Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
allein.
Lisa warf einen besorgten Blick zu ihrem Vater, dann wandte sie sich wieder der Schlange im Gras zu. »Dad interessiert sich für wild lebende Tiere«, sagte sie. »Deswegen lässt er den Garten in diesem Zustand.«
»Ah, der Garten«, sagte Paul Stallard mit jenem freudlosen Lächeln. Er deutete mit einem Winken seiner bleichen, knochigen Hand auf unsere Umgebung. »Der Zustand des Gartens ist ein Ärgernis für meine Nachbarn. Sie beschweren sich, dass Unkräuter von hier in ihre Gärten vordringen. Ich sage ihnen immer, dass ein Unkraut eine Pflanze ist genau wie alle anderen.«
Zu unseren Füßen bewegte sich Arthur unvermittelt. Obwohl ich inzwischen wusste, dass er harmlos war, erschrak ich angesichts der unvermittelten Schnelligkeit, mit welcher er sich entrollte. Ich wich automatisch einen Schritt zurück, als die Kreatur über den unebenen Boden glitt und sich ins hohe Gras verzog.
»Ganz ruhig«, sagte Lisa. »Er hat uns bemerkt und ist nervös geworden. Ringelnattern sind scheu und verstecken sich, wenn sie können.« Sie ließ das Wellblech zurück auf den Boden gleiten. Arthur war spurlos zwischen den Grasbüscheln verschwunden. Ich würde niemals wieder unbekümmert durch das hohe Gras im Garten meiner Londoner Wohnung springen.
Wir gingen ins Haus zurück. Der Rest meines Besuchs versank in einem Nebel aus belangloser Unterhaltung, und ich verabschiedete mich, sobald ich eine höfliche Gelegenheit dazu fand. Jennifer Stallard bedrängte mich, doch zum Essen zu bleiben, und ich sah die aufkeimende Panik in Lisas Augen, bevor ich bedauernd ablehnte und erwiderte, dass ich meiner Tante versprochen hätte, zum Mittagessen zurück zu sein.
Lisa brachte mich zur Tür. »Danke«, sagte sie leise, als wir draußen im gepflasterten Vorgarten standen. »Du siehst, wie es ist. Mein Dad hat multiple Sklerose. Mum und Dad kommen nicht mehr raus aus Oxford. Sie waren wunderbare Eltern, und sie bestanden darauf, dass ich in die Welt gehen und meinen eigenen Weg finden sollte. Sie haben nie versucht, mich hier festzuhalten. Mum könnte meine Hilfe gut gebrauchen. Aber sie hat Nein gesagt, ich soll mich nicht verpflichtet fühlen zu bleiben. Dad war ganz außer sich vor Freude über meinen Wunsch, zum Theater zu gehen. Ich war ebenfalls voller Vorfreude, als ich nach London ging. Ich hatte keine Ahnung, wie viele junge Tänzerinnen es gibt, die genauso sind wie ich. Beim ersten Casting reichte die Schlange bis auf die Straße, und das hat mich aus meinen Träumen gerissen. Später, als ich pleite war und verzweifelt, hat mir irgendjemand erzählt, dass Mickey Allerton Tänzerinnen einstellt. Er würde gut bezahlen, hieß es, und das stimmt tatsächlich. Aber die Männer, die in seinen Laden kommen, um mich zu sehen, sind einfach nur ätzend. Irgendwann hatte ich die Nase voll und flippte aus. Ich packte meine Sachen und verschwand. Wie soll ich meinen Eltern die Wahrheit erzählen? Sie dürfen nicht erfahren, dass ich im Silver Circle gearbeitet habe. Sie haben davon geträumt, dass ich Karriere mache, und ich habe versucht, ihre Träume zu erfüllen. Und wenn das nur dadurch ging, dass ich sie belogen habe, dann ist das eben so. Ich habe es Ned erklärt, weil er der einzige Mensch ist, dem ich vertrauen kann. Er wird es ihnen nicht verraten.«
»Du musst mir nichts erklären, wirklich nicht«, drängte ich. »Aber es war dumm von dir, Mickey deine Heimatadresse zu verraten.«
»Woher hat er die überhaupt?« Sie sah mich fragend an. »Oxford ist eine große Stadt, und ich habe ihm nie erzählt, wo meine Eltern wohnen.«
»Du hast mit einem der anderen Mädchen geredet.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hab ich nicht. Welchem Mädchen überhaupt?«
»Einer Ausländerin, die nicht besonders gut tanzt. Sie hat lange schwarze Haare und eine Vorliebe für Pink. Sie hat Mickey erzählt, dass du nach Oxford gefahren bist.«
»Oh, Jasna!« Ihr Gesichtsausdruck klärte sich. »Ich hab ihr überhaupt nichts erzählt, aber ich weiß, wie es passiert sein muss. Sie hat ein Paket für mich zur Post gebracht. Es war an meine Eltern adressiert, ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich Jasna gegenüber erwähnt habe, was es war. Ich muss sagen, ich bin überrascht, dass sie sich die Adresse gemerkt hat – aber es überrascht mich überhaupt nicht, dass sie mit Mickey darüber gesprochen und ihm erzählt hat, wohin ich gegangen sein könnte. Mickey droht ihr ständig, sie
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