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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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wieder.
    »Aber sicher, Vincenzo. Er war der Erste.«
    »Und ist etwas dabei herausgekommen?«
    »Nicht viel, aber den einen oder anderen Ansatzpunkt haben wir gefunden.«
    Schweigen.
    Der Offizier gestattete sich ein leichtes Lächeln. »Ja, ich würde sagen, es gibt eine Spur, wenn auch nur eine schwache. Lesen Sie die Abschriften. Ich möchte nichts vorwegnehmen, um Sie nicht zu beeinflussen. Ihre Meinung ist mir sehr wichtig. Man muss dabei allerdings verschiedene Fakten zueinander in Beziehung setzen, um sie zu entdecken. Sie werden die Akte heute noch auf Ihrem Schreibtisch haben, Vincenzo. Eine Kopie für Sie ist schon vorbereitet. Und wir sind ganz gespannt, was Sie darüber denken.«
    Leck mich doch, Colonnello, dachte Marino, während er das Lächeln erwiderte. Wenn du Krieg willst, wir sind vorbereitet.
    Gut gegeben, Glauco, dachte Leoni und grinste in sich hinein. War im Grunde nicht jede Ermittlung so etwas wie eine Schatzsuche?
     

KAPITEL 42
    Dienstag, 13. Februar, 22:30 Uhr
    Es war ein scheußlicher Abend. Und das nicht nur aus meteorologischer Sicht.
    Nachdem Don Mario den Nachrichten im Fernsehen entnommen hatte, dass man die Kleidungsstücke gefunden hatte, die Martina Della Seta zum Zeitpunkt ihres Verschwindens getragen hatte, hatte er sich in seinem Büro eingeschlossen. Er war erschüttert und erschrocken. Und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich alt und nutzlos.
    Ein alter Gemeindepfarrer, der absolut nicht auf das Grauen vorbereitet war, das seine Seele erfüllte.
    Er saß an seinem Schreibtisch und starrte seit einer Viertelstunde das Journal für die Gemeindebuchhaltung an, das vor ihm lag.
    Tea schlief auf dem Sessel und streckte schlaff alle Gliedmaßen von sich. Allerdings durchlebte wohl auch sie einen Katzenalbtraum, denn von Zeit zu Zeit miaute sie im Schlaf auf und spannte ihre Hinterbeine, als würde sie zu einem Sprung ansetzen.
    Meo schärfte am Kratzbaum aus Jute geräuschvoll seine Krallen und schnurrte zufrieden.
    In etwa zehn Minuten würden beide Katzen auf ein geheimnisvolles inneres Zeichen hin zur Küchentür stürzen und vertrauensvoll auf ihren Abendimbiss warten, der heute aus einem leckeren Rest gedünstetem Seehecht bestehen würde.
    Fressen.
    Ein Abstecher zum Katzenkistchen.
    Schnelle Abendwäsche.
    Und dann gingen alle schlafen.
    Der Don kroch ins Bett unter die Decke, die beiden Katzen zu Füßen des Bettes auf den gefütterten Schlafsack aus senffarbener Seide, der über und über mit Krallenspuren bedeckt war.
    Don Mario betrachtete seine geliebten Katzen. Ihre friedliche, unerschütterliche Ruhe im Angesicht des Sturmes löste für einen Moment den Kloß im Hals, der ihm das Atmen schwer machte. Er wollte gerade aufstehen und vom Regal die »Nachfolge Christi« nehmen, in der er jeden Abend las, als ihn ein misstönendes Geräusch so hochschrecken ließ, dass ihm fast die Brille von der Nase fiel.
    Die Türklingel draußen an der Pforte.
    Tea sprang vom Sessel und versteckte sich in der Nische unter dem Fenster hinter den schweren dunkelblauen Vorhängen. Meo unterbrach seine Krallenpflege, seine gespitzten Ohren standen zur Seite ab wie Flugzeugflügel. Mamma mia , so eine Aufregung!
    Don Mario schaute beunruhigt auf seine Quarzuhr.
    Halb elf.
    Früher hätte er sich über dieses Klingeln mitten in der Nacht nicht weiter gewundert.
    Früher war es ganz normal gewesen, dass man den Pfarrer mitten in der Nacht zu einer Beichte auf dem Totenbett rief.
    Früher, als die Menschen noch zu Hause von Verwandten gepflegt wurden und man nur in Ausnahmefällen ins Krankenhaus kam, als die Segnung mit geweihtem Öl sich noch Letzte Ölung nannte, war es normal, dass der Pfarrer nach zehn Uhr abends aus dem Bett geworfen wurde.
    Im Jahr 2007 war es in einer Gemeinde wie Rozzano sehr ungewöhnlich, wenn der Priester außerhalb der Geschäftszeiten gerufen wurde, und auch dann benachrichtigte man ihn zumindest vorher.
    »Wer ist da?«, fragte er zögernd.
    »Luciano Dinuccio. Ich bin mit meinem Bruder da.«
    »Was wollt ihr hier mitten in der Nacht? Könnt ihr nicht morgen kommen?«
    »Nein. Sie haben mich um etwas gebeten. Möchten Sie Ihren Panda wiederhaben oder nicht?«
    Lucianone klang leicht arrogant und frech. Don Mario fragte sich, ob er nicht besser Don Andrea zur Unterstützung rufen sollte. Doch dann entschied er sich dagegen.
    »Ach so! In Ordnung. Kennt ihr den Weg?«
    »Ja. Wo sollen wir Ihr Auto parken?«
    »Fahrt durch das Tor in die Einfahrt, dann

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