Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
aus beobachtet, und Harriet hatte sich gefragt, ob die alte Hexe ihrer Mutter wohl verraten würde, dass ihr Vater sie von der Schule abgeholt hatte. Ihre Mutter würde ausrasten!
    Bei dem Gedanken wurde ihr ganz schlecht. Würde ihre Mutter dafür sorgen, dass sie ihren Papa nie wiedersah? In ihrer Verzweiflung schluchzte sie leise auf, und sie hielt sich die Hand fest vor den Mund. Sie liebte ihren Papa, aber sie hasste es, wenn ihre Mutter sich so aufregte. Ihre Mutter hatte immer Mitleid mit allen möglichen Leuten, nur nicht mit ihrem Papa; und alles, was er tat, machte sie wütend. Er gab sich wirklich die größte Mühe, aber nie schien er irgendetwas richtig machen zu können.
    In diesem Moment überkam sie eine solche Sehnsucht nach ihrem Papa, dass es ihr die Kehle zusammenschnürte und sie erstickt weinte. Sie wollte, dass sie alle wieder zu Hause waren, in ihrem eigenen Haus, alle drei. Als sie noch ganz klein
gewesen war, da war alles anders gewesen. Ihre Eltern hatten viel gelacht, und ihre Mutter hatte ihr vorgesungen, wenn sie sie abends ins Bett gebracht hatte.
    War sie etwa schuld daran, dass nichts mehr so war wie früher?
    Harriet wickelte sich fester in die Decke, und nach einer Weile nickte sie wieder ein, aber es war ein unruhiger, fiebriger Schlaf. Plötzlich fuhr sie schweißgebadet hoch – und im nächsten Moment wusste sie, dass es das Knarren von Schritten auf der Treppe war, das sie geweckt hatte.
    Mit wild pochendem Herzen setzte sie sich auf. Sie musste hier raus. Es musste einen Weg geben – sie musste nur darauf kommen, sie musste einfach nur clever genug sein. Vielleicht könnte sie die Frau ablenken und dann blitzschnell zur Tür rennen. Vielleicht hatte die Frau ja gelogen, als sie gesagt hatte, nur sie könne die Haustür öffnen. Vielleicht gab es ja doch ein Telefon, oder vielleicht war noch irgendjemand im Haus, der ihr helfen konnte.
    Harriet wusste, dass sie es versuchen musste – sie konnte den Gedanken nicht ertragen, auch nur eine Minute länger in diesem Zimmer eingesperrt zu sein.
    Als die Tür aufging, stand sie auf und versuchte zu lächeln.
     
    Maura Bell wartete im zweiten Vernehmungsraum. Sie war sich unschlüssig, ob sie sich nun geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte, weil Kincaid kurzerhand entschieden hatte, dass sie zusammen mit ihm Yarwoods Exfrau vernehmen sollte. Sie hätte natürlich nie freiwillig zugegeben, dass sie seiner Entscheidung irgendeine tiefere Bedeutung beimaß – aber so wütend sie sein lässig-herablassender Führungsstil auch machte, ein kleiner Teil von ihr wünschte sich doch seine Anerkennung.
    Und was sie ebenso wenig zugeben wollte, war, dass sie auf ein paar ungestörte Minuten mit Doug Cullen gehofft hatte.
Sie begann allmählich zu glauben, dass sie sich das leise Knistern zwischen ihnen am Freitagabend im Klub nur eingebildet hatte, und sie kam sich vor wie eine Idiotin. Es hatte ihre Stimmung auch nicht gerade gehoben zu beobachten, wie locker Doug und Gemma James miteinander umgingen, und ihre Miene verfinsterte sich, wenn sie sich vorstellte, wie die beiden gemeinsam Laura Novaks Haus durchsuchten. Es war ja schon schlimm genug, dass Kincaid diese James einfach so in die Ermittlungen eingeschleust hatte, ohne Maura auch nur zu fragen …
    Sie wurde jäh aus ihren ungnädigen Überlegungen gerissen, als die Tür des Vernehmungszimmers aufging und Kincaid mit einer zierlichen Frau in einem fliederfarbenen Kostüm hereinkam. »Mrs. Teasdale, das ist Detective Inspector Bell.«
    Mrs. Teasdale bot Maura ihre kleine, kühle Hand zum Gruß, womit sie sich gleich als die im gesellschaftlichen Umgang geschulte Expolitikergattin zu erkennen gab. Maura sah, dass ihre perfekt manikürten Fingernägel farblich genau zum Kostüm passten. Sie schätzte die Frau auf Mitte vierzig, wobei sie sich für ihr Alter außerordentlich gut gehalten hatte; aber weder das makellose Make-up noch die sorgfältig gestylten rotblonden Haare konnten von den tiefen Sorgenfalten um die Augen und die Mundwinkel ablenken.
    »Ich komme wegen meiner Tochter«, sagte sie, als sie sich auf den Stuhl setzte, den Kincaid ihr anbot, und Maura war überrascht, ihre hohe Stimme und den unverfälschten Arbeiterklasseakzent zu hören. »Wegen meiner Chloe. Ich will wissen, ob Sie sie gefunden haben, ob Sie … schon irgendetwas herausgefunden haben? Mick sagt …« Sie brach ab und klammerte sich an die Handtasche auf ihrem Schoß. »Er sagt, Sie sind sich sicher,

Weitere Kostenlose Bücher