Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Fenster arrangiert. Zwar hatte Fanny sich neben der Küche ein kleines Bad mit behindertengerechter Dusche einbauen lassen, doch sie hatte Winnie erzählt, dass sie sich immer noch weigerte, die Schränke und Arbeitsflächen in der Küche auf Rollstuhlhöhe absenken zu lassen. Und sie hatte auch keinen Treppenlift installieren lassen. Beides wäre in ihren Augen einer Kapitulation gleichgekommen.
    Fanny war fest entschlossen, wieder gehen zu lernen, und Winnie wusste inzwischen, dass viele Guillain-Barré-Patienten zumindest teilweise geheilt werden konnten; allerdings wusste sie auch, dass es meist ein sehr langsamer und mühevoller Prozess war.
    »Kann ich irgendetwas für Sie erledigen?«, rief sie, während sie den Kocher einschaltete.
    »Nein danke. Ich komme ja im Alltag ganz gut allein zurecht«, antwortete Fanny aus dem Wohnzimmer. Ihre Stimme klang jetzt schon fester. »Schwierig wird’s nur, wenn ich das Haus verlassen muss.«
    Während sie alles Nötige für den Tee zusammentrug, sah Winnie sich in der kleinen Küche um, konnte aber nichts Ungewöhnliches oder Verdächtiges bemerken; alles sah noch so aus wie bei ihren vorigen Besuchen. Sie ging mit den dampfenden Bechern zurück ins Wohnzimmer, zog einen alten Holzstuhl heran und setzte sich zu Fanny.
    »Gehen wir mal ein Stück zurück«, sagte sie. »War Elaine gestern Abend zu Hause?«
    »Ja. Sie ist zwar ein bisschen später als sonst von der Arbeit gekommen, aber das ist in den letzten Monaten mehrmals die Woche der Fall gewesen, also habe ich mir nichts weiter dabei gedacht.«
    »War sonst noch irgendetwas ungewöhnlich? Wirkte sie aufgeregt oder besorgt?«
    Fanny umfasste den Becher mit beiden Händen und starrte gedankenverloren hinein. »Nein, nein, eigentlich nicht. Sie
hat uns zum Abendessen Rühreier auf Toast gemacht, und dann haben wir ein wenig ferngesehen. Sie ist vor den Zehnuhrnachrichten nach oben gegangen, aber vorher hat sie mir noch mein Milchgetränk gemacht.«
    »Hat sie sich vielleicht nicht gut gefühlt?«, fragte Winnie, die sich an ihre anfänglichen Befürchtungen erinnerte.
    »Gesagt hat sie jedenfalls nichts.« Fanny blickte auf, die dunklen Augen angstgeweitet. »Sie glauben doch nicht … Ich müsste doch mitbekommen haben …«
    »Wie wär’s, wenn ich zuerst einmal oben nachsehe?« Winnie rang sich ein aufmunterndes Lächeln ab, stellte ihren Becher auf dem Kaminsims ab und ging zur Treppe, die nahe der Haustür nach oben führte. Rasch erklomm sie die Stufen und versuchte das Kribbeln in ihrem Nacken zu ignorieren.
    Vom oberen Flur gingen drei Türen ab. Mit einem Gefühl der Beklemmung öffnete sie die erste, um dann einen leisen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Das Zimmer mit dem Bett aus Mahagoni mit Einlegearbeiten und einer f liederfarbenen Tagesdecke gehörte offensichtlich Fanny; es war ordentlich aufgeräumt und roch leicht muffig, als wäre es länger nicht mehr benutzt worden.
    Winnie schloss leise die Tür und sah im nächsten Zimmer nach. Es war das Bad, und es war ebenso sauber und aufgeräumt wie das Schlafzimmer. Sowohl die Handtücher auf dem Halter als auch die Seife in der Schale auf dem Waschbecken waren trocken, und durch das Fenster, das einen Spaltbreit offen stand, strömte kalte Luft herein. Ein Fluchtweg?, fragte Winnie sich – doch als sie das Fenster schloss, blickte sie geradewegs auf die kleine gepflasterte Terrasse vor der Küche hinab. Nein, unmöglich – es sei denn, Elaine wären plötzlich Flügel gewachsen.
    Blieb noch die dritte Tür – das Zimmer, das zur Straßenseite ging. Winnie klopfte leise, merkte dann, dass sie die Luft angehalten hatte, und atmete bewusst aus, während sie die Tür öffnete.

    Das Zimmer hätte einer Nonne als Zelle dienen können. Seine Schmucklosigkeit bildete einen beinahe schockierenden Kontrast zum restlichen Haus mit seinem Nippes und seiner englischen Gemütlichkeit. An einer Wand stand ein Einzelbett mit einer verwaschenen weißen Steppdecke, die Winnie an diejenige auf dem Bett ihrer Eltern erinnerte, als sie ein Kind gewesen war. Auf einem Nachttisch aus unbehandeltem Kiefernholz standen ein Wecker und eine kleine Lampe – sonst nichts. Und auf einer Kommode aus dem gleichen Holz lag nichts als eine dünne Staubschicht. Der schlichte Stuhl, der schräg daneben stand, wirkte wie ein ungebetener Gast. Keine Bilder zierten die magnolienfarbenen Wände, und es gab auch keinen Spiegel.
    Das Bett sah aus, als sei es hastig gemacht worden; ein

Weitere Kostenlose Bücher