Denn dein ist die Schuld
rumquatschst, dass wir hierhergekommen sind, könnte jemandem was passieren. Diese Leute verstehen null Spaß, und wenn sie einen auf dem Kieker haben, dann fackeln die nicht lange.«
»In Ordnung. Ich danke dir, dass du hergekommen bist, um mit mir zu reden. Aber es hilft mir nicht weiter, wenn du mir nicht sagst, wer der Kerl ist, der …«
»Ich weiß nicht, wie der heißt. In Lokalen wie dem nennt man keine Namen. Aber ich kenne ihn vom Sehen, und ich kann dir eins sagen …«
»Was?« Don Mario erschauerte.
»Das ist einer von den widerlichen Perversen, der am falschen Ort ist. Ich weiß, dass er immer mit Kindern zu tun hat.«
»Was heißt das, mit Kindern? Weil … Oh Herr! … Weil er sie mag? Ist er ein Pädophiler?«
»Ich weiß nicht, ob er sie mag. Ich weiß aber, dass er mit Kindern arbeitet. Und jetzt muss ich weg, Pfaffe. Ich habe dir schon zu viel gesagt. Ich habe dich auf die richtige Spur gebracht. Jetzt mach was draus!«
Mauro stand auf und schob den Stuhl laut über die Kieselfliesen zurück. Sein Bruder machte es ihm nach.
»Vielen Dank für den Cuba-Libre mit Fernet.«
Einen Wimpernschlag später waren die Besucher schon an der Tür. Zwei Minuten später waren sie nicht mehr dort. Während Don Mario die Tür ins Schloss fallen ließ und beim Absperren den Schlüssel so oft herumdrehte, wie es ging, hörte er, wie Lucianos frisiertes Moped aufjaulte.
Als die beiden verschwunden waren, kamen Tea und Meo aus ihren Verstecken und eilten erwartungsvoll zur Küchentür, weil sie ihren Imbiss nicht vergessen hatten. Don Mario bückte sich, um sie zu streicheln. Eine Geste, die für einen Moment seine Welt wieder in Ordnung brachte und die Dinge wieder an ihren richtigen Platz rückte.
KAPITEL 43
Mittwoch, 14. Februar, 13:30 Uhr
Ein Tag wie jeder andere? Nein. Für die Beamten der Kriminalpolizei gibt es nie zwei gleiche Tage und auch keine zwei Fälle, die genau gleich sind. Es war eine Sache, wenn gefälschte Wertpapiere auf den Finanzmärkten in Umlauf gebracht wurden, und etwas ganz anderes, wenn Kinder wie Tiere eingefangen und wie Artikel aus einem Sexshop benutzt wurden. Seit jemand den kleinen Simonella aus seinem Kinderwagen gezerrt hatte, konnte Vincenzo Marino nachts nicht mehr schlafen.
Ein Baby.
Wozu könnte man ein Baby benutzen, wenn man kein Geld von den Eltern erpressen will? Vielleicht …
Ihm stellten sich die Haare auf.
Eine Woche war seit Giovannis Entführung vergangen, aber niemand hatte sich gemeldet, um Lösegeld zu verlangen. Stattdessen hatten die Informationen aus Osteuropa über das transnistrische Kindermädchen einen Abgrund von Gewalt und Habgier aufgetan, der ihm den Schlaf raubte.
Marino und die Ispettrice Leoni saßen in seinem Büro im dritten Stock des Präsidiums vor einem Teller mit belegten Brötchen, die sie sich aus der Bar in der Via Fatebenefratelli hatten kommen lassen, und tauschten ihre Informationen und Meinungen aus.
»Hat denn jemand die Simonellas gefragt, wo sie die Eminescu aufgegabelt haben?« Leoni biss in ihr mit Mozzarella, Garnelen, Pilzen und Speck belegtes Brötchen und begann zu kauen, doch sie verzog sofort ihr Gesicht. »Die werden auch jeden Tag schlechter. Früher war das Zeug, das man bei denen bestellte, ganz in Ordnung. Jetzt schmeckt alles dort widerlich, auch der Cappuccino. Die strecken ihn zu sehr und sagen, das müsste so sein wegen dem Schaum. Und wenn sie die belegten Brötchen nicht verkaufen, verwenden sie die Zutaten am nächsten Tag wieder.«
»Genau. Irgendwann werden wir ernsthaft sauer und schicken ihnen das Gesundheitsamt und die Steuerbehörde auf den Hals. Vielleicht hilft das was. Kommen wir wieder zum Thema: Wenn du die Berichte gelesen hast, hast du bestimmt gesehen, dass die betreffende Frage gestellt wurde. Und die Antwort lautet: bei der Caritas.«
»Wie ist das gemeint, bei der Caritas?«
»Viele Gemeinden haben ein Beratungszentrum, das von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Mailänder Caritas geführt wird, zumindest habe ich das gehört.«
Marino fragte sich, weshalb sich diese karrieregeile Leoni diesmal nicht die Mühe gemacht hatte, die Abschriften der Zeugenaussagen zu lesen.
»An bestimmten Tagen haben sie feste Beratungszeiten für illegale Einwanderer, und jeder, der ein Problem hat, das er nicht lösen kann, wie Wohnung, Dokumente und so weiter, kann dorthin kommen und mit den ehrenamtlichen Helfern darüber sprechen. Er erklärt, wer er ist, woher er kommt, was er kann, was er
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