Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
spricht? Fast klingt es so. Glied an Glied die Kette bildend, die uns versklavt an das Gestern. Der Mahlstrom der Zeiten. Sie hatte beim Lesen dieser Zeilen eine tiefe Traurigkeit empfunden. Dann aber mehr darin gesehen, auch Hoffnung. Der funkelnde Bach, der kreisende Adler. Sie wollte emporsteigen in dieser, ihrer Liebe, auch wenn der Fall wohl immer drohte, wie ein kosmisches Gesetz.
Mitten in dem Waldstück meldete sich Mikes Telefon – Bill Edwards. L ene drückte sich an Mike, versuchte mitzuhören. »Hi ihr, ich habe endlich den Experten von Greenpeace Kanada in Vancouver gesprochen. Also, das Holz kann durch eine raffinierte Art mit Infrarotfarbe quasi unsichtbar gekennzeichnet werden, und diese Markierung wird dann unter Infrarotlicht, und zwar nur so, wieder sichtbar gemacht. Und es war ihnen von jemandem angezeigt worden, dass im Great Bear Forest Holz geschlagen wurde. Und wo. Daraufhin haben sie nachts die Stämme markiert, ebenso wie die umliegenden Bäume. Als dann wieder Holz geschlagen worden war, haben sie die Holzfirmen überprüft. And that was it! Das Holz bei Shillers ist eindeutig identifiziert worden. Vor allem handelt es sich um riesige Red Cedar Bäume und Hamlock Tannen. Gerade die rote Zeder ist dort besonders geschützt. Was für eine Schweinerei!« Bill war empört, und das war auch durch das Telefon zu merken.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Mike.
»Jetzt sucht man die Lieferadresse in Deutschland. Dabei waren es gerade die Deutschen, besonders die großen Zeitschriftenverleger, die als Erste den Schutz des Great Bear Rainforest , so heißt der Urwald nördlich von Vancouver, anerkannten, das heißt richtig, mit einem freiwilligen, vertraglichem Verzicht, aus diesem Waldgebiet und aus dem im Norden Kanadas Holz anzukaufen. Das ist wohl das, worum Matthew Shiller überall in seinen Vorträgen kämpft.«
Lene war beeindruckt. Die unsichtbare Möglichkeit der Identifizierung war für sie neu. Ein bisschen wie in den a lten Märchen mit der unsichtbaren Tinte. Aber gerade daran, dass sie hier zur Aufdeckung eingesetzt wurde, erkannte sie die Wichtigkeit des Waldschutzes. Nun konnte sie sich die Problematik langsam vorstellen.
»Bill, das hast du großartig gemacht. Danke. Du hast uns enorm geholfen. Sie haben nicht zufällig noch erwähnt, an wen die Lieferung gegangen ist in der Firma Shiller?«
Nein, hatten sie nicht. Schade.
»Jetzt können wir uns das wenigstens besser vorstellen, wie man so etwas beweisen kann. Schön wäre es, wenn wir auch noch wüssten, wem man es beweisen kann.« Trotzdem war Mike mit seiner Idee Bill einzuspannen sehr zufrieden. Wieder war ein Puzzlestein dazugekommen.
Sie waren bei Jonas und Susanne an der Gartenpforte angeko mmen. Eingebettet in die Natur, eine weiße Fläche der schlafende Garten. Dahinter das kleine Haus. Der große Anbau, wie ein einseitig verglaster
Wintergarten, der erst seit ein paar Wochen fertig war, ließ sie in eine Wärme hinein, die nicht nur vom Kaminofen ausstrahlte. Lene fühlte sich immer irgendwie glücklich, wenn sie dieses Haus betrat. Ein wahres Zuhause ha tten die beiden sich geschaffen.
Wieder saßen sie alle zusammen um den gemütlichen Esstisch in der Küche. Die Küche war jetzt schon fast komplett eingerichtet, die beiden wollten noch vor Wei hnachten einziehen. Jonas hatte gekocht, Susanne machte den Salat, und Sophie deckte den Tisch. Geborgenheit – meine Familie.
Kapitel 29
Dienstag, den 14.Dezember
Mit dem Aufwachen kam ein Gefühl großer Lebendigkeit. Mike neben ihr, das war das Leben, der Rest nur Aufgaben, die man löste. Die sie lösen musste. Sie schnupperte an seiner Haut, liebte diesen Geruch. Er lachte über ihr, zog sie an sich und sie versanken ineinander.
Später liefen sie verschwitzt und lachend hintereinander her zur Dusche, die sie sich wieder teilten.
Beim Frühstück besprachen sie ihren Tagesplan. Lene wollte als erstes zu Matthew Shiller ins Hotel, sie hatte sich gestern Abend angemeldet. Mike wollte mitkommen wegen der Sprachprobleme, wie er mit einem Grinsen begründete. Sie sah ihn zärtlich an. Obwohl sie so stark eingebunden war in dem Fall und sie damit wenig Zeit füreinander hatten, überstrahlte er alles mit seiner guten Laune. Nicht ein Missklang, wenn der Beruf rief. Im Gegenteil, er hielt sie mit seinem Mitdenken und seiner Dynamik in ihrer Mitte. Gab ihr Kraft.
Als sie die Hotellobby betraten, nahm Lene an Matthew und Jess ica eine Veränderung wahr, die
Weitere Kostenlose Bücher