Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
klüger. Verdammt, sie war einfach müde. Sie rief Mike an. Vielleicht würde der sie wieder munter bekommen.
»Ich bin mit Jonas in einem market for handcraft, äh, what do you say, Jonas? Yes, a Baumarkt . Es macht Spaß mit deinem Sohn im Baumarkt. Er ist immer so begeistert. Wir wollten gleich zu seinem Haus fahren. Er hat mich vorhin angerufen und sich Sorgen gemacht, dass du mich zu viel allein lässt.«
Sein Lachen war ansteckend. Und plötzlich verflog auch ein Teil der Ma ttigkeit.
»Wenn er mir auf seiner Baustelle einen Kaffee macht, komme ich raus zu euch. Bringe Kuchen mit.«
Damit erntete sie reine Freude und kurze Zeit später stand sie vor Jonas‘ und Susannes Haus, das sie Ende des vorletzten Jahres neu erworbenen hatten. Wie immer, wenn sie in dieser liebenswerten, fast ländlich anmutenden Straße hielt, genoss sie die Ruhe und Natürlichkeit der Umgebung. In der Siedlung aus dem Beginn der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts, waren diese wirklich kleinen Häuser von den neuen Besitzern in den letzten Jahren liebevoll renoviert und ausgebaut worden, so dass sie modernen Wohnansprüchen genügten und dennoch ihren Charme behielten. Darin lag das Besondere hier zu wohnen. Das und der Wald, der hinten an den Garten anschloss, ein Eichenwald, der viel Frieden und Ruhe vermittelte. Die beiden hatten wirklich Glück gehabt und egal, wie viele Stunden sie nach der Arbeit in ihrem Haus Wände hochzogen oder versetzten, Bad und Duschbad einbauten, Fußböden erneuerten, es war ihnen nie zu viel. Lene bewunderte diese Ausdauer. Aber sie wusste auch, dass es sich lohnte. Inzwischen waren die beiden kurz vor dem Einzug. Und – ganz wichtig – es gab schon eine funktionierende Heizung ebenso wie einen weißen, bauchigen Kaminofen. Und eine gemütliche Eckbank in der großen Küche, sodass man zusammen Kaffee trinken konnte. Sogar eine Kochplatte war bereits angeschlossen.
Jonas verstand sich prächtig mit Mike und kurze Zeit später saß Lene ei nfach nur zufrieden am provisorischen Küchentisch, einer aufgebockten Holzplatte, ihre Hände umschlossen eine heiße Kaffeetasse. Sie sah den blonden und den dunkelhaarigen Mann, ihren Sohn und ihren Geliebten, deren kehliges Lachen den Raum erfüllte. Sie bewunderte den warmen Holzfußboden, den Jonas in den letzten Tagen verlegt hatte. Im Kaminofen brannte ein gemütliches Feuer, und hinten durch die breite Glastürfront des Anbaus sah man auf den verschneiten Wald im Spätdämmerlicht. Einfach zum Wohlfühlen, dachte sie, und ihre Lebensgeister kamen zurück. Wieder hörte sie die beiden lachen und lachte mit, als Mike und Jonas ihren Einkauf im Baumarkt unter all den glücklichen Männern schilderten, die meditativ in sich versunken vor den Werkzeug- oder Zubehörregalen standen. »Ein Ort, an dem Männer noch Männer sind«, schloss Mike. Dann wandte er sich Lene zu.
»Und du? Habt ihr Erfolg, da wo Kommissare noch Kommissare sind? Oder Kommissarinnen?«
»Ich müsste eigentlich noch einmal nach Bamberg.«
Mike sprang begeistert auf. »Wann? Jetzt gleich? Kriege ich da wieder was zu essen?«
Alles lachte. Mikes Begeisterung für die fränkische Küche war einfach ansteckend. Lene versprach es. Als sie dann den beiden über ihre Vorbehalte gegenüber Walther sprach, »ich habe einfach Probleme mit prügelnden Ehemänner«, kam Jonas auf die Idee, Rike Walther wenigstens erst einmal zu einer Anzeige zu bewegen, die sie vielleicht später wieder zurückziehen könnte, wenn sie es nicht wirklich wollte.
»Dann hätte sie Zeit zum Überlegen, und andererseits könnt ihr umfasse nder gegen ihn ermitteln. Und frag sie doch mal nach der Farbe von seinem Skianzug. Vielleicht schwarz? «
»Natürlich, da sieht man mal, wenn man sich dabei e rwischt nicht objektiv zu sein, hat man solche Gewissensbisse, dass man nicht auf die einfachsten Ideen kommt. Falls er einen schwarzen Skianzug hat, können wir eine Hausdurchsuchung beantragen. Vielleicht kann unser Forensikmagier dann feststellen, ob zeitlich neue Spuren daran zu finden sind. Das wär doch mal was. Danke, mein kluger Sohn. Du hast mir geholfen. Und auf geht’s.«
Jonas hielt sie am Arm fest. »Morgen kommt Sophie. Sie hat dich nicht e rreicht. War voller Neuigkeiten, mit denen sie aber noch nicht rausrücken wollte. Sie wohnt diesmal bei Susanne und mir, wegen Mike. Da will sie nicht stören. Also, meldet euch!«
Lene sah ihre Tochter innerlich vor sich – es war einfach schön, dass sie endlich
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