Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
«
Es meldeten sich einige.
»Und wer von Ihnen hat Max vor und nach dem Unfall dort ges ehen? «
Keiner. »Wir waren alle damit beschäftigt den Hang zu beobac hten«, sagte einer.
Also kein Ergebnis.
»Ich möchte mit Max gerne allein sprechen. Kommen Sie? «
Max sah ihn erschrocken an, folgte ihm aber mit unbehaglich nach vorn g ezogenen Schultern, Daumen in den Hosentaschen eingehängt. Versuchte Lässigkeit.
Draußen bat er Max um eine Speichelprobe. »Wir haben ein Beweismittel mit DNA und brauchen Ihre um Sie au szuschließen, denn wir glauben nicht, dass Sie mit der Sache etwas zu tun haben. Andererseits haben Sie einen fast schwarzen Skianzug und einen Groll auf Sven, soviel wir wissen. Ich nehme Ihnen mit diesem Wattestäbchen etwas Speichel aus dem Mund. Sind Sie einverstanden? «
Max nickte zögernd und machte gehorsam den Mund auf.
»Gut, das war’s schon. Schicken Sie mir noch die anderen beiden heraus, die einen schwarzen Skianzug hatten und oben am Hang standen? «
Max nickte wieder und ging in die Klasse zurück, sichtlich verunsichert. Die anderen beiden Jungen kamen h eraus und Kalle hoffte, dass keiner von Ihnen der Täter war oder falls doch, er schon achtzehn war. Sonst würde der Anwalt sein Beweismittel in der Luft zerreißen. Irgendwie unzufrieden fuhr er zurück.
»Wann bloß boid amol eura Mützn kummt«, murrte Klaus als er die Spe ichelprobe hineinreichte. Dann wär das schon amol wos.« Und wenn Klaus so ins Fränkische verfiel, war er entweder sehr guter oder sehr schlechter Laune. Kalle tippte auf Letzteres.
K apitel 28
Lene setzte Mike in der Stadt am Polizeipräsidium ab und zeigte ihm den Weg hinüber zum weißen Turm. Ab da kannte er sich aus. Ein schneller Kuss und sie wandte sich ihrem Arbeitsplatz zu. Immer noch sah sie die traurigen Augen von Sven und fühlte ihre Ohnmacht ihm zu helfen. Ihr Mitgefühl in diesem ganzen Fall beunruhigte sie. Andererseits wusste sie, dass man eben nicht zum ermittelnden Roboter werden konnte. Gefühle ließen sich oftmals nicht abstellen. Und wenn sie das eines Tages merken würde, dass sie völlig unberührt blieb von den Schicksalen, die ihren beruflichen Weg kreuzten, dann wäre es wahrscheinlich an der Zeit aufzuhören mit diesem Beruf, der so viel Intuition und Engagement erforderte. Und damit Menschlichkeit. War das nicht auch ein Grund, warum sie sich dafür entschieden hatte? Zusammen mit der Faszination, die die Logik für sie hatte. Und diese Logik in einen Aufgabenbereich zu stellen, der es ihr ermöglichte, anderen zu helfen? Das Gute siegen zu lassen. Na, von diesem Aspekt war sie inzwischen nicht mehr in allen Fällen überzeugt. Dennoch – zumindest für die Opfer war ihre Arbeit ebenso wichtig wie den Täter seiner Strafe zuzuführen. Das machte ihre, Lenes, Zufriedenheit aus, zumindest meistens. Und das alles ging nur, wenn man berührt blieb.
Als sie oben den Konferenzraum betrat, sahen ihr ihre Mitarbeiter erwa rtungsvoll entgegen. Kalle begrüßte sie mit einem »Wir sind auch gerade gekommen, Klaus und ich« und stellte ihr einen Becher Kaffee auf ihren Platz. Sie lächelte ihm dankbar zu.
Kalle und sie berichteten von ihrer Vernehmung von Kilian, Lene vom Krankenhausbesuch bei Sven, Kalle erzäh lte, wie weit er bei der Suche nach Wasti gekommen war, vom nicht bestätigten Alibi von Kilian Breitner, von dem Besuch in der Schule. Es beunruhigte sie, dass Max von keinem seiner Klassenkameraden bemerkt worden war. Dass sie das übersehen hatte!
»Jetzt hilft nur eins, auf die Skimaske warten. Erst die DNA kann uns weiterbringen. Dann können wir über den Unfall von Sven weiterermitteln und sehen, ob es eine Ve rbindung zu dem Mord hier gibt.«
In dem Moment steckte Sandra ihren Kopf in die Tür und ging mit wi ppendem Gang, der Erfolg ausdrückte, hinüber zu Kalle, dem sie etwas ins Ohr flüsterte. Der strahlte. »Super, Sandra. Da hatten wir Glück, dass du so schnell fündig geworden bist.« Er drehte sich zu den anderen und verkündete, dass sie die Adresse von Wasti hätten.
»Er heißt Jochen Basteder, das hatte ich ja erfahren. Er wohnt noch ganz brav bei seinen Eltern drüben in Ziege lstein.«
Lene war begeistert. »Ich will sowieso nachher dorthin, da kann ich gleich bei ihm reinschauen. Wenn er da ist, w äre das wieder ein Schritt.«
Sandra reichte ihr den Zettel mit den Adressdaten.
Klaus Mertens zählte noch einmal die gefundenen möglichen Beweisstücke auf. »Kalle findet, dass ich die
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