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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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hellblauen Mütze.
    Sie gehörten keiner Partei und keiner Kirche an und forderten im Gegenzug für ihre Großzügigkeit weder fromme Gebete noch andere Gefallen.
    Jede Nacht fuhren sie zu dritt oder zu viert in ihren Kleinbussen durch die Gegend und verteilten saubere Kleidung, warme Getränke, Lebensmittel, Decken und Schlafsäcke an das unsichtbare Volk, das auf den Bürgersteigen, in den Hauseingängen, auf Treppen, in Bahnhöfen, auf Grünflächen, in Wartehäuschen Unterschlupf gesucht hatte, einfach an jeden, der keinen anderen Trost hatte als einen Pappkarton mit billigem Wein.
     
    In dieser feuchtkalten Nacht Mitte Februar steuerte Shamir Senussi, auf der Straße nannten ihn alle Alawa, den roten Kleinbus der City Angels über den Viale Certosa Richtung Stadtmitte, an Bord Lucia Ardizzi, Mario Colombo und Piero Morelli, besser bekannt als Luna, Mirko und Pedro, sie waren auf dem Rückweg zum Hauptsitz ihrer Organisation in der Via Benedetto Marcello.
    Ihre Schicht war fast zu Ende. Sie hatten nur noch ein paar wenige Decken und Schlafsäcke und Frühstückspakete für die Obdachlosen im Sempione-Park dabei. Nur noch ein letzter Halt am Arco della Pace und dann würden sie alle nach Hause können.
    Obdachlose ziehen nur scheinbar ziellos umher. In Wirklichkeit suchen sie sich meist einen festen Ort und bleiben ihren Gewohnheiten treu. Nachts schließen sie sich wie Wölfe zu Rudeln zusammen und schlafen immer an derselben Stelle. Und jedes Rudel hat sein Territorium.
    Piazza Sempione wurde auf der linken Seite von einer Gruppe Peruaner in Beschlag genommen, die sich im Bogengang eines neoklassizistischen Gebäudes eingerichtet hatte. Auf der rechten Seite kampierten die einheimischen Penner, die sich unter ihren Karton- und Zeitungsschichten kaum von den Pflastersteinen abhoben. Ganz hinten im Schutz des Parks hatte eine Gruppe Junkies ihr Lager.
    Die üblichen Leute, dazu hier und da einige Neue.
    Luna, Mirko und Pedro kannten sie alle. Jeden Abend überprüften sie mit ihren Taschenlampen die Lager- und Schlafstätten, um zu kontrollieren, ob jemand gestorben war oder Hilfe brauchte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Sí, gracias. Hace mucho frío ésta noche.«
    »Ja, das stimmt. Es ist wirklich kalt heute Nacht.«
    »Está congelando.«
    »Ja, es ist eisig. Ein wenig Tee? Oder Kaffee?«
    »Gracias.«
    »Ich kann den Capitano gar nicht entdecken. Und Morena ist auch nicht da. Weiß jemand, wo sie sind? ¿Alguien sabe dónde están ellos dos? ¿Alguien sabe cualquier cosa? «
    » El Capitán no está acquí ésta noche. Morena … Morena … Mira …« Ein Finger wies in die Dunkelheit auf einen Mann. »Allá está Marcelo que sabe algo.« Der sollte es angeblich wissen. Sie fragten ihn.
    »Sí, lo sé. Ella estaba acquí, péro no él.« - Ja, sie war gerade noch hier, aber er nicht.
    Morena, ein Transsexueller mittleren Alters aus Kolumbien, war für alle die Freundin des Capitano. Luna ging von Gruppe zu Gruppe, und so fand sie sie schließlich auf einer Parkbank sitzen. Nicht wie sonst bei den anderen.
    Da Luna wusste, dass Morena schon mehrmals vergewaltigt worden war, ging sie zu ihr, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, dabei näherte sie sich ganz ruhig, um sie nicht zu erschrecken.
    Aber Morena schlief in dieser Nacht gar nicht. Sobald sie Lunas rote Weste und die blaue Mütze bemerkte, knurrte sie sie an.
    Luna blieb sofort stehen. Sie richtete ihre Taschenlampe auf die zusammengekrümmte Gestalt und sah, dass sie erstaunlich gut gekleidet war, teure Schuhe trug und etwas an ihre Brust presste.
    Einen Schatz, den sie verteidigen wollte.
    Luna kam näher.
    Der Schatz bestand aus einer ziemlich großen schwarzen Lederhandtasche. Morena war in eine weiche schwarze Daunenjacke gehüllt, unter der ein Paar sicher sehr teurer Lederstiefel hervorschauten, und hielt die Tasche wie ein Baby im Arm.
    Im Schein von Lunas Taschenlampe konnte man deutlich erkennen, dass es sich um eine Tasche aus teurem weichem Leder handelte. Misstrauisch informierte sie die anderen durch ein Zeichen mit der Taschenlampe. Pedro eilte ihr zu Hilfe.
    »Wir müssen herausbekommen, wo sie diese Sachen herhat. Versuch du sie zu fragen.«
    »Okay.« Pedro holte ein Päckchen Marlboro aus der Manteltasche und schwenkte es vor Morenas Augen hin und her.
    »Hey, schau mal, was ich dir heute mitgebracht habe.«
    Morena streckte eine Hand danach aus.
    Pedro zog das Päckchen zurück.
    »Nein, meine Liebe. Erst musst du mir zeigen, was du da

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