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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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hatten das Gespräch ehrlich zugegeben. Dann hatte er aufgrund von unzureichender Verteidigung Berufung eingelegt, was ihm nicht zu einem neuen Prozess verhalf, aber zu Jefferson, der sich ordentlich ins Zeug legte. Er hatte zum ersten Mal auf die Karte gesehen und die Frage aufgeworfen, ob Walter in Virginia oder in West Virginia gewesen war, als Holly starb. Sicher, die Leute waren wütend, als sie die Landvermesser losschicken mussten, sie sprachen von einer reinen Formalie, die nicht mehr sei als ein Strich auf der Landkarte. Aber wer zum Teufel würde denn nicht auf der richtigen Seite dieses Striches sein wollen, wenn es buchstäblich um Leben und Tod ging? Wenn sie ihr Zeltlager in der Nacht von Hollys Tod in West Virginia aufgeschlagen hatten, hätte er auch dort vor Gericht kommen müssen, und in West Virginia gab es keine Todesstrafe. Den Versuch konnte man doch niemandem übel nehmen.
    Irgendwann versank sein Leben in träger, grauer Eintönigkeit. Er suchte sich Beschäftigungen. Er las viel, vor allem über Militärgeschichte, machte Yoga und beantwortete Briefe, wobei niemand so viel Ausdauer bewies wie Barbara LaFortuny. Die Frauen, die ihm schrieben, schienen etwas zu wollen, das er ihnen schlicht nicht geben konnte. Er überlegte zu konvertieren, aber mit der Zeit kam ihm der Glaube immer mehr abhanden, und gleichzeitig respektierte er den Glauben zu sehr, um ihn vorzutäuschen. Mit einem Gott würde die Welt mehr Sinn ergeben. So viel zumindest war ihm klar.
    Aber Schach? Nein. Er versuchte es, vor allem als er diesen netten ehemaligen Soldaten als Nachbarn beim Hofgang bekam. Dieser Typ, Hollis, hatte ihm erklärt, dass man sich ein Schachbrett vorstellen und die Züge durchsprechen konnte. Das lernte Walter auch nach einer Weile, aber mehr schaffte er nicht. Das strategische Planen beim Schach – Opfer zu bringen und nicht alle Figuren schützen zu können – lag ihm nicht. Er konnte es nicht ausstehen, die kleinen Bauern vorzuschicken. Und die Spiele dauerten ewig. Er mochte es lieber schneller.
    Sein Tänzchen mit Elizabeth entwickelte sich genau im richtigen Tempo. Sicher, er hatte ziemlich knapp gerechnet, wie Barbara immer wieder betonte. Elizabeth sollte ihn am kommenden Samstag besuchen, Montagmorgen würde man ihn dann nach Jarratt verlegen, seine dritte Fahrt in den Hinrichtungstrakt. Die er wahrscheinlich auf jeden Fall antreten musste, egal wie sich Elizabeth entschied, aber das machte ihm nichts aus. Wenigstens unterbrach es die Routine, und am Ende würde er damit zu einer Legende aufsteigen. Walter Bowman, der einzige Mensch, der dreimal aus dem Hinrichtungstrakt zurückgekehrt war. Man würde ihn für unbesiegbar halten.
    Und wenn sie nicht mitspielte, wie Barbara befürchtete? Dann bliebe ihnen immer noch genug Zeit, um diesen Journalisten auf sie anzusetzen und ihr zu zeigen, wie schnell ihre eigene Welt einstürzen könnte. Hoffentlich würde es nicht dazu kommen. Es wäre doch viel netter, wenn sie einfach einsehen würde, was richtig war, und dann entsprechend handelte. Er wollte sich nicht gegen Elizabeth stellen oder sie verletzen. Aber er kämpfte um sein Überleben, und da war alles erlaubt. Bla, bla, bla.
    Er genoss die Gespräche, die sie in letzter Zeit führten, und er fragte sich, ob es ihr wohl ähnlich ging. Dabei war er nicht blind. Er wusste, dass er ihr wehtat, und erwartete nicht, dass sie seinen eigenen Schmerz verstand. Bei ihren ersten Unterhaltungen war er so auf seinen Plan fixiert gewesen, dass er nicht ungezwungen reden konnte. Aber als er den richtigen Rhythmus fand und lernte, wie ihre Gespräche abliefen, wie weit er gehen konnte, traute er sich manchmal abzuschweifen. Er sprach über Bücher und erzählte, er habe auch endlich Die Reise mit Charley gelesen, die ganz anders war als in ihren Geschichten. Er zog sie mit ihrem großen Idol Madonna auf und fragte sie, ob sie mit Gummiarmbändern und Spitzenleggings ihr letztes Konzert besucht hatte. Ihre Gegenwart war eindeutig tabu, und sie machte dicht, wenn er zu sehr stocherte oder andeutete, was er wusste. Dafür blieb ihnen ihre gemeinsame Vergangenheit.
    Ein einziges Mal erwähnte er Holly. »Du mochtest sie nicht besonders«, sagte er, und sie entgegnete aufbrausend, sie wolle nicht über Holly reden. Trotzdem war er überzeugt davon. Elizabeth hatte Holly wirklich nicht gemocht. Sie hatte Angst gehabt, dass Holly sie ersetzen sollte – und zwar zu Recht. Holly war, was er wollte. Elizabeth war,

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