Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
sich und dem Ergebnis. Er grinste. Die Koop erationsstrategie war aufgegangen. Bei den Nürnbergern brachte das oft mehr als auf Konfrontation zu gehen, das hatte er schon oft bemerkt. Also, Kilian Breitner hatte kein Alibi – wenn ihm nicht noch sein Freund Wasti dazu verhalf. Auf jeden Fall waren Breitners Angaben über die Uhrzeit falsch. Wann fing die Sportschau auf ZDF an? Um 17.10. Die sah er am Samstag nämlich auch gern. Wie hilfreich, dass unser aller Leben nach Fernsehzeiten abläuft, feixte er, als er hinaus in die Ludwigstraße trat. Sie kamen endlich weiter, frohlockte es in ihm.
Er ging die paar hundert Meter zum Polizeipräsidium in außerordentlich guter Laune. Unterwegs kaufte er bei e inem der Türken noch einen Döner und kaute fröhlich, während er sich die Auslagen in den türkischen, ägyptischen und asiatischen Geschäften ansah. So oft kam er nicht in die Ludwigstraße. Eigentlich schade. Völlig verschieden von den normalen Einkaufsstraßen, wo sich in fast allen Städten die gleichen Geschäfte drängten, von Deichmann bis Colosseum und Galeria Kaufhof. Hier war alles anders, eine Welt für sich.
Er ging über den Jakobsplatz, wieder in vertrauten Gefilden. Im Polizeipräsidium rief er erst einmal in der Kriminaltechnik an und erwischte sogar Klaus Mertens pe rsönlich.
»Holst du dir mal die Fingerabdrücke von Kilian Breitner? Der sitzt in der JVA. Da haben sie sicher auch seine Abdrücke genommen. Was hast du sonst noch alles am Tatort gefunden? Ist dein Bericht schon soweit? «
Unwilliges Brummeln. Dann »Ich habe ein blondes Haar, aber keine DNA, mit der ich es vergleichen könnte. Ein Frauenhaar übrigens. Dann Fasern, Polyester schwarz. Wohl von einem billigen Pulli. Beim Opfer haben wir keinen solchen gefunden, in Svens Kleiderschrank auch nicht. Shiller hatte auch keinen an, als er nach dem Vortrag kam. Vielleicht vorher? Den Schuhabdruck vor der Tür. Eher Männerfuß, nicht von dem Nachbarn, der sie gefunden hat. Und nicht von dem Kanadier. Den hatte ich gleich an dem Abend überprüft. Aber wenn ihr mir kein Vergleichsmaterial bringt, ist alles für die Katz! «
Kalle beruhigte seinen manchmal unwirschen Kollegen. »Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Wir suchen doch verzweifelt. Also ich will jetzt in die Schule. Kommst du mit? «
Sie beleuchteten noch einmal die Zusammenhänge. Klaus strahlte förmlich durchs Telefon, als er von der Skimaske hörte. »Das ist doch schon mal etwas. Dann finden wir den auch. Wenn du jetzt mit Max Breitner sprichst, lass dir schon mal eine Speichelprobe geben. Wenn die Skimaske kommt brauche ich sie zum Vergleich.«
In der Schule war glücklicherweise für die Zwölfte noch Unte rricht. Kalle ließ sich das Klassenzimmer zeigen und öffnete nach kurzem Anklopfen die Tür. Er atmete auf. Die ganze Klasse schien hier zu sein, nicht nur ein Kurs. Er stellte sich der Lehrerin vor. Sie lächelte und blieb trotzdem ernst – der Situation angemessen.
»Ich bin Rosemarie Gellner. Ihre Kollegin, Frau Becker, kenne ich schon. Wie können wir Ihnen helfen? «
Kalle sah auf die gespannten Gesichter vor sich. Erwartungsvoll. Um sie lockerer zu machen, fragte er erst einmal, wie Ihnen die Klassenfahrt gefallen hätte. Die Rechnung ging auf. Fröhlichkeit, fast Ausgelassenheit. Dann schienen einige wieder zu begreifen und wurden ernst.
»Wissen Sie, wie es Sven geht? «, fragte ein Junge mit dunklen L ocken.
»Es geht ihm gesundheitlich viel besser, aber meine Kollegin Becker ist g erade bei ihm und wird ihm jetzt wohl sagen, was mit seiner Großmutter passiert ist. Vorher war er noch zu krank. Sicher geht es ihm dann ziemlich mies. Er tut uns allen leid. Wer von Ihnen ist Steffi? «
Ein Mädchen mit ausdrucksvollen Augen und dunkelbraunem Haar me ldete sich. Er nickte ihr aufmunternd zu. »Vielleicht kannst du ihn heute Nachmittag besuchen? «
Sie nickte. Ihr Blick flog unwillkürlich durch die Klasse.
»Fährst du mich? «
Zustimmendes Nicken.
»Sind Sie Max? «, fragte Kalle. »Sie wollte ich noch etwas fragen im Auftrag meiner Kollegin. Sie hat vergessen zu fragen, ob einer von Ihnen Max zu dem Zeitpunkt als Sven angefahren wurde, oben am Hang gesehen hat. Das braucht sie noch für ihre Unterlagen«, versuchte er abzuschwächen. Denn einige der Gesichter vor ihm sahen ihn jetzt misstrauisch an. Dann drehten sich einige um um zu sehen, wer sich meldete. Keiner.
Na, toll. Also anders herum. »Wer von Ihnen war oben auf dem Hang?
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