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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Petroleumlampen oder Kerzen zu finden, nicht einmal Streichhölzer. Sie konnte kein Licht machen.
    Harriet legte sich aufs Bett und schloss die Augen, doch die Dunkelheit schien wie eine Last auf ihre Lider zu drücken. Als die Panik sie zu ersticken drohte, stand sie wieder auf und tastete sich zur Tür vor, und dann begann sie, die Tür mit Fußtritten zu bearbeiten und schrie und schrie, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr konnte, doch das Haus blieb still wie ein Grab.
    Sie kroch zurück ins Bett, wo sie sich wenigstens ein bisschen geborgener fühlte, und starrte in die vorrückende Dunkelheit. Nach einer Weile merkte sie, dass es nicht mehr dunkler wurde. Sie konnte ihre Hand sehen, wenn sie sie vors Gesicht hielt, und das Fenster zeichnete sich als silbriges Rechteck ab. Es waren die reflektierten Lichter der Stadt, und sie fand den Gedanken sonderbar tröstlich, dass es noch Menschen außerhalb dieses Hauses gab; Menschen, die umhergingen und lachten und redeten, aßen und tranken. Sie war nicht ganz und gar allein auf der Welt.

12
    Hören Sie mal. Sie dürfen wahrhaftigen Gottes nicht hierher kommen und sagen, Sie wünschen zu wissen, wissen Sie.
    Charles Dickens, Klein Dorrit
     
     
     
    Der Regen, der sich den ganzen Samstag über angekündigt hatte, war in der Nacht durchgezogen, doch er hatte die Luft nicht gereinigt. Als Kincaid erwachte, war der Himmel bedeckt, und als er aus dem Schlafzimmer auf den kleinen Balkon trat, sah er den Asphalt unter sich schwarz glitzern. Die Luft schien von Feuchtigkeit geschwängert.
    Er hatte Gemma nicht geweckt und war leise ins Bad geschlichen, um sich zu waschen und anzuziehen, doch als er von seinem prüfenden Blick aufs Wetter zurückkam, setzte sie sich auf und blinzelte verschlafen.
    »Ist es schön draußen?«, fragte sie gähnend.
    »Nein, nicht besonders. Ziemlich feucht und drückend.« Er setzte sich auf die Bettkante.
    »Denkst du, es ist okay für die Kinder?« Sie hatten mit Wesley ausgemacht, dass er mit den Jungen morgens in den Park gehen und sie anschließend zu seiner Mutter zum Essen mitnehmen würde. Es würde ein richtiges Familientreffen werden, mit lebhaften Gesprächen und Musik und karibischer Küche, und Kincaid hatte sich eingeredet, dass ein solcher Ausflug die beste Ablenkung für Kit wäre.
    »Doch, schon, wenn es nicht plötzlich aus Eimern schüttet.
Du weißt doch, dass Jungen so ein paar Regentropfen überhaupt nicht wahrnehmen. Sollen wir versuchen, leise zu sein, um sie nicht zu wecken?« Er wusste, dass Toby sich gestern Abend noch in Kits Zimmer geschlichen hatte, denn er hatte sie noch wispern und kichern gehört, als er ins Bett gegangen war.
    »Zu spät.« Gemma schwang die Beine über die Bettkante und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Riechst du nicht den Frühstücksspeck? Das ist noch ein Wunschberuf, den Kit bei seiner Aufzählung gestern bei Erika ausgelassen hat – Chefkoch.«
    Wie jeden normalen Teenager musste man auch Kit morgens mit Gewalt aus dem Bett zerren, wenn er Schule hatte, aber am Wochenende war er oft schon in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen und hantierte in der Küche herum. Er hatte Kincaid unter dem Versprechen, es ja nicht weiterzusagen, einmal verraten, dass er früher immer seiner Mutter das Frühstück gemacht hatte.
    Gemma wäre gerührt, wenn sie es erführe, dachte Kincaid. Sie wandelte auf einem schmalen Grat, wenn sie versuchte, Kit eine gute Mutter zu sein, ohne ihm das Gefühl zu geben, seine leibliche Mutter ersetzen zu wollen. Er beneidete sie nicht um die Rolle – für ihn selbst war es in gewisser Weise dadurch leichter, dass Kit von Ian so tief enttäuscht worden war.
    »Geh schon«, sagte Gemma und gab ihm einen sanften Schubs. »Ich komme runter, sobald ich angezogen bin. Wir sollten so bald wie möglich aufbrechen.«
    Offenbar war Gemma auch im ausgeschlafenen Zustand noch fest entschlossen, ihn zu Laura Novaks Haus zu begleiten, und trotz der zu erwartenden bürokratischen Schwierigkeiten mit Bell musste Kincaid feststellen, dass er ganz froh war, sie dabeizuhaben.
     
    Die Reihenhäuser wirkten georgianisch in ihrer Schlichtheit, schmucklos bis auf die Stuckarbeiten in den Bögen über den
glänzend schwarzen Haustüren und die weiß gestrichenen Läden der Erdgeschossfenster. Laura Novaks Adresse in der Park Street war zwar nicht übermäßig protzig, ließ aber doch auf gesicherte finanzielle Verhältnisse schließen. In London war die Lage das entscheidende

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