nicht bloß keinen Verstoß gegen den Geist der Zeit, in welcher die Hand-lung vorgeht, enthalten, er soll ein lebhaftes und treues Gemälde jener Zeit, ihrer Sitten, Denkart und der Charaktere sein, welche sie hervorbrachte. Das alles ist freilich der ,Agathokles' nicht und vielleicht wird es überhaupt keiner Frau geUngen, einen solchen geschichtlichen Roman zu schreiben, wie wir sie aus Männer-händen jetzt mehrfach empfangen haben."
Was KaroUne Pichler mit dem letzten Satze voraussah, erfüllte sich. Der einst so vielgefeierte und gelesene Roman geriet, da er kein eigentlich historischer Roman im Sinne Scotts, sondern ein Tendenzroman war, immer mehr in Vergessenheit, und heute bietet er nur mehr historisches Interesse. Schon Charlotte Schiller hatte 1815 die Schwäche des Agathokles, „ein wundersames Ge-misch von Altem und Neuem", erkannt (Briefe von Schillers Gattin an einen vertrauten Freund. Herausgegeben von Heinrich Düntzer. Leipzig 1856. S. 237) und in den dreißiger Jahren be-gann das Ablehnen' dieses Romans. Zwar Wolfgang Menzel, der sonst Karoline
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