Denn dein ist die Schuld
nannte Don Andreas Namen.
Sein Hilfspfarrer, der auf dem Handy angerufen wurde, kam sofort. »Don Mario, wie schön, Sie wieder bei uns zu haben!«, sagte er, doch er blieb in der Tür stehen, so dass er ihm nicht die Hand geben musste, und ließ sich von den Beamten seine Aufgabe erklären.
Don Andrea hörte sich die endlose Liste von Vorschriften und Verboten an und nickte beständig dazu. Don Mario bemerkte, dass der junge Pfarrer den Blick in seine Richtung vermied.
Eine ganz natürliche Reaktion, dachte er, ich an seiner Stelle würde mich auch nicht anschauen wollen. »Wo sind meine Katzen, Andrea?«, fragte er, sobald er die Gelegenheit fand, etwas zu sagen.
»Ach, ich bin doch zerstreut! Ich habe glatt vergessen, Ihnen zu sagen, dass Leonardo Coronari sie zu sich genommen hat. Soll ich ihn anrufen, dass er sie Ihnen morgen früh zurückbringt?«
»Darf ich die Katzen bei mir haben?«, fragte Don Mario die Beamten. Die beiden Carabinieri wechselten einen stummen Blick, dann teilten sie ihm mit, es gäbe kein Verbot in Bezug auf Haustiere.
Der Pfarrer seufzte erleichtert auf. Gott sei Dank!
»Dann rufe ich ihn gleich morgen früh an«, sagte Don Andrea. »Sie könnten Ihre Tiere dann schon am Nachmittag wieder bei sich haben. Schlafen Sie gut, Don Mario.«
Davon konnte keine Rede sein, dachte der. Der junge Pfarrer verließ mit den Beamten, die vorher noch ihre Ermahnungen wiederholten, das Haus.
»Verlassen Sie das Haus nicht! Und öffnen Sie sofort, wenn es klingelt, egal ob es mitten in der Nacht oder am frühen Morgen ist. Wir müssen Kontrollen durchführen. Sie sind nicht frei, denken Sie immer daran. Sie stehen unter Hausarrest.«
Sobald er allein war, kleidete Don Mario sich aus, zog den Schlafanzug an, nahm die »Nachfolge Christi« zur Hand, um noch einige Seiten darin zu lesen, aber er war zu erschöpft. Deshalb löschte er das Licht, doch er fand keinen Schlaf.
Stattdessen kamen ihm die Tränen.
Das letzte Mal davor war er ein kleiner Junge von sieben oder acht Jahren gewesen, doch nun erlaubte sich der Priester, die schreckliche Anspannung, die sich in jenen Tagen in ihm angesammelt hatte, in einem langen Tränenausbruch aufzulösen.
KAPITEL 74
Mittwoch, 7. März, 02:00 Uhr
Damiano Pulitanò war unruhig. Er hatte noch vage im Kopf, dass er seine Windjacke in der Kirche vergessen hatte, und wenn Don Andrea sie am nächsten Morgen um sieben finden würde … Wo eigentlich? Doch nicht etwa zufällig auf dem Altar?
Er wurde alt. Er vergaß alles, und dann passierte es ihm, dass er mitten in der Nacht aufwachte, weil ihn die seltsamsten Bedenken umtrieben. Meist ging es darin um seine Geldbörse.
Wo hatte er sie nur gelassen? In der Jacke? Ja, aber in welcher Jacke? Und wo war die?
Aber er vergaß auch seine Brille, die Schlüssel zu Don Marios Fiat Panda, wenn der ihn bat, ihn umzuparken, die Scheuerlappen …
Da half nichts, er musste aufstehen, auch wenn es zwei, drei oder vier Uhr morgens war, und hektisch zu suchen beginnen. Zuerst versuchte er sich zu erinnern, welche Jacke und welche Hose er zuletzt getragen hatte. Und dabei gab es nicht sehr viele Möglichkeiten, denn er verfügte nur über wenig Kleidung. Dann lief er durch die gesamte Wohnung, denn obwohl er seine Sachen an festen Orten ablegte, wenn er die Taschen ausleerte, passierte es ihm oft, dass sein übersteigerter Ordnungs- und Putzfimmel ihm einen Streich spielte. Dass er Geldbörse, Schlüssel, Brille mechanisch irgendwohin legte, ohne zu merken, was er tat.
Diese Nacht fand er seine schwarze Windjacke nicht, die er immer im Winter beim Putzen in der Kirche über die Kittelschürze zog. Er konnte sich nicht daran erinnern, ob er sie in dem kleinen Raum abgelegt hatte, in dem Besen, Scheuerlappen, Putzmittel und die Reservekerzen aufbewahrt wurden. Ganz sicher war er, dass er sich irgendwann während der Arbeit ausgezogen hatte, als es nicht mehr so kalt gewesen war und sie ihn behinderte. Doch was er dann mit ihr getan hatte, wusste er nicht mehr, da war nur ein schwarzes Loch. Und Don Andrea hatte wenig Nachsicht, wenn jemand etwas vergaß, was die Kirche betraf.
Deshalb verließ Pulitanò um zwei Uhr nachts das Haus, stieg in seinen Fiat Punto und fuhr dorthin. Sieben Minuten dauerte die Fahrt, dann musste er nur noch parken, und um zwei Uhr zehn öffnete er schon die Seitentür.
Er suchte den kleinen Raum ab.
Die Jacke war nicht dort.
Pulitanò sah in der Sakristei nach: nichts.
Da diese verdammte
Weitere Kostenlose Bücher