Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
aber die häusliche Frau Weißenthurn in den Vordergrund, welche die Nadel führt, beim Herde waltet und ihre Tochter zur Kunst erzieht (Pichler, S. W. 2 XVI, S. 85 ff.). Dagegen feierte die Weißenthurn Karoline Pichler 1813 in ihrem Gedicht „An meine verehrte Freundinn Caroline v. Pichler" (Wiener Hof-Theater Taschenbuch auf das Jahr 1814. Herausgegeben von Ign. F. Ca-stelli XI [Wien 1813], S. 153 f.) als Hohe, der sie nicht nahen könne, denn der Pichler enthüllte sich das Höchste, da sie dem Ge-meinen entschwebte:
„Schwebst — und ich weile, ich schmachte im Tale, Reiche die Hand Dir — erreiche Dich nicht. Siehe — da neigst Du Dich liebend zur Tiefe, Tröstend mir rufend — Ich komme zu Dir." *^) Antonie Adamberger (1790—1867), eine Wienerin, betrat nach dem frühzeitigen Tode ihrer Eltern, von Heinrich von Collin vorgebildet, bereits 1807 die Bühne des Wiener Burgtheaters, zu deren Zierden sie bald gehörte. 1812 wxirde sie Körners Braut, der für sie die Toni in „Toni" schrieb (oben S. 3 87 f.), und sie auch sonst zur Heldin seiner Stücke machte (oben S. 390, 391). Nach dessen Tod, der noch in ihren letzten Lebensjahren in ihrem Innern schmerzlich nachwirkte, verließ sie das Haus ihrer Tante und zog zu ihrer Schwester Luise in die Alservorstadt (II, S. 92). Schon früher bei der Pichler verkehrend, wurde sie jetzt vielfach in deren Kreis gezogen und lernte bei dieser Josef Arneth kennen (vgl. II, S. 93ff.), verlobte sich mit ihm im Mai 1817 und ehelichte ihn am 19. Juni 1817, gleichzeitig die Bühne zum Schmerz aller Theaterfreunde verlassend, wobei ihr Pichler einen Epilog zur Schlußvorstellung dichtete (II, S. 95). Karoline Pichler schildert Toni Adamberger als höchst sittliches, ausgezeichnetes Mädchen (oben S. 387, 406; II, S. 85, 92), das allgemein beliebt war, dem das Publikum bei seiner Verehelichung aber aus Zorn etwas übel mitspielte (II, S. 94). Ihr hatte Karoline Pichler mehrere, Rollen auf den Leib geschrieben, so die Margarethe in „Heinrich von Hohenstaufen" (II, S. 5, 84), Marianne in „Wiedersehen" (II, S. 34) und Maria Hofkirchen in „Ferdinand IL", welch letztere Rolle aber Toni nur bei einer Vorlesung im Hause der Pichler tragierte (II, S. 84f.). Wie vor ihrer Verehelichung im Hause
der Tante (II, S. 85), dann im Hause der Pichler selbst, so blieb auch nach der Rückkehr aus Genf der Verkehr mit der Pichler aufrecht (II, S. 163, 185). So besorgte sie 1822 der Pichler die Wohnung in Baden (II, S. 157), während diese ihr 1834 die brief-liche Annäherung an Theodor Körners Mutter Minna vermittelte (Alfred Ritter v. Arneth, Aus meinem Leben II, S. 62). Über Toni Adamberger vgl. die feinfühlige Biographie von Hans Krticzka Freiherrn von Jaden (Theodor Körner und seine Braut. Dresden 1896. S. 32 ff.), welche besonders ihre Bühnentätigkeit eingehend schildert, sowie Teuber-Weilen II 2, 2, S. 268 Reg.
•^) Hedwig, ein Drama in 3 Akten, von Theodor Körner, wurde am II. Januar 1813 zum erstenmal im Burgtheater gegeben (vgl. über das Stück Peschel-Wildenow I, S. 37Sf.) und Körner fand es in seinen Briefen selbst, was den Inhalt betrifft, gräßlich. Von Seiten der Pichler dürfte aber, da sie ja Körner (S. 388) bereits 1812 kennen lernte, ein Irrtum vorliegen; was sie mit „Hedwig" be-zeichnet, ist vielmehr „Toni", zuerst am 17. April 1812 am Burg-theater unter großem Beifall aufgeführt und Ende Januar 1812 nach Heinrich von Kleists Novelle „Die Verlobung auf St. Do-mingo" verfaßt; obwohl damals Körners Verhältnis zu Toni Adam-berger noch kein erklärtes war, so ist ihr doch die Titelrolle zuge-dacht (vgl. Peschel-Wildenow I, S. 318 ff.).
*^') Zacharias Werners „Der vierundzwanzigste Februar" er-schien erst 1815 (Goedeke VI, S. 95 : 12), fällt also später als Kömers „Toni". — Adolf Müllners „Die Schuld" erschien erst 1816, wurde aber bereits im April 1813 in Wien aufgeführt (Goe-deke VIII, S. 302 : 15) und Herbst 1812 gedichtet (vgl. Anm. 689).
*^) Theresia Edle von Kirchstättern, 1796 in Wien als Tochter des mit Pichler befreundeten Karl Edlen von Kirchstättern ge-boren (vgl. oben I, S. 475, Anm. 222), war um 1812 eine Art Ge-sellschafterin bei der Pichler und heiratete am 27. April 1815 den kontrollierenden Wirtschaftsbeamten der k. k. Staatsherrschaft Schwadorf, Franz Xaver Knoch (laut Heiratsvertrag im Verlassen-schaftsakt ihres Vaters im Landesgerichtsarchiv in Wien, Fasz. V, Nr. 268 ex 1809), der später Kontrollor des Wiener
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