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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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sogar allein, was er nur selten tat. Sie musste sich hinter einem Bettlaken ausziehen, sei es in einem Motel oder beim Campen, und ihm ihre Kleidung reichen. Er fesselte sie an den Händen, aber nicht an den Füßen und machte sich nach den ersten Malen auch nicht mehr die Mühe, sie zu knebeln.
    Sie hätte das Zimmer oder das Zelt natürlich in das Laken gehüllt verlassen können. Ihre Füße waren frei. Sie hätte um Hilfe rufen können, als er sie nicht mehr knebelte. Aber es war zu peinlich. Sie stellte sich immer wieder die ersten Minuten vor: sie nur in einem Laken, die Leute, die mit dem Finger auf sie zeigten und lachten oder vielleicht Schlimmeres taten. Und schon ihr … unschöner Körper, der Speckbauch, der durch das Fast Food und das Essen unterwegs deutlicher hervortrat. Sie konnte sich nicht vorstellen, in einem Laken herumzulaufen und Angst zu haben, jemand könnte etwas sehen, das Laken könnte sich lösen.
    Der wahre Grund war jedoch, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte zu fliehen. Er würde sie umbringen, er würde ihre Familie umbringen. Sie träumte davon, gerettet zu werden, hoffte, betete, aber sie war der festen Überzeugung, ihre Rettung müsse von außen her erfolgen und nicht durch eigene Kraft.
    Manchmal überlegte sie, wo sie zu Hause zu einer bestimmten Zeit wäre. Um Viertel nach zehn malte sie sich zum Beispiel die öde Langeweile eines Vormittags in der Schule aus, wenn die Verheißungen des Tages schon abgeflaut waren und das Ende in unmöglicher Ferne erschien. Um vier Uhr nachmittags sah sie sich auf dem Sofa liegen, wie sie beim Fernsehen Hausaufgaben machte – für sie der Höhepunkt der Aufsässigkeit. Ihre Eltern erlaubten ihr, vor oder nach den Hausaufgaben fernzusehen, doch niemals währenddessen. Aber es konnte sie niemand verpetzen, weil Vonnie jetzt das College besuchte. War Vonnie nach Elizabeths Verschwinden überhaupt ans College gegangen? Wahrscheinlich schon. Elizabeth hoffte es. Eine enttäuschte Vonnie war wirklich schrecklich. Ihre große Schwester war offenbar der Ansicht, sie sollte immer bekommen, was sie wollte, mehr noch als andere. Der Wirbel um ihre College-Bewerbungen hatte die ganze Familie in Aufruhr versetzt. In den Wochen, in denen die Zusagen – und in einem denkwürdigen Fall eine Absage von der Duke University – eintrudelten, wagte niemand, die Post hereinzuholen, aber wenn Elizabeth vor Vonnie nach Hause kam, warf sie manchmal heimlich einen Blick in den Briefkasten. Sie begutachtete die Umschläge, bei denen, wie sie wusste, alles davon abhing, wie dick oder dünn sie waren, und träumte von dem Tag, an dem dort ihre Briefe warten würden. Aber sie traute sich nicht, den Kasten zu leeren, und selbst ihre Eltern traten dieses Privileg an Vonnie ab.
    Während sie im Pick-up die einschläfernd vertrauten Straßen entlangfuhren, sagte Walter: »Erzähl mir eine Geschichte. Erzähl mir was über diesen Mann und seinen Hund.«
    Das tat sie. Das Problem war nur, dass sie Die Reise mit Charley nie gelesen hatte. Sie hatte das Buch angefangen, es aber langweilig gefunden, nicht das, was sie nach Von Mäusen und Menschen und Die Straße der Ölsardinen erwartet hatte. Aber sie traute sich nicht zuzugeben, dass sie gelogen hatte – Walter schätzte Ehrlichkeit über alles und hatte ihr klargemacht, dass sie ihm immer die Wahrheit sagen musste. Also erfand sie nach und nach Geschichten und versuchte sich vorzustellen, was Steinbeck und sein Pudel unterwegs erlebt haben könnten. In weiten Teilen bediente sie sich bei einem Buch, das ihr Vater letzten Sommer gelesen hatte, Blue Highways , und das ihre Eltern dazu angeregt hatte, mit ihnen auf Nebenstraßen Maryland, Pennsylvania und Virginia zu erkunden. Gott, war das langweilig gewesen. Unterwegs mit Walter entdeckte sie manchmal einen Platz, eine Stadt, eine Tankstelle, die sie von diesen Tagesausflügen wiederzuerkennen glaubte, aber sie war sich nie sicher.
    »Erzähl mir noch eine Geschichte«, wiederholte Walter. Der Tag war grau und durchwachsen, untypisch für diese Jahreszeit. Für den Sommer, der auf dem Kalender noch anhielt, war er zu kühl, aber nicht frisch genug für den Herbst. Es war schwül, die Luft so feucht und unbefriedigend wie eine Katzenwäsche.
    »Na ja, einmal sind sie nach … Tulsa gefahren.«
    »Tulsa? Nach Milwaukee?«
    »Ich erzähle es nicht der Reihenfolge nach, sondern so, wie es mir einfällt.«
    »Wo sind sie noch mal losgefahren?«
    »In New York.«
    »Und wo

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