Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
Vom Netzwerk:
soll meinen Bruder fragen, ob er was über Ivan weiß. Ich habe ihn gefragt. Jetzt sind wir hier. Was genau willst du wissen?«
    Don Mario spürte ein Kribbeln auf der Haut.
    »Was wisst ihr?«, fragte er ganz direkt.
    »Wenig bis nichts.«
    Mauro zuckte mit den Schultern und breitete die nikotinverfärbten Hände weit aus. »Aber da war was, ich hätte mir fast ins Hemd gemacht. Ich werd’s dir sagen, Don. Aber du musst vergessen, dass wir hier gewesen sind. Morgen schreibst du einen Scheck über das Geld an die Werkstatt aus, aber danach tust du wieder so, als ob du uns nicht kennen würdest.«
    Don Mario spürte, wie sein Herz heftig klopfte.
    »Ich gehe ab und zu in dieses Lokal …«, begann Mauro. »Eine Art Privatclub, ein Treffpunkt … Dort wird um Geld gespielt, um richtig viel Geld. Manchmal kommt es vor, dass irgend so ein armer Teufel jede Menge Kohle dort lässt, wenn er eine Pechsträhne hat. Die Stammgäste sind Leute mit Kohle, aber man sollte sie lieber nicht danach fragen, wie sie dazu gekommen sind. Verrückte Typen. Manche von denen nehmen richtig viel Stoff …«
    »Und warum gehst du dorthin?«
    »Arbeit, Don. Nur wegen der Arbeit. Ich bringe ein bisschen Shit, ein bisschen Gras. Etwas, womit man munter bleibt. Kein Schnee oder Stoff.«
    »Und weiter?«, fragte Don Mario und konnte seine Ungeduld nicht verbergen.
    »Nichts weiter. Ich gehe dorthin, verkaufe mein Zeug und mach mich vom Acker. Wenn ich mir die Typen rund um die Tische anschaue, dann sehe ich, dass die meisten unter ihren Jacken Schießeisen dabeihaben. Und wenn du etwa glaubst, dass bei denen das Geld locker sitzt, dann hast du dich geschnitten. Die regen sich schon über jede Kleinigkeit auf. Ich möchte nichts mit denen zu tun haben. Letzte Woche, könnte Donnerstag gewesen sein, sehe ich einen, den jeder schneidet, weil das ein echter Loser ist. Ein echt jämmerliches Würstchen. Der sitzt also an einem Tisch, und ich sehe, wie er spielt. Erstens weiß ich, dass er eigentlich Hausverbot hatte, weil er nicht einmal mehr genug Knöpfe an seiner Jacke hatte, um sie zuzumachen. Zweitens, er hatte auch bei mir Schulden. Ein Kerl ohne Moos, aber so was von abgebrannt, der konnte sich keine einzige Tüte mehr leisten. Ich also guck ihm ein wenig zu. Da sieht er mich und quatscht mich an: ›Sag mal, hast du ein wenig Koks oder Stoff?‹ ›Nein, Koks habe ich nicht‹, sage ich darauf, ›und harten Stoff musst du dir schon woanders besorgen. So eine Scheiße verkaufe ich nicht. Und selbst wenn, dir würde ich sowieso nichts geben, weil du nicht bezahlst.‹ Da meint er: ›Irrtum, Kleiner! Ich zahle.‹ ›Ach ja?‹, meine ich. ›Seit wann bezahlst du?‹ Und er meint zu mir: ›Seit ich Kohle habe.‹ Und er zeigt mir einen Haufen Chips. ›Heilige Scheiße‹, meine ich. ›Beim letzten Mal hattest du nicht einmal mehr genug Augen, um zu heulen. ‹ ›Und jetzt habe ich einen Haufen Schotter‹, meint er. ›Hast du also jetzt ein wenig Gras?‹ Und ich: ›Ja, Pakistaner hätte ich schon, aber zuerst zeigst du mir die Kohle.‹ Und er zu mir: ›Hier ist die Kohle‹ und wirft sein Portemonnaie auf den Tisch, und ich schwöre, es war voll großer Scheine. Darauf ich: ›Was ist denn mit dir passiert, hat dich etwa Berlusconi adoptiert?‹ Und er: ›Das wüsstest du jetzt gern, oder? Geschäfte, mein Lieber, Geschäfte!‹ Und damit deckt er seine Karten auf und hat einen Flush. Leider hat der andere einen Royal Flush und schnappt ihm den Haufen Knete weg. Ich schwöre Stein auf Bein, das waren mindestens fünfhundert Mäuse.«
    »Und das ist alles?« Don Mario konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. »Was hat das denn mit Ivan zu tun?«
    »Es hat, Don, es hat. Denn als ich gerade gehen wollte, habe ich gehört, wie ihn jemand fragt: ›Also, was habt ihr jetzt mit dem Jungen gemacht?‹«
    Plötzlich wieder ganz Ohr, setzte sich der Pfarrer in seinem Stuhl auf.
    »Ach, ich sehe, dass es dich jetzt interessiert!«, grinste Lucianone.
    »Halt den Mund, du Trottel!«, sein Bruder verpasste ihm einen Stoß, so heftig, dass er ihm beinahe eine Rippe brach, dann fuhr er fort. »Ich habe dir gesagt, was ich weiß, aber nur, weil ich ein Freund von Giulio bin, und ich mag es nicht, dass er verdächtigt wird. Denn der hat die Kinder von dieser Schlampe Annamaria immer in Ruhe gelassen. Und ich sage es dir noch einmal: Erzähl niemandem, was ich oder mein Bruder dir gerade gesagt haben. Hör mal, das ist jetzt kein Witz. Wenn du

Weitere Kostenlose Bücher