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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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beschuldigt, sie entführt zu haben?«, wandte Kincaid ein.
    »Du kannst doch noch gar nicht wissen, ob er nicht vielleicht ein ganz gefährlicher Psychopath ist«, konterte Gemma. »Du musst ihn dir noch einmal vornehmen. Und du musst alles daransetzen, seine Frau und seine Tochter zu finden. Was ist, wenn …«
    »Gemma …« Er konnte sich die Bemerkung gerade noch verkneifen, dass er sehr wohl wisse, wie man eine Ermittlung leitete, denn inzwischen plagten ihn erste Zweifel, ob er dem Verschwinden von Tony Novaks Frau wirklich genug Gewicht beigemessen hatte. »Pass auf, ich kümmere mich morgen früh persönlich darum, und ich fange mit Laura Novaks Haus an. Wenn sie nicht da ist, befrage ich die Nachbarn …«
    »Ich komme mit.« Gemma setzte sich auf und griff nach einem Handtuch.
    »Gemma, das ist doch nicht nötig …«
    »Du brauchst Cullen und Bell für andere Aufgaben. Und ich möchte gerne mitkommen.«

    Er machte ihr Platz, als sie den Stöpsel zog und aus der Wanne stieg. Ihre Haut war von der Hitze ganz rosig, und in ihren Zügen lag die trotzige Entschlossenheit, die er so gut kannte.
    »Gemma«, sagte er ruhig, »es ist nicht deine Schuld, dass das vermisste Mädchen noch nicht gefunden wurde.«
    Sie stellte einen Fuß auf den Badewannenrand und trocknete höchst konzentriert ihre Zehen.
    Er beobachtete sie schweigend, weil er wusste, dass nichts, was er sagte, sie wirklich davon überzeugen konnte – ebenso wenig, wie er sich selbst von seiner Unschuld hätte überzeugen können, wäre der Fall in seinem Revier passiert.
     
    Solange es draußen noch hell war, hatte sie es ganz gut ausgehalten.
    Die Frau, die sie in das Haus gebracht hatte, war zweimal im Laufe des Tages hereingekommen, und wenn sie wieder gegangen war, hatte sie jedes Mal die Tür hinter sich zugesperrt. Das erste Mal, am Morgen, hatte sie Harriet ein Tablett mit Frühstück gebracht – eine Schüssel Instanthaferbrei und ein wenig Trockenobst. Anfangs hatte Harriet hartnäckig geschwiegen, und erst als sie gesehen hatte, dass die Frau im Begriff war, das Tablett abzustellen und wieder zu gehen, hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und sie angesprochen.
    »Warum haben Sie mich hierher gebracht?«, fragte sie, noch in ihre Wolldecke gehüllt. »Wo ist mein Papa?«
    Die Frau wandte sich an der Tür um und antwortete: »Dein Vater möchte, dass du ein paar Tage hier bleibst.«
    »Mein Vater würde mich nie hier allein lassen.«
    »Nein? Vielleicht hat dein Vater ja eine kleine Überraschung für dich geplant.«
    »Lassen Sie mich mit ihm reden«, bettelte Harriet.
    »Er ist nicht da. Aber es ist besser, wenn du tust, was er sagt.« Die Frau griff wieder nach dem Türknauf.

    »Aber meine Mama.« Harriet stand auf, die Decke um die Schultern geschlungen. »Meine Mama wird sich Sorgen um mich machen. Sie wird mich finden.«
    »Das glaube ich kaum.« Die Frau lächelte, und Harriet wurde plötzlich ganz kalt ums Herz.
    »Warten Sie, bitte«, rief Harriet verzweifelt. »Ich muss zur Toilette.«
    »Benutz den Eimer.« Die Frau deutete auf den alten Blecheimer an der Wand, der Harriet schon vorher aufgefallen war.
    »Aber ich …« Es war zu spät. Die Tür fiel hinter der Frau ins Schloss, und Harriet hörte das Klicken von Schloss und Riegel.
    Und da hatte sie zum ersten Mal weinen müssen – mit heftigen, sie schüttelnden Schluchzern, die ihr in der Brust wehtaten und ihren Hals rau machten. Als ihr Schluchzen ein wenig nachließ, stellte sie fest, dass es im ganzen Zimmer nichts gab, womit sie sich die tränennassen Augen wischen und die Nase putzen konnte, außer der fadenscheinigen Decke, die sie um die Schultern trug. Immer noch vom Schluckauf geschüttelt, zog sie die Nase so kräftig hoch, wie sie nur konnte, und tupfte sie dann zaghaft mit einer Ecke der Wolldecke ab.
    Nach einer Weile wurde der Hunger stärker als ihr Widerwille. Der Haferbrei war zu einer kalten, ekligen Pampe erstarrt, aber sie aß ihn trotzdem, und danach probierte sie ein paar Bissen von dem Obst – getrocknete Aprikosen, wenn sie sich nicht irrte.
    Und schließlich benutzte sie auch den Eimer, weil ihr nichts anderes übrig blieb, und schob ihn anschließend in die hinterste Ecke des Zimmers.
    Nachdem sie etwas im Magen hatte, wurde sie plötzlich furchtbar schläfrig. Sie ließ sich auf das Bett fallen und hüllte sich wieder in die alte Decke.
    Einige Zeit später wachte sie ebenso plötzlich auf, wie sie eingeschlafen war, und diesmal war sie

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