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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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seine.
    »Ich war früher Arzt in Afrika, na ja, das war früher ...«
    Als Georges das hörte, geriet er in Verlegenheit. Es musste hart für den Mann sein, jetzt als Servicekraft zu arbeiten, nachdem er früher Arzt gewesen war.
    »Glauben Sie mir, es geht mir besser hier. Vor allem mit der reduzierten Wochenarbeitszeit. Hahaha!«, fuhr der Mann fort.
    »Sind Sie aus Loches?« Eine afrikanische Familie würde hier in dieser Gegend sofort auffallen.
    »Nein, aus Chaumussay. Wir haben ein kleines Haus in Chaumussay. Das ist ein hübsches Dorf. Sie müssen wissen, wir sind die einzigen Schwarzen dort, aber mittlerweile haben sich alle daran gewöhnt, nur die Engländer nicht. Wenn sie mit dem Fahrrad an uns vorbeifahren, haben sie immer Angst. Hahaha! Ich stamme übrigens aus Kamerun.«
    Sie unterhielten sich eine gute Viertelstunde, und obwohl Georges seine Erschöpfung immer stärker spürte, war er dem Mann sehr dankbar, dass er ihm Gesellschaft leistete. Und außerdem sprach er nicht alle Tage mit einem Schwarzen.
    Nach einer Weile fragte er ihn etwas, was ihm die ganze Zeit auf der Zunge lag.
    »Hm, ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll, denn die Sache ist ein bisschen heikel. Ich frage mich, ob ... hm ... wie soll ich sagen ... wenn Sie nach Hause fahren, vielleicht könnten Sie dann mein Handy mitnehmen und die SMS auf dem Parkplatz oder irgendwo lesen, wo es erlaubt ist. Sie könnten nachsehen, ob etwas Wichtiges dabei ist, und es mir sagen, wenn Sie die Zeit finden. Aber natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Aber nein, das macht mir überhaupt nichts aus, ganz im Gegenteil! Wenn Sie wollen, mache ich es sofort und komme dann zurück. Ich mache mir Notizen, falls Sie mehrere SMS bekommen haben. Mit meinem Gedächtnis, das ist so eine Sache.«
    Mit seinen trockenen, faltigen Händen fischte er die Brille aus einer Tasche seines Kittels, außerdem ein kleines, orangefarbenes Notizheft mit Eselsohren und einen Bleistift, der so oft angespitzt worden war, dass er nur noch ein paar Zentimeter lang war. Georges fand das lustig: Er hatte genau denselben zu Hause in seinem Arbeitsanzug.
    Georges erklärte ihm ganz genau, wie das Handy und der SMS-Empfang funktionierten. Der Mann schrieb sich alles in das Notizheft.
    »Okay. In fünf Minuten bin ich wieder da.«
    Kaum hatte er das Krankenzimmer verlassen, trat eine Krankenschwester ein. Sie machte ihre Arbeit, und Georges spürte die Schmerzen, die er ein wenig vergessen hatte, wieder stärker. Fünf Minuten, nachdem die Krankenschwester gegangen war, kehrte der Mann zurück und schwenkte das Notizheft durch die Luft.
    »Sie haben mehrere SMS erhalten. Hahaha!«
    Er zog die Brille aus der Tasche des Kittels und begann mit der feierlichen Miene eines Gläubigen, der in der Messe die Psalmen liest, vorzutragen.
    »Es sind vier neue Nachrichten. Die erste ist von Ginette Bruneau. Sie schreibt: ›Die Sonne ist zurückgekehrt. Ich habe mit einer Freundin auf der Terrasse gegessen und an die schönen Tage mit euch Ende September gedacht. Hoffentlich ist es noch mild, wenn du mich besuchen kommst. Ich grüße euch beide ganz herzlich. Passt gut auf euch auf.‹ Die zweite und die dritte sind von Adèle. In diesem Fall ist es besser, wenn Sie selber lesen, was ich aufgeschrieben habe, denn es wimmelt von Abkürzungen, und ich ... Jedenfalls habe ich alles genau abgeschrieben.«
    Er reichte Georges das Notizheft.
    1. Adèle
    Dreharbeitn gehn dm Ende zu. Arbeitn jetzt noch mehr, sogar am WE. Hab fest vor, im Nov Urlaub zu nehmn, falls ich keinen andrn Job beim Film find (bezahlt!). Bis dahin 0 Zeit für mich. Wi ist Château Celle-Guénand?
    (Die Dreharbeiten gehen dem Ende zu. Wir arbeiten jetzt noch mehr, sogar am Wochenende. Ich habe fest vor, im November Urlaub zu nehmen, falls ich keinen anderen Job beim Film finde (bezahlt!). Bis dahin habe ich keine Zeit für mich. Wie ist das Château de La Celle-Guénand?)
    2. Adèle
    Keine Nachrichtn von dir. AIO?
    (Keine Nachrichten von dir. Alles in Ordnung?)
    »Die vierte Nachricht ist auch von Ginette, aber ohne Text. Sie hat nur ein Foto geschickt. Eine Em-em-es.«
    »Ach, ein Foto? Das ist ganz neu. Was für ein Foto?«
    »Vom Meer.«
    Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Georges seufzte. Er wusste nicht, wo Charles war, und er wusste nicht, ob er Adèle informieren sollte. Sie hatte sicherlich wichtigere Dinge zu tun, als in dieses abgelegene Kaff zu reisen und ihren Großvater zu besuchen. Was

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