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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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weit wie möglich zu reduzieren. Sack samt Inhalt verstaute man in zwei schwarzen Müllsäcken, die man ineinandergesteckt hatte, um so eine doppelwandige, feste Plastikschicht zu erhalten.
    Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass die zusammengelegte Leiche keine menschlichen Umrisse mehr aufwies, pressten Neleas Angreifer mit dem Gewicht ihrer Körper die gesamte Luft aus den Plastiksäcken. Danach verschlossen sie das Ganze mit einer festen Schnur, die sie gut verknoteten.
    Daunenjacke, Stiefel und Handtasche landeten in einer der bereits zur Leerung herausgestellten Mülltonnen. Unter einer Schicht aus verschiedenen stinkenden Abfällen.
    Als die Aktion beendet war, wurde Neleas Leiche in einer großen Mülltonne deponiert, einer von denen mit Rädern unten, mit denen die städtische Müllabfuhr ihren Mitarbeitern die Arbeit erleichtern wollte.
    Der tödliche Angriff auf Nelea und die Beseitigung ihrer Leiche in der kalten und gedämpften Stille des frühen Morgens hatten alles in allem nicht länger als zwölf Minuten gedauert. Danach verließ eine untersetzte Gestalt den Hof durch die kleine Tür und zog die Tonne mit der Leiche hinter sich her, ganz vorsichtig, um keinen Lärm zu verursachen. Niemand, der ihm begegnete, hätte ihm einen zweiten Blick geschenkt, weil er ihn für einen Arbeiter der Müllabfuhr gehalten hätte, der die Tonnen zur Sammelstelle brachte.
    Als der Mann durch das Tor kam, vergewisserte er sich erst, dass niemand ihn beobachtete, dann blieb er einen Augenblick vor dem Klingelbrett stehen und wischte sorgfältig die Metalloberfläche mit einem Taschentuch ab, besonders den Knopf, den die junge Frau kurz zuvor gedrückt hatte. Schließlich überquerte er die Straße so rasch, wie er gekommen war, und verschwand mit seiner Last in einem der zahlreichen Hauseingänge an der Straße.
    Sein Komplize wischte das Klingelbrett am Treppenaufgang ab, um auch dort Neleas Fingerabdrücke verschwinden zu lassen. Er überprüfte, ob keine Spuren zurückgeblieben waren oder ihnen irgendetwas zufällig aus der Tasche gefallen war, bevor er zweimal auf einen Klingeknopf drückte: lang - kurz. Er wartete das Geräusch des Türdrückers ab, ging die Treppen bis in den vierten Stock hinauf und verschwand dort hinter der zerkratzten Holztür eines schäbigen Apartments in einem der wenigen Häuser mit außenliegenden Eingängen, die in dieser halbzentralen Gegend Mailands überlebt hatten.
    Schade nur, dass sich hier in diesen ärmlichen Wohnungen reiche Leute eingemietet hatten. Sehr reiche sogar.
     

KAPITEL 22
    Donnerstag, 8. Februar, 06:30 Uhr
    Meist betrat Ispettore Capo Vincenzo Marino Punkt halb sieben das Präsidium. Eigentlich begann sein Dienst erst um sieben Uhr, aber er erschien immer eine gute halbe Stunde früher, um genug Zeit zu haben, sich die Berichte von der Nachtschicht anzusehen und sich eine ordentliche Dosis Automatenkaffee einzuverleiben.
    Für alle, Beamte, Verwaltungsleute und Vorgesetzte, hatte sich die morgendliche Pause an den Automaten für Kaffee, gekühlte Getränke und Snacks mit der Zeit von einer bloßen Gewohnheit in ein geheiligtes Ritual verwandelt.
    Und Marino hatte sich sofort angepasst.
    Gleich nach seiner Versetzung von Neapel nach Mailand hatte er bemerkt, dass die tägliche Pause in diesem Kabuff, das die Beamten »Saloon« nannten, unverzichtbar war, wenn man akzeptiert werden wollte. Wenn man Kontakte knüpfen wollte.
    Kontakte schon, aber nicht zu enge. Gerade um einen Kaffee miteinander zu trinken, da er in dieser Stadt nicht einmal versucht hatte, andere Kontakte aufzubauen als die, die direkt mit seiner Arbeit zusammenhingen.
    Und mit der Zeit kam es ihm selbstverständlich vor, diese Gewohnheit beizubehalten.
    Der Kaffee schmeckte gar nicht so übel.
    Vielleicht war er ein wenig stark und hatte einen Nachgeschmack zwischen verbrannt und Zichorie, aber in dieser Hinsicht war Marino auch voreingenommen. Schließlich stammte er aus Neapel, und seine Geschmacksknospen waren noch von dem Kaffee aus den Bars von Spaccanapoli geprägt, wo man Stammgästen den Kaffee schon mit der richtigen Menge Zucker vermengt servierte.
    Den richtigen Kaffee alla nocciola .
    Mokacciola .
    Reinen Mokka. Wie konnte man danach alles Übrige ebenfalls Kaffee nennen?
    Doch Schicksal war eben Schicksal. Chille ca sta scritto’ncielo,’nterra mancà nùn po’ , oder anders gesagt, man musste sich eben seinem Los ergeben, einschließlich des widerlichen Kaffees, und er hatte nach

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