Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
im Haus gewesen. Kalle legte auf und wählte die Nummer der Versicherung. Man wollte ihm jedoch am Telefon keine Auskunft geben. Wenn er jedoch vorbeikommen wollte? Seufzend sah er auf die Uhr. Na gut, er würde kommen.
Auf dem Weg dachte er über Lenes Bemerkung nach, dass sie im Kra nkenhaus anrufen wollte, ob Sven schon für einen Besuch seines Großvaters kräftig genug sei. Das war wieder typisch für sie, dass sie Verständnis für den tiefen Wunsch von Matthew hatte, seinen Enkel sobald wie möglich zu sehen. War ja auch irgendwie rührend, die ganze Geschichte. Nach all den Jahren und den Geheimnissen.
In der Versicherung verwies man ihn an Herrn Elbers, einen j ugendlich wirkenden Anfang-Dreißiger in Anzug und Krawatte, der außerordentlich beschäftigt wirkte und sich die Minuten für die Kriminalpolizei, obwohl es um eine eineinhalb-Millionen-Dollar-Police ging, abzuringen schien.
»Eine Kopie der Police für Sven Merthens habe ich hier dabei. Sie wird am 16.Dezember fällig, das ist in ein paar Tagen. Was wird dann aus dem Geld?«
Herr Elbers sah ihn irritiert an. »Ich weiß nicht, wieso sich dafür die Kripo interessiert. Und was meinen Sie mit Ihrer Frage, was damit wird? Wieso geht Sie das etwas an?«
Kalle bemühte sich um eine geduldige Miene.
»Ich meine damit, wird das alles kommentarlos ausbezahlt oder gibt es dafür eine festgelegte Regelung in Bezug auf den Versicherungsnehmer?«
»Ich weiß gar nicht, ob ich Ihnen da Auskunft geben kann. Warum sollte ich?«
Geduld, Kalle. »Weil die Großmutter des Jungen ermordet wurde, und er nach einem körperlichen Angriff im Krankenhaus liegt, und wir die beiden Fälle aufklären müssen. Also, noch einmal, was wird aus dem Geld?«
Inzwischen hatte seine Stimme doch schon einen drohenden Unterton bekommen. Ende mit Geduld. Was bild ete der sich eigentlich ein? Dass er mal so zum Spaß hierhergekommen war?
Jetzt gab der andere nach.
»Das hört sich gar nicht gut an. Armer Kerl. Also in dem Fall«, er blätterte in der Akte, die auf seinem mustergültig aufgeräumten Schreibtisch vor ihm lag, »ja, hier steht es. Für den Fall, dass Sven Merthens allein in der Welt steht, wird das Geld weiterhin angelegt, diesmal mit jährlicher Zinsausschüttung, so dass er von den Zinsen bereits sorgenfrei leben kann. Wir legen es erst einmal für, sagen wir mal sieben Jahre an, dann ist er fünfundzwanzig. Zu dem Zeitpunkt sehen wir, ob er soweit ist das Geld für etwas Sinnvolles zu benötigen. Sonst bleibt es bei uns, bis er dreißig ist.
So hat der Versicherungsnehmer ausgeschlossen, dass ein zu ju nger Mensch das Geld nicht als Sicherheit nimmt, sondern verjubelt. Es sollte ihm eben das Studium ermöglichen und einen Start in sein Berufsleben. Dafür ist das Geld gedacht.«
Als Kalle hinaustrat in die auf dem weißen Schnee blendende So nne, lächelte er schadenfroh in sich hinein. Sven würde nicht zum Goldesel für einen Uwe Walther werden.
K apitel 21
Lene steckte ihr Handy zurück in die Tasche. Sie hatte gerade im Krankenhaus nachgefragt und noch keine Erlaubnis bekommen Sven mit Matthew Shiller kurz zu besuchen. Sie hatte dann bei Shiller angerufen, der wie erwartet enttäuscht reagierte. Sie strich ihr Haar hinter die Ohren. Dachte nach, während sie auf das Lenkrad starrte. Wo war der Junge nur gewesen, als er sich noch einmal für offenbar längere Zeit von der Klasse entfernt hatte? Sie hoffte, dass sich dieser Ausflug als harmlos herausstellen würde. Vor ihren inneren Augen sah sie den Snowboarder vor sich – schwarz, unheimlich durch seine Skimaske, die an Bankräuber erinnerte. Wer war das nur gewesen, verdammt noch mal? Klar, Walther hätte bequem nach Hinterglemm fahren können. In der Schule war er abgemeldet, also hatte er die Möglichkeit. Vielleicht hatte Kalle doch recht mit seinem Verdacht gegen ihn. Nur – wie sollte man es ihm oder auch jemand anderem jemals beweisen? In dem Moment klingelte ihr Handy. Kalle. Er berichtete ihr von dem Gespräch in der Versicherung. Sie sah auf die Uhr.
»Machen wir Schluss für heute, Kalle. Ich bin irgendwie erledigt.«
»Ich auch. Bis morgen. Wir müssen nur bis morgen Nachmittag wissen, was aus Uwe Walther wird. Ob wir ihn weiter festhalten können.«
»Gut, ich rufe noch einmal bei Rike Walther an. Wenn sie ihn a nzeigen will, haben wir wenigstens schon einmal ein Druckmittel gegen ihn. «
Sollte sie noch einmal persönlich mit ihr reden, nach Bamberg fahren? W äre vielleicht
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