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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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gedacht, als er seinen Kater streichelte!
    Die Falle war eines dieser mörderischen Dinger mit einer Schnappfeder, die über ein Holzklötzchen gespannt wurde und zuschnappte, sobald der Köder berührt wurde.
    Dieses Ding war gefährlich.
    Als er endlich die Verbindung hergestellt hatte, kam ihm die ganze Szene wieder in Erinnerung.
    »Pass auf, wenn du nicht vorsichtig bist, kannst du dir damit einem Finger abhacken«, hatte er dem Jungen gesagt, als der ihm zeigte, wie die Falle funktionierte.
    Ivan hatte gelacht und dann erzählt, dass der Mann, der diese Fallen herstellte, ihm Geld dafür geboten hatte, wenn er ihm dabei half, diese Fallen in Kellern aufzustellen, die von Ratten befreit werden sollten.
    Ein Mann, was für ein Mann?
    Vielleicht hatte Ivan den Namen genannt, aber leider hatte Don Mario ihn sich nicht gemerkt. Er hatte einfach nicht darauf geachtet.
    Doch es musste jemand sein, den er ebenfalls kannte, sonst hätte Ivan nicht nur von einem Mann gesprochen, sondern ihm genau erklärt, um wen es sich handelte.
    Also musste es jemand sein, der auch ins Gemeindezentrum kam.
    Mausefallen.
    Um Keller von Ratten zu befreien.
    Das Herz des Priesters setzte für ein paar Schläge aus.
     

KAPITEL 30
    Freitag, 9. Februar, 15:30 Uhr
    Er wachte zum unzähligsten Mal wieder auf. Doch der Albtraum war geblieben.
    Verzweifelt kämpfte Ivan gegen den Brechreiz und die Panik an.
    Er fror und zitterte krampfartig, so heftig, dass seine Zähne klapperten. Diese lähmende Kälte, die ihn wie eine eiskalte Decke umhüllte, brachte ihm blitzartig die Erinnerung an Leonardos Schal zurück.
    Er trug ihn nicht mehr um den Hals.
    Auf allen vieren kroch er vorwärts und tastete den Fußboden danach ab.
    Nichts.
    Er war nicht mehr da.
    In der Dunkelheit, die von einem messerschmalen Streifen Kunstlicht unter der Tür kaum erhellt wurde, konnte er sich nicht zurechtfinden. Die Wand, die er mit seinen Händen berührte, war feucht.
    Vielleicht ist das ein Brunnen, schoss es ihm durch den Kopf. Ja, genau, sie haben mich auf den Grund eines Brunnens geworfen.
    Nein, alles, nur kein Brunnen!
    Da war doch eine Tür gewesen, die sich vorher geöffnet hatte. Wann vorher? Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Doch an die Tür erinnerte er sich. Außerdem hatte er den Raum mit seinen Händen erforscht und dabei glatte ebene Wände gespürt, und jedes Kind weiß doch, dass Brunnenwände rund sind. Er hatte zwar noch nie einen richtigen Brunnen gesehen, aber in Martinas Lesebuch war ein schönes Bild von einem, über dem ein Eimer mit einem springenden Frosch hing.
    »Los, denk nach«, sagte er laut zu sich selbst. »Unter der Tür scheint doch etwas Licht durch, oder? Und Brunnen haben keine Türen!«
    Der Klang seiner eigenen Stimme half ihm dabei, sich zu beruhigen. Nach einigen Minuten jedoch drang ein weiterer schrecklicher Gedanke in seinen Kopf.
    Martina!
    Martina war nicht mehr da.
    Sie war nicht bei ihm.
    Wie konnte er ohne Martina zu seiner Mutter zurückkehren?
    Allein der Gedanke, bei seiner Mutter ohne die kleine Schwester aufzutauchen, versetzte ihn wieder in Panik.
    Auf dem Boden liegend bearbeitete er die Tür mit Fußtritten.
    »Geh auf, du blöde Scheißtür! Geh auf, verdammt!«
    Er trampelte mit den Fußsohlen gegen die Tür, doch schon nach wenigen Tritten verließen ihn die Kräfte. Er rollte sich zusammen und fing an zu weinen, ohne Tränen und lautlos, weil er so erschöpft war.
    Der Junge wimmerte leise vor sich hin wie ein geprügelter Welpe, doch als er hörte, wie sich jemand mit schweren Schritten näherte, verstummte er unverzüglich.
    Neben den Schritten bemerkte er saugende Geräusche.
    Gummistiefel.
    Vier Stiefel, also waren es zwei Personen.
    Ihm blieb keine Zeit, sich zu fürchten, da öffnete sich schon die Tür, und in der Öffnung zeichneten sich zwei Gestalten ab, eine klein und untersetzt, die andere groß und kräftig.
    Da sie im Gegenlicht standen und Ivan sich in einem dunklen Raum befand, konnte er ihre Gesichter nicht erkennen.
    Nur Umrisse, anonyme Schatten.
    Er richtete sich vom Boden auf und legte instinktiv schützend die Hände über den Kopf, wie immer, wenn Giulio oder seine Mutter ihm mit Schlägen drohten.
    Doch es kamen keine Schläge.
    Wortlos packte ihn einer der beiden an den Schultern und warf ihn mit dem Gesicht nach unten auf die Liege. Während der Mann ihn mit einer Hand und einem Knie in dieser Stellung festhielt, nahm er mit der anderen einen von Ivans Armen und streckte

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