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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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dieser Jahreszeit in einen fast unpassierbaren sumpfigen Pfad verwandelt. Er zweigt zwei Kilometer hinter Binasco von der Staatsstraße Nr. 35 Dei Giovi ab.
    Aber hier haben wir Dragan Radolowitsch, eines der Familienoberhäupter der Roma, die diese grausige Entdeckung gemacht haben.
    »Signor Radolowitsch, warum haben Sie die Vorhängeschlösser aufgebrochen, mit denen die Innenräume des Gehöfts abgesperrt waren?«
    »Ich darf nichts sagen. Richter hat nein gesagt. Wir wollen nur Ort, um mit Familien zu bleiben, Frauen, Kinder. Dort alles leer …«
    »Leer, aber dennoch verschlossen …«
    »Keiner war dort. Kein Mensch, keine Tiere, keine Hunde. Wir keine Hunde gesehen und gedacht, es gibt keine Besitzer, sonst jeder auf dem Land hat Hunde. Wir nichts gestohlen. Nur Ort gesucht, um zu bleiben.«
    »Können Sie uns beschreiben, was Sie gesehen haben, nachdem Sie die Tür geöffnet hatten?«
    »Nein, nein.«
    (Dragan, ein großer Mann, olivfarbener Teint, mit einem dunklen Dreitagebart, schlägt sich die Hände vors Gesicht und führt sie dann in einer eindeutigen Geste des Erschreckens und des Mitleids an die Brust.)
    »Nein, nein. Zu schlimm. Zu schlecht. Nein.«
    »Das ist alles. Wir werden sofort darüber berichten, falls wir weitere Einzelheiten erfahren. Und damit gebe ich zurück ins Studio.«
     

KAPITEL 46
    Die Meldung, die zuerst in den Regionalnachrichten um neunzehn Uhr gebracht und dann von allen Nachrichtensendungen übernommen wurde, alarmierte all die, die immer noch an Ivans und Martinas Rückkehr glaubten. Offiziell galten sie nur als »vermisst« und wurden von den Ermittlern der Sondereinheit unter der Leitung der Staatsanwälte Carlo Maria Salvini und Laura Scauri noch, wenn auch mit immer weniger Hoffnung gesucht.
    Als Annamaria Donadio aus dem Fernsehen erfuhr, dass man die Leiche eines Jungen gefunden hatte, der Ähnlichkeiten mit ihrem Ivan aufwies, traf sie das wie ein Schlag mitten ins Gesicht, der sie auf dem durchgesessenen Sofa im Wohnzimmer erstarren ließ.
    Für Giulio Della Volpe war dies ein willkommener Vorwand, auf etwas einzudreschen. Dieses Mal nur auf die Möbel, denn nicht einmal ein Mensch wie er brachte es fertig, sich an der unglücklichen Mutter zu vergreifen.
    Vincenzo Marino fühlte sich in seinem lang gehegten Verdacht bestätigt: In dieser beschissenen Stadt gab es für niemanden Mitleid.
    Ispettrice Leoni schnitzte sich eine weitere Kerbe in den Knauf ihrer imaginären Waffe, mit der sie all die Schweine erschießen wollte, wenn sie sie einmal in die Finger bekam.
    Für Tenente Colonnello Glauco Sereni war die Nachricht keine Neuigkeit. Er hatte von Anfang an gewusst, dass man sich keine Illusionen zu machen brauchte. Erfahrung und sein gesunder Menschenverstand sagten ihm, wenn Minderjährige nicht innerhalb von achtundvierzig, höchstens zweiundsiebzig Stunden auftauchten, fand man früher oder später irgendwo ihre Überreste. Vielleicht.
    Leonardi Coronari versetzte die Meldung einen solchen Schlag, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
    Don Mario empfand nur Angst und Schmerz. Einen tiefen seelischen Schmerz.
     

KAPITEL 47
    Freitag, 16. Februar, früher Morgen
    Einer, der mit Kindern arbeitet.
    Diese Andeutung, die die beiden Dinuccios Don Mario gegenüber gemacht hatten, ließ ihn nach der Meldung in den Nachrichten nicht mehr los. Die ganze Nacht hatte der arme Pfarrer nichts anderes getan, als sich schlaflos zwischen den Laken hin und her zu wälzen, während schreckliche Gedanken sein Hirn quälten und ihn ins Schwitzen brachten. Kurz vor Tagesanbruch gab er es endgültig auf, vielleicht doch noch Schlaf zu finden.
    Ein wenig betäubt rappelte er sich mühsam auf, gefolgt von seinen beiden Katzen, die von der Aussicht auf einen Extraimbiss begeistert waren, und schleppte sich in die Küche, um sich dort einen Milchkaffee zu wärmen.
    Wer war es?
    Ihn schauderte bei der Vorstellung, diese kläglichen menschlichen Überreste könnten zu Ivan gehören und dass ihm das jemand angetan hatte, der sich im Jugendzentrum herumtrieb, vielleicht ein Katechet oder ein Chorsänger … Und warum nicht einer der ehrenamtlichen Helfer, die sich um das Fußballteam kümmerten?
    Kaffee und Milch, um seinen Magen zu beruhigen und in dem bisschen Wärme ein wenig Trost zu suchen, der seinen Körper Frieden finden lassen und sein geistiges Gleichgewicht wiederherstellen würde. Während er in kleinen Schlucken aus der großen Tasse trank, die er mit beiden

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