Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
Vom Netzwerk:
er auf die Idee, dass Sie etwas von dem Geld b ekommen sollten, wenn es eine Versicherung für den Sohn Sven war?« Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass meine Mutter einen Teilanspruch hätte und dann könnte sie es mir geben. Irgendwie klang das alles konfus. Er hätte Schulden gemacht, brüllte er. Ich verstehe überhaupt nicht wofür und weshalb.«
    Sie wirkte wie ein Automat. Erst jetzt strich sie sich über die Stirn, in die ihr einzelne dunkle Haarsträhnen gefallen waren. Sie zuckte bei der Berü hrung zusammen. Dann sah sie Lene direkt an und langsam schien sie zu begreifen.
    »Wie?« fragte sie tonlos, »wie ist sie …?«
    »Sie wurde erschlagen. «
    »O Gott. Und Sven? Was ist mit Sven?« Plötzlich war sie wach g eworden. Voller Sorge blickte sie von Frau Wagner zu Lene Becker.
    »War er dabei, das heißt – ach, ich bin ganz durcheinander, war er in der Wohnung?«
    »Nein, Sven war schon weg auf Klassenfahrt. Ich fahre morgen zu ihm. Haben Sie seine Handynummer?«
    »Nein. Wir haben nur selten Kontakt. «
    Seltsame Familie.
    »Mit Ihrer Mutter auch? Seltenen Kontakt, meine ich.«
    »Ja, Uwe wollte es so. Er hat meine Mutter immer schlecht gemacht. Und – na ja, so eng war unser Verhältnis nicht.«
    Aber Geld wollte er. Feiner Schwiegersohn. Und was für eine Tochter, die sich vom Ehemann vorschreiben ließ, wie ihr Kontakt mit der Mutter zu sein hat. Kurz blitzte bei ihr auf, dass da eine schwache Frau einen dominanten Mann gesucht und gefunden hatte. Bis zur Brutalität d ominant.
    »War Ihr Verhältnis schon immer so wenig nah? Das zwischen I hrer Mutter und Ihnen? «
    »Ja. Irgendwie hatte ich schon als Kind das Gefühl, dass sie Wolf vorzog. Das habe ich ihr übel genommen. Und mich mehr meinem Vater zugewandt. Den habe ich sehr geliebt. Aber als er starb – ich war gerade zwölf – wissen Sie, wie schwer es ist, in dem Alter seinen Vater zu verli eren? «
    »Ja, das verstehe ich. Und nach dem Tod Ihres Vaters? Welche Ro lle hatte dann Ihre Mutter bei Ihnen? «
    »Ich fand, sie wäre irgendwie schuld gewesen. Er ist an Krebs g estorben, aber ich habe ihr alles übel genommen. Mich abgekapselt. Wenn ich heute daran denke – das war sicher nicht leicht für sie. Wissen Sie, erst jetzt denke ich darüber nach, jetzt wo Andrea im selben Alter ist. «
    »Ihre Kinder sind bei Ihnen?«
    Ein bedrückt-zärtlicher Ausdruck veränderte das entstellte Gesicht. Wieder ein Augenblick von schmerzlichem Zusammenzucken.
    »Ja. Ich wollte sie auf keinen Fall bei ihm lassen. Ich habe auf sie gewartet. Sie waren morgens in der Kirche und d anach noch bei einer Freundin von Andrea. Als Uwe weggegangen war«, sie zögerte, holte wieder Luft, fuhr, es immer noch nicht fassen könnend, fort »er ist danach zum Sport, einfach so, wie er es vorgehabt hatte, wie jeden Sonntag – und als die Mädchen dann am Nachmittag gekommen sind, sind wir hierher gefahren.«
    »Hat Ihr Mann Sie öfter geschlagen? «
    Jetzt sah sie Lene fast flehend an – bat sie um Verständnis?
    »Ja, aber erst in den letzten Monaten. Vorher hat er nur mit mir g estritten, mich häufig beleidigt. Zugeschlagen hat er das erste Mal im Juni. Weil ich angeblich zu spät nach Hause gekommen war. Es waren meist Kleinigkeiten, die ihn plötzlich ausrasten ließen. Immer häufiger und immer brutaler. Aber danach hat er sich dann entschuldigt. Und ich konnte nicht …«
    Ihre Stimme war immer leiser geworden und erstarb schließlich. Das alte Lied. Wann würden Frauen verstehen, dass ein Mann, der einmal geschlagen hat, wieder schlägt? So oft hatte sie das schon mit ansehen müssen. Sie blickte kurz zu Frau Wagner und las in deren Mimik die gleichen Gedanken. Wer brachte Frauen diesen Hang zum Leiden, zum Ertragen bei? Es war zum Aus-der-Haut-fahren.
    »Wann haben Sie Ihre Mutter das letzte Mal gesehen?«
    Zum ersten Mal zeigte Rike Walther Trauer. Die Wortwahl von Lene hatte ihr die Endgültigkeit deutlich g emacht.
    »Vor zwei Wochen. Ich habe sie mit den Kindern besucht. Sie hatte anger ufen, wollte uns sehen. Hat uns dann zu Svens achtzehntem Geburtstag eingeladen. Den wollte sie groß feiern.«
    »Hat Ihre Mutter Ihnen irgendetwas Besonderes erzählt? Oder war sie i rgendwie anders? Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, das anders war, egal was? «
    Rike Walther konzentrierte sich, ließ sich Zeit, bevor sie antwort ete.
    »Nein, da war nichts. Sie sah irgendwie froh aus, das ja. Vielleicht weil sie sich auf Svens Geburtstag freute. O Gott, Sven,

Weitere Kostenlose Bücher