Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
ihr gar nicht gefiel. Beide wirkten zutiefst bedrückt, fast erschrocken. Ein Gesichtsausdruck wie zerbrochenes Glas, dachte sie im Stillen.
»Was ist passiert?«, fragte sie ohne Umschweife. Schweigen. Schließlich ein erschütterter Matthew.
»Bob. Er war das mit dem Holz.«
Wie entsetzlich und welch eine Enttäuschung für die beiden! Sie sah Mike an, der ebenfalls ein großes Bedauern zeigte.
»George und Henri haben heute Morgen in aller Frühe angerufen. Sie waren noch in der Firma und hatten endlich das Geständnis von zweien unserer Holzfäller.«
Er stöhnte. »Red Cedars, diese alten Bäume! Wie konnte er nur! «
»Und wo ist Bob jetzt, Mr Shiller? «
»Bitte nennen Sie uns doch Jessica und Matthew.«
Den Vornamen anzubieten kannte sie aus amerikanischen Filmen und von ihrem Aufenthalt in Kalifornien. Sie nickte.
Matthew sah mit seinen grauen Augen direkt in ihre blauen, hielt ihren Blick.
»Er hat gleich gepackt, wollte nach Hause fliegen. Er sagt, es sei alles ganz anders gewesen. Aber ich glaube ihm nicht mehr.«
Lene griff wortlos nach dem Handy. »Kalle gib sofort eine Fah ndung nach Robert Atkinson heraus. Er will nach Kanada fliegen. Hoffentlich ist noch kein Flug weg. Checke, von welchen Flughäfen außer Nürnberg er noch fliegen könnte. München, Frankfurt. Sein Ticket geht ja nach München hin und zurück. Man soll ihn festhalten. – Nein, nicht wegen der Untersuchungen hier will er fliehen. Zumindest weiß ich es nicht, aber bis wir den Fall aufgeklärt haben, muss er im Lande bleiben. – Ja, das glaube ich. Ich will sehen, wo er sonst noch drin steckt.«
Sie steckte ihr Handy wieder ein und sah Matthew an.
»Wissen Sie, wer sein Geschäftspartner - in München vielleicht – sein könnte? Ich bräuchte seine Aussage wegen eines Alibis.«
Matthew sah zu Jessica, aber die zuckte hilflos mit den Schultern. »Er hat damals etwas erwähnt, aber mir fällt beim besten Willen der Name nicht ein. Er sprach von e inem Freund.«
Lene steuerte die beiden hinten in das leere Restaurant, in dem schon die Tische für das Mittagessen gedeckt waren. Sie bestellte für alle einen doppe lten Espresso. Die beiden sahen so aus, als könnten sie einen brauchen. Sie auch.
»Jessica, waren Sie und Bob nach dem Einchecken im Hotel in München den Rest des Tages zusammen? «
Sie schüttelte den Kopf, völlig übermüdet und lethargisch.
Lene saß neben ihr. Jessica hatte ihre dunkelblaue Jacke über die Stuhlle hne gehängt.
Lene legte den Arm um sie, gab sich den Anschein sie trösten zu wollen. Wollte das auch wirklich, aber wenn d abei ein Haar …
Sie griff wieder zum Handy.
»Sandra? Kannst du eben hier herüber zum Hotel der Shillers joggen? Ich bin im Restaurant, habe einen Auftrag für dich, der eilt.«
»Bin gleich da«, tönte es als Antwort munter aus dem Handy. »Und was mache ich mit diesem Jochen Basteder? Der sitzt gerade hier.«
»Gib ihn in die Obhut eines Kollegen. Du bist bald zurück. Und seine Aussage habe ich dir heute Nacht noch als Mail geschickt.«
Die hatte sie gefunden. Sandra entpuppte sich als Goldstück an Zuverlä ssigkeit.
Sie hatte sich das Haar unauffällig an ihren eigenen Pulliärmel geheftet. Wenn das dort einfach hängengebli eben war, konnte sie doch nichts dafür! Mist, dachte sie, ich muss mir die Stelle genau merken, weil ich selbst blond bin. Wenn auch mit leichtem Rot darin momentan. Nur nicht die Haare verwechseln!
Sie wandte sich wieder Jessica Shiller zu.
»Das wird sich alles aufklären, Jessica. Sie werden sehen. Haben Sie schon mit Ihrer Cousine telefoniert, wegen Bob? «
»Ja, es war schrecklich. Sie hatte doch auch gehofft, dass Bob als unser Neffe einmal in unsere Firma als Teilhaber einsteigt. Alle beruflichen Lebensträume sind vorbei, ze rstört.«
»Nur weil er den Hals nicht voll kriegen konnte!«, donnerte Matthew d azwischen. »Es ist eine verdammte Schweinerei.«
Stille breitete sich aus. Lene wollte die beiden eine Zeit in Ruhe lassen und warf Mike einen Blick zu. Der nickte. Sie ging nach dra ußen, nahm aus ihrer Handtasche eine Beweismittelplastiktüte und kringelte das erbeutete Haar hinein. Gerade da kam Sandra um die Ecke, sie joggte wirklich. Gut, dass sie wenigstens flache Schuhe an hatte, dachte Lene automatisch. Sie gab ihr die Tüte mit dem strengen Auftrag sie nur Klaus Mertens persönlich auszuhändigen.
»Zum Abgleich mit dem blonden Haar beim Mordopfer. Und er möchte mich sofort anrufen, wenn er das Ergebnis
Weitere Kostenlose Bücher