Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House
Zunächst einmal glaube ich nicht, dass sie den Tod Ihrer Tochter wollten. Das wäre so, wie wenn man die Gans schlachtet, ehe sie die goldenen Eier gelegt hat. Und nach dem, was Ihre Tochter uns erzählt hat, muss das Opfer seinen Mörder gekannt haben.«
»Und warum hat er sie dann in meinem Lagerhaus umgebracht? Und warum hat er das Haus in Brand gesteckt?« Yarwood schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid. Das muss sehr gefühllos klingen. Ich wollte damit nur sagen …«
»Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob das Feuer gelegt wurde, um zu versuchen, die Identität des Opfers zu verschleiern, oder ob es ein unabhängiges Motiv dafür gab. Abgesehen davon ist es nicht gesagt, dass wir überhaupt zweifelsfrei klären können, ob das Feuer absichtlich gelegt wurde.« Kincaid konnte nicht offen über den Verdacht sprechen, dass sie es mit einem Serienbrandstifter zu tun hatten, der zum Mörder geworden war – vor allem nicht mit einem Mann, der so gute Verbindungen zu den Medien hatte wie Yarwood und der sich einen Vorteil davon erhoffen konnte, wenn er mit solchen Informationen an die Öffentlichkeit ging.
Aber das Gespräch hatte ihn noch einmal über Rose Kearnys Theorie nachdenken lassen, und als er gerade an einem Imbiss in der Nähe der U-Bahn-Station stand und sein Sandwich bezahlte, kam ihm eine Idee. Er warf einen Blick auf seine
Armbanduhr, um sich zu vergewissern, dass ihm noch ein paar Minuten blieben, und ging dann zurück zum Revier, wo er Sarah aufsuchte, die Sergeantin, die ihnen das Überwachungsvideo vorgeführt hatte.
»Können Sie mir noch ein Standfoto von dem Video ausdrucken?«, fragte er. Nachdem er ihr gezeigt hatte, was er wollte, aß er sein Sandwich auf, während er auf das Foto wartete, und fuhr dann zur Feuerwache Southwark.
Er fand Rose Kearny und Bill Farrell in einem leeren Büro, in das sie sich mit einem riesigen Berg Akten zurückgezogen hatten. Beide sahen müde und entmutigt aus. Die Londoner Feuerwehr stellte nur in unregelmäßigen Abständen neues Personal ein und wurde dann immer mit Tausenden von Bewerbungen für ein paar wenige Stellen überschüttet.
»Keine aussichtsreichen Kandidaten?«, fragte er, und sie schüttelten beide den Kopf.
Rose hockte am Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, die Knie angezogen, neben sich einen Karton mit Akten.
Kincaid gab ihr den Ausdruck, den er sich hatte anfertigen lassen. »Vielleicht hilft Ihnen das weiter.«
Sie nahm das Foto und starrte es an. »Was – wo haben Sie das her?«
Farrell, der die Erregung in ihrer Stimme gehört hatte, trat hinzu und bückte sich, um einen Blick auf das Foto zu werfen.
»Das ist der Mann, der an dem Lagerhaus in der Southwark Street vorbeiging, wenige Minuten, nachdem Chloe Yarwood mit ihrem Freund hineingegangen war. Er hat nur einen Augenblick lang innegehalten, als er am Eingang vorbeikam, deshalb haben wir uns nichts weiter dabei gedacht. Erkennen Sie ihn?«
»Ja. Ich – ich glaube schon.« Sie sah auf die Uhrzeit, die auf dem Ausdruck vermerkt war. »Aber das war kurz nach zweiundzwanzig Uhr. Das Feuer wurde doch erst nach Mitternacht gemeldet.«
»Vielleicht ist er noch mal zurückgekommen«, mutmaßte Kincaid.
»Um Mitternacht?«, fragte Farrell.
»Oder früher, falls er Laura Novak getötet hat.« Kincaid berichtete ihnen, was sie von Chloe Yarwood erfahren hatten. »Wir können nicht genau sagen, wann Laura Novak gestorben ist, und selbst wenn es näher an zweiundzwanzig Uhr als an Mitternacht war, wissen wir nicht, wie lange er gebraucht hat, um die Leiche … vorzubereiten.«
Rose zuckte zusammen. »Aber warum gerade diese Frau? Ich meine, so abartig es auch ist, ich kann es noch irgendwie verstehen, dass er einen Feuerwehrmann töten wollte, wenn er einen Hass auf die gesamte Feuerwehr hatte. Aber warum Laura Novak?«
Kincaid dachte an den Dialogfetzen, den Chloe Yarwood zufällig belauscht hatte. War es möglich, dass Laura Novak von den Brandstiftungen erfahren und den Täter zur Rede gestellt hatte? Aber wie hätte sie so etwas herausfinden sollen? Welche Verbindung gab es zwischen ihr und diesem Mann?
Sein Handy klingelte, und er klappte es auf, ungehalten über die Störung, da er ohnehin schon Gefahr lief, zu spät zu Kits Anhörung zu kommen. Es war Maura Bell.
»Sir, wir haben noch eine Leiche gefunden.«
»Was? Wo?« Eine schreckliche Ahnung beschlich ihn. »Doch nicht Harriet …«
»Nein. Aber Sie sollten besser herkommen. Es ist auf dem
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