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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Mangel an Sorgfalt, der in merkwürdigem Widerspruch zum Rest des Zimmers stand. Winnie öffnete den Kleiderschrank. Ein paar leere Bügel hingen neben den fein säuberlich aufgereihten Röcken, Jacken und Kleidern, aber sie konnte nicht feststellen, ob diese Lücken darauf zurückzuführen waren, dass Kleider für eine fluchtartige Abreise herausgenommen waren, oder einfach nur auf die übliche wundersame Vermehrung von Kleiderbügeln in Schränken. Sonst gab es keinerlei Anzeichen für Reisevorbereitungen oder einen überstürzten Aufbruch.
    Winnie verließ das Zimmer und ging mit langsameren Schritten als zuvor nach unten, während sie darüber nachgrübelte, was um alles in der Welt mit Elaine passiert sein mochte.
    »Sie ist nicht da«, sagte sie, als sie ins Wohnzimmer trat und Fannys bangen Gesichtsausdruck sah. »Und ich kann nicht sagen, ob sie etwas mitgenommen hat oder nicht. Sind Sie sicher, dass Sie letzte Nacht nichts gehört haben?«
    »Ja.« Fanny runzelte die Stirn und spielte nervös mit den Fransen des Schals in ihrem Schoß. »Als ich heute Morgen aufwachte,
konnte ich mich nur an das vage Gefühl erinnern, dass irgendetwas nicht stimmte. Es ist merkwürdig – ich schlafe doch sonst nicht so tief und fest. Oh …« Sie blickte auf, und ihre Augen weiteten sich. »Ich habe geträumt, ich hätte gehört, wie sich eine Tür schloss.«
    »Das muss Elaine gewesen sein, da es nicht danach aussieht, als wäre sie durch ein Fenster hinausgeklettert, und da sie sich schließlich nicht in Luft aufgelöst haben kann. Können Sie ungefähr sagen, um welche Zeit das war?«
    »Nein. Tut mir Leid. Ich bin normalerweise nicht so schlaftrunken, wenn ich nachts aufwache.«
    »Und Sie sagten, Sie hätten Elaine in der Arbeit angerufen und erfahren, dass sie gar nicht erschienen sei? Hat man Ihnen mitgeteilt, ob sie angerufen hatte?«
    »Nein. Nur, dass sie nicht da sei. Mehr dürfen sie am Telefon nicht sagen.«
    »Nun, das wäre dann der erste Schritt«, sagte Winnie. Sie war erleichtert, weil sie nun immerhin ein Ziel hatte. »Ich werde hingehen und mit den Leuten dort reden. Sie arbeitet im Guy’s?«
    »Ja, in der Krankenhausverwaltung.«
    »Was ist mit ihrer Familie? Hat Elaine Verwandte, die Sie anrufen könnten?«
    Fanny schüttelte den Kopf, und eine Strähne ihres feinen dunklen Haars löste sich aus der Spange. »Nein. Da gibt es niemanden. Ihre Eltern sind tot, und Geschwister hat sie nicht. Das gehörte zu den Dingen, die …« Sie brach ab, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Wir waren beide allein.«
    Winnie kniete sich neben Fannys Rollstuhl und drückte ihre Hand. »Sie sind nicht allein. Ich werde Ihnen helfen, wo und wie ich nur kann.«
    Fanny erwiderte den Druck und rang sich ein Lächeln ab. »Danke. Tut mir Leid, aber ich habe wohl ziemlich nah am Wasser gebaut.«

    »Das ist doch völlig in Ordnung«, versicherte Winnie ihr. Dann fuhr sie zögernd fort: »Fanny, wenn wir herausfinden, dass Elaine sich nicht im Krankenhaus gemeldet hat, sollten wir wohl besser die Polizei verständigen.«
    »Nein!« Fanny riss ihre Hand los.
    »Aber warum denn nicht?«, fragte Winnie verblüfft.
    »Weil … Das ist doch bestimmt nicht nötig. Wenn sie einfach nur ausgegangen ist, um mal ein bisschen auf den Putz zu hauen, wird sie furchtbar böse sein.«
    »Sie haben Angst, dass sie wütend auf Sie sein könnte, falls ihr doch nichts zugestoßen ist? Aber würde sie denn nicht Verständnis dafür haben, dass Sie sich Sorgen gemacht haben?« Winnie konnte sich allmählich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier irgendetwas ausgesprochen merkwürdig war.
    »Ja, schon, aber … Das müssen Sie verstehen. Elaine ist ein sehr verschlossener Mensch. Sie mag es nicht … Ich glaube nicht … Ich denke, wir sollten lieber noch warten. Schließlich ist sie ja aus freien Stücken gegangen«, fügte Fanny hinzu, doch sie sah dabei eher noch besorgter aus.
    »Es sieht ganz danach aus, aber …« Winnie brach ab. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der passende Moment war, ihre eigenen Bedenken auszusprechen. Und hatte sie denn nicht gehört, dass die Polizei eine Vermisstenanzeige erst nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden annahm? Sie brauchte dringend einen Rat, und plötzlich wusste sie ganz genau, wen sie anrufen musste.
    »Hören Sie«, sagte sie zu Fanny, »machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ich habe eine viel bessere Idee.«
     
    Sie durfte ihre Enttäuschung nicht einfach an Duncan auslassen,

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