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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sprechen, um herauszufinden, ob er überhaupt die richtigen Trevelyans erwischt hatte. Er seufzte und fasste nach dem Türgriff, dann lehnte er sich zurück und legte die Hände aufs Lenkrad, während ihm Stellas letzte Worte noch einmal durch den Sinn gingen und verletzter Stolz, Schuldbewusstsein und Erleichterung sich zu einem unentwirrbaren Gefühlschaos vermischten. Für all das würde er später noch Zeit haben – auch Zeit, seinen Entschluss zu bereuen, das wusste er -, aber jetzt hatte er zuerst einmal einen Job zu erledigen.
    Als er vor dem Öffnen der Tür in den Rückspiegel schaute, um zu sehen, ob die Straße frei war, hielt er plötzlich inne.
Eine Frau kam auf das Haus und auf seinen Wagen zu. Sie war jung, brünett, und sie ging schwer beladen mit zwei Plastiktüten und mit gesenktem Kopf die Straße entlang. Ihr Gesicht sah er nur kurz, als sie mit einer ungehaltenen Bewegung das Haar in den Nacken warf, aber er hätte es überall sofort erkannt. Er hatte es immer und immer wieder gesehen, in einer endlos wiederholten Einstellung eines Überwachungsf ilms.
    Chloe Yarwood wirkte jünger als in dem Video, und dünner. Ihr Rock war zu kurz und ließ ihre weißen Beine eher verletzlich als sexy erscheinen. Als sie am Auto vorbeikam, griff er nach dem kalten Kaffee in seinem Getränkehalter und wandte das Gesicht ab, um einen Schluck zu trinken. Das war der eine große Vorteil seines alten Astra – dieses Autos, das Stella immer so peinlich gefunden hatte: Es war absolut unauff ällig.
    Nachdem Chloe an ihm vorbeigegangen war, beobachtete er sie wieder ganz offen. Sie bog in die Hauseinfahrt ein, ging aber nicht auf den Eingang zu, sondern am Haus vorbei, und nun sah er, was ihm vorher entgangen war: Es gab noch ein Nebengebäude am Ende der Einfahrt, versetzt hinter dem Haupthaus. Dort angekommen, nahm sie beide Tüten in eine Hand, schloss die Tür auf und schlüpfte hinein.
    Cullen sprang aus dem Wagen und folgte ihr. Er wollte ihr keine Zeit lassen, auszupacken und sich einzurichten. In der Einfahrt standen keine Autos, und er hoffte, sie allein anzutreffen. Erst als er an die Tür klopfte, fiel ihm ein, dass Nigel Trevelyan ja keinen Führerschein hatte, aber da war es schon zu spät für etwaige Vorsichtsmaßnahmen.
    Niemand öffnete, und von drinnen war nicht das leiseste Geräusch zu hören. Aber er konnte plötzlich ganz deutlich die Angst spüren, die diese Stille ausstrahlte, und er wusste, dass sie auf der anderen Seite der Tür stand und lauschte.
    »Ms. Yarwood? Ich bin Detective Sergeant Cullen von Scotland Yard. Ich würde gerne mit Ihnen sprechen.« Er wartete,
dann klopfte er erneut. »Kommen Sie schon, Ms. Yarwood. Ich weiß, dass Sie da drin sind. Wenn Sie nicht aufmachen, muss ich einen Streifenwagen rufen. Ich gehe nicht weg.«
    Wieder verstrich eine lange Minute. »Ms. Yarwood!« Er hob erneut die Hand, da wurde die Tür plötzlich geöffnet. Chloe Yarwood starrte ihn an. Sie sah krank aus, vollkommen verängstigt und zugleich erleichtert.
    »Entschuldigen Sie bitte«, flüsterte sie. »Ich dachte, es sind diese Leute.«
     
    Die Geschichte kam scheibchenweise heraus, unterbrochen von heftigen Schluchzern. Cullen saß neben ihr auf einem Sofa, auf das eine alte Pferdedecke gelegt worden war. Der Anbau war anscheinend früher einmal eine Garage gewesen. Daran erinnerte noch der Betonfußboden, auf dem nur ein oder zwei schmutzige Teppiche lagen, und die nackten Bretterwände. An einer Seite standen ein kleiner Herd und ein Kühlschrank, und hinter einem Vorhang verbargen sich vermutlich Waschgelegenheit und Toilette. Den einzigen Schmuck bildeten ein halbes Dutzend Harley-Davidson-Poster, die mit Reißnägeln an die kahlen Wandbretter geheftet waren. Selbst an diesem relativ milden Tag war es kalt in dem Raum, und Cullen vermutete, dass es im Winter einfach unerträglich sein musste.
    »Wo ist Ihr Freund Mr. Trevelyan?«, fragte er, um diese Kleinigkeit gleich vorneweg zu klären.
    Chloe Yarwood schien sich nicht weiter darüber zu wundern, dass er wusste, wer Nigel Trevelyan war. »Er ist nach Frankreich gefahren. Seine Familie verbringt den ganzen Monat dort. Sie haben einen Bauernhof in der Normandie.«
    »Und er hat Sie nicht mitgenommen?«
    »Er wollte keinen Ärger. Ich kann’s ihm nicht verdenken. Nigel kann ja nichts dafür – das war alles nicht seine Schuld. Er sagte, ich könnte hier wohnen, so lange ich wollte.«

    »Das ist ja sehr nett von ihm«, sagte Cullen, und

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