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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Chloe Yarwood nickte. Offenbar war ihr die Ironie entgangen.
    Jetzt, da er wusste, dass Nigel Trevelyan nicht plötzlich mit einer Schrotflinte oder einem stumpfen Gegenstand in der Hand hereinplatzen konnte, entspannte er sich ein bisschen und betrachtete die junge Frau etwas näher. »Warum fangen Sie nicht ganz von vorne an, Ms. Yarwood, und sagen mir, was Sie am Donnerstagabend im Lagerhaus Ihres Vaters getan haben?«
    »Das wissen Sie auch? Wie haben Sie …«
    »Eine Überwachungskamera an dem Gebäude gegenüber hat Sie und Mr. Trevelyan beim Hineingehen gefilmt.«
    »Oh.« Sie fragte nicht, wer sie auf dem Foto identifiziert hatte, und er rückte damit auch nicht freiwillig heraus.
    »Nun sagen Sie’s mir schon«, ermunterte er sie. »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Tja, wissen Sie, da waren diese Typen.« Sie zupfte am Saum ihres Rocks, der noch weiter hochgerutscht war, als sie sich auf das Sofa gesetzt hatte. »Ich war öfter in diesem Klub im West End. Meine Mutter hatte mir ein bisschen Geld gegeben, nachdem ich bei Papa ausgezogen war, aber bei Tia musste ich ja zunächst keine Miete zahlen …«
    »Und?«
    Sie zögerte und kratzte an einem Pickel auf ihrer Wange herum, dann verschränkte sie die Hände im Schoß und sagte seufzend: »Da konnte man Karten spielen. Am Anfang habe ich ein bisschen gewonnen. Aber dann habe ich verloren. Und diese Typen, die haben mich weiterspielen lassen und gesagt, ich würde es sicher wieder zurückgewinnen. Und es hat irgendwie Spaß gemacht. Du hast praktisch jedes Mal aufs Neue das Gefühl, dass alles möglich ist. Aber dann habe ich nur noch verloren.«
    Es war also nicht Michael Yarwood gewesen, der dem Glücksspiel verfallen war, sondern seine Tochter. Jetzt ergab plötzlich alles einen Sinn. Doug ersparte ihr die Belehrung, dass
das Opfer in solchen Fällen immer verlor, und dass die Betrüger sie nur deshalb so lange hatten mitspielen lassen, weil sie das Potenzial für einen noch viel höheren Profit erkannt hatten.
    »Und dann, eines Abends« – sie musste noch einmal leise aufschluchzen – »haben sie mich plötzlich nicht mehr an den Tisch gelassen. Sie – sie haben mir gesagt, wie viel ich verloren hatte.« Allein die Erinnerung ließ sie erbleichen. »Sie sagten, ich müsste ihnen das Geld geben. Als ich sagte, ich hätte es nicht, haben sie geantwortet, sie müssten es unbedingt haben, sonst – sonst würden sie mir was antun.«
    »Sie sollten sich an Ihren Vater wenden?«
    Chloe Yarwood nickte und zupfte noch verkrampfter an ihrem Rocksaum herum. »Aber das konnte ich nicht. Er hätte mich umgebracht. Ich meine, es war eine Sache, wie ich ihn immer wieder auf die Palme gebracht habe, weil ich bei ihm ausgezogen bin oder weil ich mein Studium abgebrochen habe, aber das – so was könnte seine Karriere ruinieren.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte es einfach nicht. Sie haben mir noch ein paar Tage Zeit gegeben, und ich dachte, wenn ich einfach nicht mehr in den Klub gehe …«
    Cullen stöhnte innerlich auf. Und Stella hatte ihn naiv genannt … »Aber dann sind sie zu Ihnen gekommen.«
    »Ja, zuerst zu Tia. Dann sind sie in der Wohnung von Nigels Freund aufgetaucht, bei dem er gewohnt hat. Ich weiß nicht, woher sie wussten …«
    Wenn die Polizei auch nur ein halb so gutes Nachrichtennetz hätte wie die Londoner Unterwelt, dachte Cullen, dann gäbe es bald keine ungelösten Fälle mehr. Chloe Yarwood war das perfekte Opfer gewesen, und möglicherweise hatten sie sich das Mädchen schon ausgeguckt, ehe sie den Klub überhaupt betreten hatte. Hatte der nette Nigel Trevelyan vielleicht die Finger im Spiel gehabt?
    »Und da«, fuhr sie fort, »da dachte ich … ich könnte vielleicht einfach in dem Lagerhaus übernachten, wissen Sie, und
mich tagsüber irgendwo rumtreiben, wo mich niemand kannte, so lange, bis …« Sie starrte verzweifelt vor sich hin. Inzwischen musste ihr längst klar geworden sein, dass diese Leute sie nicht einfach so vergessen würden. Sie hatten sie in die Enge getrieben.
    »Sie hatten einen Schlüssel zu dem Lagerhaus?«, half Doug behutsam nach.
    »Ich hatte mir zum Spaß einen Nachschlüssel machen lassen. Ich hatte Nigel nämlich erzählt, mein Daddy würde mir die Penthousewohnung schenken, wenn sie fertig wäre, und ich wollte sie ihm zeigen. An dem Abend habe ich ihn überredet, mit mir zu kommen. Er hatte beschlossen, nach Frankreich zu fahren, nachdem die Kerle bei ihm in der Wohnung gewesen waren, und ich wollte

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