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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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beträchtlich in Rückstand geraten, und den holte er jetzt auf, indem er ihr sechs SMS schickte. Er berichtete von den Ereignissen der letzten beiden Tage, angefangen bei dem Besuch in Nantes bis hin zu Charles’ Enthüllungen. Natürlich sprach er auch von Ginette, ohne jedoch zu viel preiszugeben, doch Adèle würde zwischen den Pixeln lesen. Und da er schon einmal dabei war, schrieb er Ginette auch eine SMS. Da keine der beiden Frauen direkt antwortete und einmal keinmal ist, schaltete er das Handy aus, steckte sich Ohropax in die Ohren und schlief den Schlaf der Gerechten.

Montag, 9. Oktober

    Cholet (Maine-et-Loire) – La Celle-Guénand (Indre-et-Loire)
    ....................
    Wie wunderschön diese Straßen doch waren, die nach Bressuire, Mauléon, Les Herbiers und Thouars führten. Das waren die Straßen, auf denen sie ihr ganzes Leben zurückgelegt hatten. Die Namen waren ihnen vertraut, und sie fühlten sich sofort wohl. Es war so, als ähnelte alles auch ihnen selbst. Sie wussten, welches Brot man hier beim Bäcker kaufen konnte. Die Felder, die Bäume und sogar das Unkraut kannten sie beim Namen. Am Kiosk gab es die gleichen Zeitungen, und an den roten Ampeln standen die gleichen Alten und hielten ein Schwätzchen. Die Totendenkmäler in den Dörfern trugen Namen, die sie sicherlich wiedererkannt hätten, denn deren Familien lebten noch immer in der Gegend. Mit anderen Augen und tief berührt betrachteten Georges und Charles das, was sie ihr ganzes Leben lang gesehen hatten. Doch erst jetzt schenkten sie all dem Beachtung.
    Sie kamen so dicht an ihrem winzigen Dorf vorbei, dass Charles und Thérèse ein Treffen vereinbart hatten. Georges fragte sich, wie sie es organisiert hatten, denn Charles besaß kein Handy. Um sich für Charles’ Feingefühl bei Ginettes Besuch zu revanchieren, wollte Georges die beiden bei ihrem Rendezvous ebenfalls nicht stören. Er setzte sich im Zentrum von Thouars in ein kleines Café, wo ein Menü für sieben Euro angeboten wurde. Ein paar andere alte Männer saßen bereits da. Mit einem Geschirrtuch über der Schulter diskutierte der Wirt mit einem Jugendlichen aus der Gegend, der auf einem Hocker saß. Theoretisch war es verboten, hier zu rauchen. Daher ging er immer wieder zur Eingangstür und zurück und räucherte auf seinem Weg alle ein.
    Natürlich zog Georges das Handy heraus, um etwas in der Hand zu haben und sich die Zeit zu vertreiben. Er hatte mehrere SMS von Adèle und eine von Ginette erhalten. Zwei kleine alte Männer, die sich über ihre Duralex-Gläser beugten, sprachen ihn an.
    »Na, junger Mann, spielen Sie Es-em-essen wie die Jugendlichen?«
    »Was soll man machen?«, erwiderte Georges höflich. »Meine Enkeltochter ... Sie wissen ja, wie das ist.«
    Und er setzte seine Lektüre der SMS fort, aber die beiden Alten gaben keine Ruhe.
    »Also ich weiß nicht, was das ist, und ich will es auch gar nicht wissen. Wenn man alles mitmachen soll, was die jungen Leute machen, nur um überhaupt noch mit ihren reden zu können, ja dann ... Die jungen Leute heute, die können doch keine zehn Schritte mehr gehen ohne dieses Klick, Klick, Klick, Klick, Klick«, sagte einer von ihnen und ahmte das hektische Tippen einer SMS nach.
    Ehe Georges denken konnte, dass er so etwas schon einmal gehört hatte, kam die Wirtin auf ihn zu, um ihn aus der unangenehmen Lage zu befreien.
    »Sie können sich ins Restaurant im ersten Stock setzen. Da haben Sie mehr Ruhe«, flüsterte sie ihm verständnisvoll zu.
    Es war ein schöner Raum mit großen Teppichen an den Wänden. Die Wirtin räumte den Tisch frei, nahm ihr Bügeleisen weg, das noch neben dem Fenster stand, und stellte Georges ein Glas und ein Gedeck hin.
    Endlich konnte er sich seinen SMS widmen. Ginette sprach über das Wetter. Adèle beklagte sich über ihre Arbeitszeiten. Ginette hatte eine Freundin in Sables-d’Olonne besucht. Adèle befürchtete, sich erkältet zu haben. Ginette hatte beschlossen, noch vor November die Küche neu zu tapezieren. Adèle hatte zum Glück doch keine Erkältung. Alles in allem Neuigkeiten ohne große Bedeutung. Nichts Wichtiges. Wer hätte gedacht, dass er erst dreiundachtzig Jahre alt werden musste, um Freude daran zu haben, uninteressante Neuigkeiten zu lesen?
    Etwas später kam Charles in das Café, richtete Georges die Grüße von Thérèse aus, und sie brachen auf. Sie fuhren weiter nach Le Grand-Pressigny, wo die Tour entlanggeführt hatte, und nach La Celle-Guénand, wo sie nicht

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