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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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vermuten können, dass er im Krankenhaus verwechselt worden war – er glich weder Gemma noch ihrem zahlungsunwilligen Exmann Rob.
    Ihr fiel auf, dass Toby, der normalerweise sehr strikte Essgewohnheiten hatte, Sandwichs mit Räucherlachs und Gurken in sich hineinstopfte, als wäre es sein Leibgericht, während Kit kaum etwas aß. Sie hatte gehofft, der Bummel über den Portobello Market würde ihn von seinen Sorgen wegen der Anhörung am Montag ablenken, doch das Manöver hatte offensichtlich nicht ganz funktioniert.
    Erika schien zu spüren, dass Kit irgendetwas plagte, und so versuchte sie, ihn nach dem Essen aus der Reserve zu locken, indem sie ihn auf seine naturwissenschaftlichen Interessen und seine Sammlungen ansprach. »Und was willst du später einmal studieren?«, fragte sie. »Botanik? Oder Zoologie?«
    »Hm …« Die direkte Frage schien Kit ein wenig in Verlegenheit zu bringen, doch er antwortete tapfer: »Mein Freund Nathan ist Botaniker, und das ist echt cool … Aber ich mag auch Tiere. Ich würde gerne das Verhalten von Tieren studieren, so wie Konrad Lorenz oder Gerald Durrell. Und dann gibt’s da noch Anthropologie und Paläontologie und Geologie … Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden werde.«
    »Du wirst dein Gebiet allein schon aus praktischen Gründen ein wenig eingrenzen müssen«, stimmte Erika zu, »aber im Grunde ist es eine gute Sache, wenn man viele verschiedene Interessen hat. Das fördert das analytische Denken. Und ich bin überzeugt, dass die Probleme, mit denen die Menschheit heutzutage konfrontiert ist, nur von denjenigen gelöst werden können, die in der Lage sind, verschiedene Ideen zusammenzuführen und über die Traditionen ihrer eigenen Disziplinen hinauszudenken.«
    Erika stellte ihre Tasse ab, stand auf und ging zu einem der
Bücherregale an der Wand. Sie fuhr mit dem Zeigefinger über die Buchrücken und zog schließlich einen Band heraus, den sie Kit in die Hand drückte. »Das wird dir vielleicht gefallen. Stephen Jay Gould war Professor für Geologie und Zoologie in Harvard und hat sich zeitlebens sehr für Paläontologie interessiert. Er war ein brillanter und origineller Denker, der genauso vielfältige Interessen hatte wie du.«
    »Danke.« Kit betrachtete das Buch mit leuchtenden Augen. »Ich werde gut darauf aufpassen.«
    Toby, den das Gerede über Bücher und Biologie allmählich langweilte, hatte es inzwischen nicht mehr auf seinem Stuhl ausgehalten, und so hatte er sich zu einem Rundgang durch das Wohnzimmer aufgemacht, die Hände gewissenhaft hinter dem Rücken verschränkt in der »Nichts anfassen«-Haltung, die seine Eltern ihm beigebracht hatten.
    Plötzlich blieb er stehen, verharrte zunächst angespannt wie ein Wachhund und vergaß sich schließlich so weit, dass er den Finger ausstreckte und auf seine Entdeckung zeigte. »Mami, sieh mal! Lauter kleine Männchen, und Pferde!«
    »Das ist ein Schachspiel, du Dussel«, klärte Kit ihn auf. Mit dem Buch unter dem Arm gesellte er sich zu seinem Bruder.
    Gemma war das Schachspiel früher schon aufgefallen, aber da sie selbst nicht spielte, hatte sie ihm nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die kunstvoll geschnitzten Figuren standen auf einem kleinen Tischchen an der hinteren Wand, flankiert von zwei Stühlen.
    »Das hat meinem Mann gehört«, sagte Erika. »Eines der wenigen Dinge, die er aus Deutschland hat herausschmuggeln können.«
    »Lasst nur ja die Finger davon, und zwar beide!«, warnte Gemma besorgt, während sie im Geiste die unersetzlichen Figuren schon zerbrochen am Boden liegen sah.
    »Ach was, das ist schon in Ordnung«, versicherte Erika ihr. »Spielst du Schach, Kit?«

    »Ein bisschen. Mein Papa – Ian – hat mir ein paar Züge gezeigt.«
    »Warum bringst du es dann nicht deinem kleinen Bruder bei? Los, nur keine Scheu«, fügte sie hinzu, als Gemma schon wieder protestieren wollte. »Ich garantiere Ihnen, es ist unverwüstlich.« Während die Jungen sich noch darum stritten, wer die weißen und wer die schwarzen Figuren bekommen sollte, ließ Erika sich in ihren Sessel sinken, als sei sie plötzlich vollkommen erschöpft.
    Gemma stand auf und begann, das Teegeschirr abzuräumen. »Wir haben Sie zu sehr angestrengt. Lassen Sie mich rasch den Abwasch machen; und dann können Sie sich ausruhen.«
    »Dafür habe ich mehr als genug Zeit«, erwiderte Erika mit einem unerwartet wehmütigen Unterton. »Und außerdem freue ich mich, wenn die Jungs hier sind. Damals, als ich noch Dozentin

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