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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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holte ihre Bibel heraus, um den Bezug zu finden, musste aber schummeln und im Internet suchen. Offenbar deckte so einiges viele Sünden zu. Liebe und Barmherzigkeit etwa. Bei Petrus stand geschrieben: Liebe deckt viele Sünden zu. Dieser Abschnitt interessierte Trudy heute nicht und auch sonst nicht. Sie klickte sich weiter bis zu einer Website, deren Interpretation besser zu ihrer Suche passte. Bei Jakobus 5,20 hieß es: Dann sollt ihr wissen: Wer einen Sünder, der auf Irrwegen ist, zur Umkehr bewegt, der rettet ihn vor dem Tod und deckt viele Sünden zu. Liebe könne einem Sünder bei der Buße helfen, wurde auf der Website erklärt, aber sie dürfe nicht die Augen verschließen. Das war keine Gerechtigkeit. Vielleicht hatte Trudy die ganzen Jahre über der falschen Kirche angehört, vielleicht hätte sie sich den eingefleischten Fundamentalisten anschließen sollen. Ihre Eltern, die beide von französischen Hugenotten abstammten, waren schon entsetzt gewesen, dass sie bei der Heirat mit Terry zum Katholizismus konvertiert war. Sollte Trudy einer Kirche beitreten, in der sich die Leute auf dem Boden herumwälzten und in fremden Zungen redeten, würden sie das für unfassbar vulgär halten. Ihre Eltern lebten noch und waren erschreckend gesund – erschreckend, weil das bedeutete, dass Trudys Gene ihr wahrscheinlich ein langes Leben bescheren würden.
    Wie können Sie es wagen? Was denken Sie sich dabei? Was haben Sie vor? Sie wählte, nein, hämmerte die zehn Ziffern in die Tastatur. Auswendig, obwohl sie gar nicht versucht hatte, sie sich zu merken, und das zu einer Zeit, in der sie von einem Zimmer ins andere ging und nicht mehr wusste, was sie dort wollte. Das Telefon klingelte und klingelte und klingelte. Sie stellte sich das Haus vor, in dem es klingelte, ein Haus mit einem Ehemann, vielleicht mit Kindern. Ein glückliches Haus. Das war ein privilegiertes Leben.
    Wie kann sie es wagen? Wie kann sie es wagen?

Kapitel 28
    Iso hatte Hausarrest. Zum ersten Mal, was hieß, dass es auch das erste Mal für Eliza und Peter war, die erst einmal überlegen mussten, wie genau die Strafe ausfallen sollte. Sie ließen Iso noch Fußball spielen, weil unter dem Verhalten ihrer Tochter nicht das ganze Team leiden sollte. (Die Mannschaft war zwar recht gut, aber auf der Ersatzbank sah es dürftig aus, und ohne Iso müsste sie sich bei manchen Spielen vielleicht geschlagen geben, ohne auch nur anzutreten.) Fernsehen durfte Iso, solange sie Sendungen mitschaute, die andere Familienmitglieder ausgesucht hatten. Eliza hoffte, dass sie Iso so wenigstens aus ihrem Zimmer locken und dazu bringen könnte, etwas mit dem Rest der Familie zu unternehmen. Und schließlich hatten sie ihr das Handy abgenommen und ihre Zeit am Computer eingeschränkt, aber Iso behauptete, sie brauche das Internet für ihre Hausaufgaben, und sie schien die Wahrheit zu sagen.
    Mit Betonung auf schien . Denn Iso gab jetzt zwar an der North Bethesda Middleschool die Musterschülerin, war aber mit einer Lüge über ihre Freizeitbeschäftigung aufgeflogen. Sie hatte Eliza erzählt, sie müsse mit einer Klassenkameradin am Samstag in der Bibliothek für ein Schulprojekt recherchieren; die Mutter des anderen Mädchens würde sie abholen und nach Hause bringen. Eliza hatte bei der anderen Mutter nachgehakt, nicht aus Misstrauen, sondern aus Vorsicht. Falls Iso irgendwas falsch weitergegeben hatte, standen nachher zwei junge Mädchen allein in der Dämmerung vor der Bibliothek. Zugegeben, im extrem sicheren Bethesda und so nah am Haus der Benedicts, dass sie fast zu Fuß gehen konnten. Aber Eliza wollte auch sicher sein, dass es der anderen Mutter nichts ausmachte.
    »Zur Bibliothek?« Die Mutter, Carol DeNadio, sprach mit warmer, rauer Stimme und lachte. »Es wäre ja schön, wenn Caitlin am Samstagnachmittag in die Bibliothek gehen würde. Nein, ich soll sie am Einkaufszentrum absetzen, an der Montgomery Mall.«
    Überrascht und beschämt, dass Iso sie so hereingelegt hatte, rutschte Eliza heraus: »Ist es da sicher?«
    »In der Montgomery Mall? So sicher wie überall sonst, würde ich sagen. Vor allem, wenn die Mädchen im Trupp unterwegs sind. Iso hat übrigens wunderbare Manieren. Ich hätte nichts dagegen, wenn das auf Caitlin abfärbt.«
    »D-danke.«
    »Das kommt wahrscheinlich von ihrer Zeit in England. Oder Sie sind einfach eine bessere Mutter als ich«, krittelte sie gut gelaunt. »Aber im Ernst, dahin bringe ich Caitlin schon, seit sie elf ist. Sie

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