Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Veteranin und nahm die Neuigkeit von ihrer Beförderung in den Tantenstatus auf, ohne mit der Wimper zu zucken. »Tanten und Onkel sind nicht unbedingt Blutsverwandte«, beobachtete sie. »Alte Freunde der Familie werden häufig ebenfalls als Tante oder Onkel bezeichnet. Und das bin ich dann eben – eine Tante ehrenhalber. Ich sage jedem, der mich danach fragt, ich wäre eine alte Freundin Ihrer Familie.«
»Besser eine alte Freundin meiner Mutter«, empfahl ich ihr. »Ich habe keine Familie mehr, also kann das niemand nachprüfen, doch meine Mutter ist meines Wissens ziemlich weit herumgekommen und kannte viele Leute. Es würde schwierig werden zu beweisen, dass Sie sie nicht gekannt haben. Danke noch mal, Beryl!«
»Kein Problem, Fran«, erwiderte sie freundlich. »Es gefällt mir, eine Tante zu sein.«
Sie kehrte in ihre Küche zurück und schloss erneut die Tür hinter sich. Ich hörte sie sagen: »Alles in Ordnung.« Vielleicht sprach sie mit Spencer, ihrem Hund – vielleicht aber auch nicht. Ich blieb stehen, wo ich war, und lauschte einige Sekunden. Und richtig, ich wurde mit dem Geräusch eines rückenden Stuhles und einer leisen Männerstimme belohnt. Ich konnte die Worte nicht verstehen, doch ich meinte die Stimme zu erkennen. Mr Filigrew, der im Hotel wohnende Handelsvertreter, würde auf dieser Reise sicherlich keine neuen Verkaufsrekorde brechen, jedenfalls nicht, wenn er die ganze Zeit bei Beryl herumhing.
Ich hatte unter Gewissensbissen gelitten, weil ich Beryl als meine Tante ausgegeben hatte, deswegen war es ein gutes Gefühl, ihre Unterstützung zu haben. Dazu kam noch, dass es Bonnie gut ging, auch wenn sie in einem Pudelsalon eine Schönheitsbehandlung über sich hatte ergehen lassen müssen. Ich stellte mir die kleine Hündin vor, mit frisch shampooniertem, weichem und duftendem Fell und verwöhnt mit Steak und Schokolade. All das trug zu meinem allgemeinen Wohlbefinden bei.
Ich hatte die nächsten Stunden frei und dachte, dass ich mir vielleicht ein paar der Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen sollte. Neben dem Telefon in der Eingangshalle stand ein Holzregal mit Broschüren und Faltblättern für Touristen. Ich überflog sie, und eine Broschüre des Natural History Museum erweckte mein Interesse. Ich hatte meine Begegnung mit Arthur im Garten der Stallards noch längst nicht vergessen, und es wurmte mich, dass ich in Panik geraten war und mich wegen eines harmlosen Reptils zur Närrin gemacht hatte. Ich hatte mich als beklagenswert ahnungslos bezüglich der Welt ringsum gezeigt. Abgesehen davon erwartete Onkel Hari sicherlich von mir, dass ich einen pädagogischen Nutzen aus dem Besuch eines so illustren Ortes wie Oxford zog. Es war bereits Mittag. Ich beschloss, früh zu essen und mich unmittelbar danach auf den Weg zu machen.
Ich kehrte in dem Weinlokal ein, wo ich bereits am Vorabend gegessen hatte, und trotz des reichhaltigen Frühstücks gelang es mir, kurzen Prozess mit einer Pizza zu machen. Wenn schon nichts anderes, so würde ich während meines Aufenthalts hier ohne Zweifel an Gewicht zulegen, wenn ich nicht etwas unternahm, um die überzähligen Kalorien zu verbrennen. Ich angelte Onkel Haris ramponierten alten Stadtplan aus der Tasche. Er würde enttäuscht reagieren, wenn er zu dem Schluss kam, ich hätte die Karte nicht hinlänglich benutzt. Ich suchte den Weg zum Museum; er führte über die Magdalen Bridge, die High Street hinauf, durch die Queen’s Lane in die Catte Street und an Radcliffe Camera vorbei. Ich beschloss, zu Fuß zu gehen.
Ich hatte die Magdalen Bridge erreicht, als ich von einer anderen Fußgängerin in eiligem Schritt überholt wurde, die ich als Vera erkannte. Sie trug eine billige Plastiktasche, die osteuropäisch aussah.
»Hi«, sagte ich in freundlichem Ton.
Sie starrte mich mit gerunzelter Stirn an und verlangsamte zögernd ihren Schritt. »Hallo«, sagte sie und fügte hinzu: »Wohin gehst du?«
Ich war ein wenig überrascht, dass sie mich fragte, doch ich kam zu dem Ergebnis, dass Vera die Gelegenheit nutzte, Englisch zu üben.
»Sehenswürdigkeiten besuchen«, sagte ich. »Ich bin Touristin.«
Sie sah mich zweifelnd an. »Du bist nicht wie andere Touristen«, sagte sie.
Das ärgerte und verblüffte mich gleichermaßen. Was war nur an mir, dass Detective Sergeant Pereira mich sofort als jemanden identifizierte, den sie im Auge behalten musste, und das Vera verriet, dass ich »nicht wie andere Touristen« war?
»Wieso nicht?«,
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