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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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weiter bis ans Ende des Hofes. Biegt nach links hinter das Gemeindezentrum ein, und lasst den Wagen dann neben der Holztür stehen. Von dort kommt ihr ins Pfarrhaus.«
    »Wir nehmen auch mein Moped mit rein.«
    »In Ordnung. Dann klingelt noch einmal an der Pfarrhaustür, damit ich euch öffne.«
    Während Don Mario auf sie wartete, schaltete er alle Lampen ein, auch die über der Eingangstür, als könnte er mit der Dunkelheit auch die Gefahr bannen, überfallen zu werden. Er fragte sich, ob er einen Kaffee kochen sollte. Nach acht Uhr abends trank er eigentlich keinen mehr. Er genehmigte sich höchstens noch ein Gläschen Fernet, wenn er etwas Schweres zu Abend gegessen hatte. Aber an diesem Abend würde er eine Ausnahme machen. Bei all den Gedanken, die ihm durch den Kopf schwirrten, würde er auch ohne Kaffee keinen Schlaf finden.
    Mauro und Luciano Dinuccio sahen einander überhaupt nicht ähnlich. Mauro hatte die Statur eines Gewichthebers: dick, kräftig, stämmig und mittelgroß, einen kantigen Schädel und ein vorstehendes Kinn. Er sah aus wie die Actionfigur Big Jim, mit vorstehenden Augenknochen und winzigen Augen, wodurch er dümmlich und aggressiv wirkte.
    Sein Bruder dagegen war ein langer Hungerhaken, dessen Kinn so fliehend war, dass es im Profil wie ein zweiter Adamsapfel wirkte. Das Einzige, was die zwei gemeinsam hatten, waren Ringe in beiden Ohrläppchen und Tätowierungen, die von den Fingern die Arme hochreichten, ehe sie unter den Jackenärmeln verschwanden.
    Der Don versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber als er sie sich etwas genauer anschaute, erkannte er sofort die finstere symbolische Bedeutung einiger Zeichen.
    »Was für Idioten!«, dachte er und schüttelte dazu fast unmerklich den Kopf.
    »Hören Sie, Priester, draußen steht Ihr Auto. Das geht jetzt wieder ab wie eine Rakete. Passen Sie auf, denn wir haben ihm ein leichtes Tuning verpasst …«, sagte Mauro Dinuccio, und Luciano grinste dazu.
    »Was heißt hier ›ein leichtes Tuning‹? Was habt ihr mit meinem Panda gemacht?«
    »Ach, nichts weiter. Wir haben nur den Vergaser ein wenig aufgebohrt. Drücken Sie nicht zu fest aufs Pedal, wenn Sie Gas geben, sonst heben Sie ab.«
    »Oh mein Gott! Aber ist das denn legal?«
    »Wenn Sie damit keine Polizeisperre durchbrechen oder einen Bullen umnieten, wird keiner was sagen. Achten Sie allerdings auf den Tacho.«
    »In Ordnung. Was schulde ich euch?«
    »Für das Tuning gar nichts. Wir hatten unseren Spaß. Die Reparatur macht dreihundertfünfzig Euro. Wir haben Ihnen eine neue Kupplung eingesetzt.«
    »Puh, ihr seid nicht gerade günstig.«
    »Hören Sie mal, Priester, wir haben Sie nicht gebeten. Sie sind bis nach Pieve gekommen, um Ihre Klapperkiste zum Richten zu bringen. Allerdings musste die Kupplung wirklich repariert werden. Und wir haben sogar eine neue eingesetzt. Dann haben wir Ihnen das Öl gewechselt und die Instrumente eingestellt. Jetzt haben Sie ein Auto wie aus der Vertragswerkstatt. Was ist, wollen Sie etwa nicht zahlen?«
    »Aber nein, was habt ihr denn jetzt verstanden? Ich bezahle natürlich. Es ist nur gerecht, für eine gut ausgeführte Arbeit zu bezahlen. Aber ihr werdet bis morgen auf euer Geld warten müssen, denn ich habe keine so große Summen hier im Haus. Wenn ihr mich angerufen hättet, wäre ich zu euch gekommen.«
    »Wir sind jetzt aber zu Ihnen gekommen, weil wir mit Ihnen reden müssen, und das sollten nicht zu viele Leute mitbekommen.«
    »Ach so! Ja, dann kommt in mein Arbeitszimmer. Macht es euch bequem. Möchtet ihr einen Kaffee?«
    »Nein. Haben Sie keinen Whisky?«
    »Nein, das tut mir leid. An Spirituosen habe ich nur eine Flasche Limoncello, die man mir geschenkt hat, und Fernet.«
    »In Ordnung. Holen Sie doch den Fernet. Haben Sie auch Coca-Cola? Mit Fernet gemischt schmeckt das super. Fast wie Cuba Libre, nur besser.«
    »Gut. Ich hole ihn euch. In der Zwischenzeit macht es euch bequem.«
    Ein bisschen beunruhigt, aber nicht besorgt ging Don Mario in die Küche, um die Gläser und alles für die Mixgetränke zu holen. Die beiden gefielen ihm nicht. Am besten reizte er sie nicht.
    Als er ins Arbeitszimmer zurückkehrte und die beiden Brüder auf den Stühlen vor dem Schreibtisch sitzen sah, beruhigte er sich.
    »Hör mal, Don«, begann Luciano und wechselte zum Du über wie die Jungs im Jugendzentrum bei Don Andrea, was der Pfarrer normalerweise gar nicht schätzte, aber in diesem Moment störte es ihn wenig. »Du hast mir gesagt, ich

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