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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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war sich sogar ziemlich sicher, trotzdem fragte sie sich, was Peter an ihrer Stelle geantwortet hatte. »Was hast du ihm gesagt?«
    Er wirkte überrascht. »Natürlich, dass es deine Entscheidung ist. Ist es ja auch. Ich gehe davon aus, dass du ihn nicht sehen willst, aber vielleicht ja doch. Eines kann ich dir sagen: Mir ist es lieber, wenn du Walter besuchst, wo überall Wachen sind, als wenn du dich mit dieser Barbara LaFortuny triffst. Die macht mir eher Angst.«
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe, sagte: »Auf zum Brötchenverdienen«, und machte sich auf den Weg zu einem seiner Zwölf-Stunden-Tage. Eliza konnte nicht mehr nachvollziehen, woraus Peters Arbeit bestand. Sie wusste, was Risikokapital war, und sie wusste, dass man Peter zum Teil wegen seiner klaren Sprache und der Fähigkeit angeheuert hatte, auch laienhaften Investoren komplizierte Anlageformen zu erklären. Aber sie verstand nicht recht, was er tat, und schon gar nicht, warum es so gut bezahlt war, und fand das ein wenig besorgniserregend. Ihre alten Freunde, die fast alle bei Zeitschriften arbeiteten, waren von Übernahmen oder Lohnkürzungen betroffen oder wurden gefeuert, während es ihrer Familie bestens ging. Auch hier musste man nicht fragen, warum.
    Sie setzte sich an den Computer und gab den Namen »Barbara LaFortuny« ein. Für eine Aktivistin war sie verdächtig inaktiv, sie hinterließ in der Öffentlichkeit kaum Spuren, nur auf der Seite des Baltimorer Beacon Light stand ein Abriss über sie; um den ganzen Artikel lesen zu können, hätte Eliza bezahlen müssen. Dafür reichte ihr Interesse nicht, und sie war erleichtert, als sie merkte, wie niedrig die Schwelle dafür lag: Sie wollte keine drei Dollar fünfundneunzig ausgeben, um mehr über Barbara LaFortuny herauszufinden. Aber ihre Finger wanderten weiter, gaben den Namen unter der Bildersuche ein und zuckten zurück, als ein einziges Foto angezeigt wurde: eine Frau, deren Gesicht zu drei Vierteln bandagiert war. Erstaunlich, welche Kraft ein Bild im Vergleich zu Wörtern besaß. Vor nicht einmal fünf Minuten hatte Peter vor ihr gestanden und erzählt, diese Frau, Walters Vorkämpferin, sei bei einem Messerangriff verletzt worden. Das hatte nicht ausdrücken können, wie schrecklich es war.
    Deshalb erzählte Eliza selten von der Vergewaltigung. Worte konnten nicht vermitteln, was Walter ihr angetan hatte, wie tief sein Verrat ging, der brutaler war als die Tat an sich. Und kein Foto, kein Bild konnte den Schaden zeigen, den er verursacht hatte. Eliza wollte nicht darum wetteifern, am meisten gelitten zu haben, immerhin standen zwei tote Mädchen und hinter ihnen ein ganzer Kader möglicher Opfer jederzeit bereit, um ihr zu sagen, sie hätte noch Glück gehabt. Trotzdem konnte sie nicht umhin, sich Barbara LaFortuny überlegen zu fühlen. Nur ein wenig. Ihr fiel eine Gedichtzeile ein, irgendwas mit Menschen, die über Leiden gut Bescheid wussten. Aber Elizabeth hatte die Erfahrung gemacht, dass niemand, nicht einmal die Mehrzahl der Opfer, über Leiden gut Bescheid wusste. Deshalb war es besser, nie darüber zu reden.

Kapitel 14
    1985
    Sie fuhren weiter. Einen Plan, ein bestimmtes Ziel konnte Eliza nicht ausmachen. Es war runter nach Virginia gegangen, das zeigten die Schilder am Highway, und manchmal überquerten sie den Shenandoah nach West Virginia. Walter verdiente etwas Geld mit Gelegenheitsarbeiten – zum Beispiel hackte er Holz für Leute, die ihre Ferienhäuser auf den kommenden Winter vorbereiten wollten, der schlimm werden würde, wie Walter meinte, so schlimm wie der letzte Winter mit einem der heftigsten Schneestürme, die je über das Gebiet hinweggezogen waren. »Das spüre ich in den Knochen«, sagte er, und das meinte er buchstäblich. Er hackte Holz, arbeitete im Garten, reparierte irgendwas. Elizabeth war verblüfft, dass er so leicht Arbeit fand, dass die Leute sie nicht wahrnahmen und nie fragten, warum sie bei Walter und, nach dem Labor Day, nicht in der Schule war. Vielleicht hielt man sie für tumb, so wie Lennie in Von Mäusen und Menschen . Sie sprach wenig. (Walter hatte klargemacht, dass sie nur auf direkte Fragen zu antworten hatte, und das so einfach wie möglich.) Und obwohl Walter ihr neue Kleidung gekauft hatte – zwei Jeans, ein paar T-Shirts, einen Pullover, alles von J. C. Penney –, sah sie immer etwas schmuddelig aus, weil sie die Sachen drei-, viermal tragen musste, bevor sie einen Waschsalon benutzen konnten. Dabei ließ er sie

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