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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Richtung Pavia.
    Die beiden röhrenden Opel kamen nicht sehr weit. Nach etwa fünfzehn Kilometern entdeckten sie die Umrisse eines Silos über einem Gehöft, das ein wenig abseits, aber immer noch in Sichtweite der Straße gelegen war. Aus dem Kamin kam kein Rauch, und in der Umgebung war niemand zu sehen.
    Ein gutes Zeichen.
    Der Mann im vorderen Fahrzeug blinkte und informierte so die Leute im hinteren Wagen über seine Entdeckung. Dann bog er auf den schmalen Schotterweg ein, der an einem riesigen Torbogen in der Umfriedungsmauer endete.
    Das Gebäude war riesig und wirkte von außen so, als wären die Mauern solide, das Dach noch in Schuss und alle Fenster noch intakt.
    Auf der linken Seite erstreckte sich ein Gelände, das für die Kühe, Schafe und Schweine eingezäunt war. Ein brauchbares Anwesen, selbst wenn es offensichtlich schon längere Zeit leer stand, da die Angeln des Torbogens verrostet waren und das Tor selbst ganz fehlte. Auf den ersten Blick schien es der ideale Ort, um zumindest vorübergehend Frauen, Alte, Kinder und sogar die Tiere unterzubringen.
    Die beiden Opel fuhren durch das breite Tor, das man früher so hoch gebaut hatte, damit die Heuwagen durchpassten. Sie kamen in den ersten Hof, fuhren durch einen weiteren Bogen, der direkt in das Gebäude eingearbeitet war, und hielten dann drinnen auf einer hellen und sehr weitläufigen Wiese, um die sich weitere Gebäude zogen, die bis vor wenigen Jahren als Wohnhäuser, Ställe und Unterstände für die landwirtschaftlichen Gerätschaften, als Kornspeicher und Heuschober gedient hatten.
    Die Männer stiegen aus den Autos und begannen, alles zu erkunden. Sobald sie sich überzeugt hatten, dass das Gelände wirklich unbewohnt war, weil keine Geräte herumlagen und es auch keine Wachhunde gab, rüttelten sie zunächst an den Türen, ehe sie diese mit Stemmeisen aufbrachen, die sie für alle Fälle mit sich führten. An den Fenstern versuchten sie es gar nicht erst, denn die wurden von dicken Eisenstäben in fest verankerten Ösen geschützt, für sie hätte man schon Dynamit gebraucht.
    Freudig wie schon lange nicht mehr, weil sie endlich eine Lösung für ihre Probleme gefunden hatten, inspizierten die Roma jedes Zimmer, jeden Flur, jede Mauer genau. Sie klopften die Wände ab und überprüften die Festigkeit der Fensterrahmen, dabei schlugen sie einander immer wieder begeistert auf die Schultern. Sie überlegten gerade, ob sie mit dem mitgebrachten Slibowitz anstoßen sollten, als sie eine kleine Tür an der Innenseite eines großen Raums im Erdgeschoss bemerkten, der früher eine Küche gewesen sein musste, weil es einen alten Kamin gab, in dessen Feuerstelle immer noch Asche lag, und der Abzug war rußgeschwärzt.
    Die kleine Tür war mit einem großen Vorhängeschloss versperrt, das man durch zwei anscheinend erst kürzlich angebrachte Eisenösen geschoben hatte.
    Das Vorhängeschloss war brandneu.
    Einer der Männer wies daraufhin, wie wenig dieses glänzende, überhaupt nicht verrostete Metallschloss an einen Ort passte, der seit Jahren verlassen zu sein schien. Er gab auch zu bedenken, dieser Teil des Gehöfts würde vielleicht doch noch von jemandem genutzt, der zurückkommen könnte. Aber die Lage ihrer Gemeinschaft war zu dramatisch, da konnte man nicht allzu wählerisch sein.
    Deshalb beschlossen sie, die Erkundung fortzusetzen.
    Einer versuchte, wieder mit dem Stemmeisen, das Vorhängeschloss aufzubrechen, aber es hielt stand. Da holte jemand einen Wagenheber, führte den Zapfen in die Öse und kurbelte eifrig. Nach wenigen Umdrehungen zersprang das Holz in tausend Splitter, und sie hatten das Schloss herausgebrochen. Problem gelöst.
    Vor den Männern lag ein langer dunkler Gang, der leicht abwärtsführte. Vielleicht eine Art Kohlenrutsche. Die Gruppe tastete sich vorsichtig vorwärts und behalf sich mit der Displaybeleuchtung ihrer Handys.
    Der Flur endete abrupt vor einer weiteren Tür.
    Auch an dieser hing ein neues Vorhängeschloss.
    Sie brachen es etwas unsicherer auf, denn jetzt hatten sie das sichere Gefühl, fremdes Eigentum zu beschädigen, und sie wussten genau, dass ein Wohnhaus zu besetzen etwas anderes war, als sich illegal auf einem verlassenen Gehöft niederzulassen.
    Als die Tür aufsprang und der matte Schein der Mobiltelefone in das Innere dieses engen, fensterlosen Kellerraums fiel, standen ihnen die Haare zu Berge.
    Sie schrien laut auf und fluchten, dann stürzten sie nach draußen. Bei ihrer überhasteten Flucht

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