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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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geht? Warum sollte sie das tun?« Fannys Stimme überschlug sich fast. »Und selbst wenn sie es getan hätte, warum sollte sie danach nicht nach Hause kommen und zur Arbeit gehen?«
    Vielleicht hatte sie sich krank gefühlt, dachte Winnie, doch sie bezweifelte, dass die Vermutung geeignet gewesen wäre, Fannys aufsteigende Panik zu dämpfen. »Hat sie Ihnen keine Nachricht hinterlassen?«, fragte sie stattdessen.
    »Ich konnte jedenfalls keine finden«, erwiderte Fanny knapp, und Winnie konnte sich lebhaft vorstellen, wie frustriert sie sein musste, mit ihrem eingeschränkten Aktionsradius als Rollstuhlfahrerin. Und dann fiel ihr ein, dass Fanny ja auch nicht im Obergeschoss nachsehen konnte. Sie musste unwillkürlich an eine junge Frau aus ihrer Gemeinde denken, die ganz überraschend an einem Aneurysma gestorben war. Was, wenn Elaine, allein in einem der oberen Zimmer, plötzlich krank geworden war, ohne jede Möglichkeit, Hilfe zu holen?
    »Hören Sie, ich bin sofort bei Ihnen.« Mit dem Hörer in der
einen Hand griff sie mit der anderen nach Jacke und Tasche und zwang sich zu einem unbeschwerten Ton, den ihre wahren Gefühle Lügen straften. »Aber ich vermute eher, dass sie einfach nur beschlossen hat, mal einen Tag blauzumachen. Jeder hat das ab und zu mal verdient, auch Elaine.«
    »Nein«, entgegnete Fanny, die sich nicht so leicht beschwichtigen lassen wollte. Ihre Stimme klang jetzt wieder ganz gefasst. »Es ist ihr irgendetwas Schreckliches zugestoßen. Das weiß ich genau.«
     
    Der Regen setzte ein, als sie gerade über die Waterloo Bridge fuhren. Kincaid hatte Cullen freiwillig das Steuer überlassen, und nun konnte er den Blick über die Themse genießen, wie er es jedes Mal tat, wenn er den Fluss überquerte. Flussaufwärts sah er, wie graues Wasser mit grauem Himmel verschwamm, flussabwärts war die Blackfriars Bridge von einem Regenschleier verhangen. Jenseits der Brücke lagen die Tate Modern, die Millennium Bridge, das Globe Theatre – alles Attraktionen des neuen, schicken Bankside-Viertels, das noch vor kurzem hauptsächlich aus verfallenden Hafengebäuden bestanden hatte. Die radikale Verwandlung war zum Teil dem Weitblick von Leuten wie Michael Yarwood zu verdanken.
    Cullen, den er vor der Abfahrt noch schnell über den Fall informiert hatte, schien Kincaids Gedanken aufzugreifen. »Sind Sie Yarwood mal persönlich begegnet?«
    »Nein, ich kenne ihn nur aus dem Fernsehen.« Yarwood war ein Mensch, den man so schnell nicht wieder vergaß – untersetzt, mit beginnender Glatze und einem zerknautschten Bulldoggen-Gesicht, schienen seine unverblümte Ausdrucksweise und seine schonungslose, direkte Art genau zu seinem Aussehen zu passen. Trotz seiner tief sitzenden Skepsis gegenüber allen Politikern musste Kincaid zugeben, dass er von diesem Mann beeindruckt und sogar ein bisschen fasziniert war.
    »Wieso machen die eigentlich so ein Theater, nur weil er
sich ein paar Kröten mit einem Immobiliengeschäft dazuverdienen wollte?«, fragte Cullen, während er den Wagen sicher von der Waterloo Road in die Stamford Street steuerte.
    Kincaid dachte einen Moment lang darüber nach. »Nun, er hat sich nie grundsätzlich gegen derartige Bauvorhaben ausgesprochen, aber er hat immer Projekte unterstützt, die der Gesellschaft insgesamt einen Nutzen bringen …«
    »Und der Bau von Luxuswohnungen für Yuppies mit dicken Bankkonten zählt nicht dazu, wie?«, fragte Cullen mit unverhohlenem Sarkasmus.
    »Na gut, die neuen Mieter bedeuten Kundschaft für die Restaurants und Geschäfte des Viertels«, antwortete Kincaid, der unwillkürlich die Rolle des Verteidigers übernahm. »Aber was passiert mit den einkommensschwächeren Bewohnern, die durch die Sanierung vertrieben werden? Ersatzwohnungen in der näheren Umgebung können sie sich nicht leisten, und dabei bilden doch genau diese Leute die Basis von Yarwoods Wahlkreis.« Yarwood entstammte just einer solchen Arbeiterfamilie aus Southwark, deren Wurzeln im Viertel viele Generationen zurückreichten.
    »Na ja, ich würde ja liebend gerne meinen Beitrag zum Wirtschaftsaufschwung leisten, indem ich eine seiner Wohnungen miete – wenn ich es mir nur leisten könnte.« Cullens Stimme hatte einen bitteren Unterton angenommen. Kincaid wusste, wie sehr sein Sergeant seine triste Wohnung in Euston hasste, und er hegte den Verdacht, dass Cullens Freundin Stella Fairchild-Priestly – betucht und in besseren Kreisen zu Hause – auch Freunde mit Wohnungen in

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