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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Beruf, der meinen Wünschen am
meisten entgegenkam. Vermutlich wäre ich, genau wie
jetzt, noch nicht verheiratet. Ich glaube, für mich hatte der
Beruf immer schon Priorität vor einer festen Partnerschaft.
Wenn Rob verurteilt worden wäre, dann hätte ich nicht
mein Leben lang meiner Schwester und allem, was ich
verloren hatte, nachtrauern müssen.
Selbst wenn ich es schaffte, seine Großmutter und den
Rest der Welt von seiner Schuld zu überzeugen, würde er
trotzdem ungeschoren davonkommen. Das Verbrechen
war inzwischen verjährt.
Und selbst wenn seine Großmutter ihr Testament
änderte, besäße sein Vater immer noch sehr viel Geld,
jedenfalls sehr viel für normale Begriffe, und Rob könnte
ein angenehmes Leben führen.
In einem zweiten Prozess könnte Will Nebels’ Lügen
märchen so viel Eindruck auf die Geschworenen machen,
dass sie Westerfield möglicherweise freisprechen würden.
Dann würde sein Strafregister getilgt werden.
Ich hab Phil totgeschlagen, und es war ein gutes Gefühl.
Es gab nur einen Weg, Rob Westerfield wieder hinter
Gitter zu bringen: Ich musste Phil ausfindig machen,
diesen anderen Menschen, dessen Leben er auf dem
Gewissen hatte. Zum Glück gab es für Mord keine
Verjährungsfrist.
Gegen halb vier war ich so weit, dass ich alles auf die
Website übertragen konnte: die Geschichte, wie Christo
pher Cassidy von Rob Westerfield in Arbinger zusammen
geschlagen wurde; Robs Beharren auf dem Namen »Jim«
wegen der Figur, die er auf der Bühne gespielt hatte; Robs
Rolle beim Mordkomplott gegen seine Großmutter.
Ich schrieb, dass William Hamilton, Esq., in jenem
Prozess als Pflichtanwalt des Angeklagten fungierte und
dass er das Original mit der Planskizze, das den Nachweis
für Westerfields Beteiligung geliefert hätte, zerstört habe.
Am Ende des Artikels bildete ich die Planskizze und das
Programmheft nebeneinander ab. Auf dem Bildschirm
stach die Übereinstimmung der beiden Unterschriften
noch mehr ins Auge.
Ich warf einen letzten zufriedenen Blick auf den Artikel,
dann drückte ich die nötigen Tasten, und einen
Augenblick später stand alles auf meiner Website.

40
    ES WAR VIERTEL VOR FÜNF, als ich wieder vor dem
Eingang des Gasthauses stand. Die zig Milliarden Dollar
schwere Kosmetikindustrie würde Pleite gehen, wenn sie
von Leuten wie mir abhinge. Das bisschen Schminkzeug,
das ich mein Eigen genannt hatte, war beim Brand
verloren gegangen. Einen oder zwei Tage danach hatte ich
in einem Drugstore Puder und Lippenstift gekauft, aber
jetzt war es an der Zeit gewesen, auch andere Dinge wie
Wimperntusche und Rouge zu ersetzen.
    Obwohl ich bis neun Uhr in der Früh geschlafen hatte,
fühlte ich mich müde und wollte ein Nickerchen machen,
bevor es Zeit würde, sich für den Abend mit Pete
herzurichten.
    So musste es sich wohl anfühlen, wenn man die Ziellinie
vor Augen hat. Der Marathonläufer hat den größten Teil
hinter sich und weiß, dass er das Ziel bald erreicht hat. Ich
hatte gehört, dass es einen Moment gibt, in dem der Läufer
ein paar Sekunden lang das Tempo verzögert und sich
sammelt, um dann den Endspurt zum Sieg einzulegen.
    Genauso fühlte ich mich. Rob Westerfield war
angeschlagen, und ich war davon überzeugt, dass ich kurz
davor stand, zu erfahren, was er diesem Phil angetan hatte
und wo es geschehen war. Wenn ich damit Recht hatte,
dann würde ihn das ins Gefängnis zurückbringen.
    Ich hab Phil totgeschlagen, und es war ein gutes Gefühl. Und dann, wenn er der wirklichen Gerechtigkeit
zugeführt werden würde, wenn das »Aktionskomitee
Gerechtigkeit für Rob Westerfield« sich aufgelöst haben
würde und schnell in Vergessenheit geriete, dann würde
ich endlich, wie ein frisch geschlüpftes Küken, meine
ersten zögernden Schritte in die Zukunft machen können.
Den heutigen Abend würde ich mit jemandem
verbringen, den ich gerne sehen wollte und der mich gerne
sehen wollte. Wohin würde das Ganze führen? Ich wusste
es nicht, ich dachte nicht so weit in die Zukunft. Aber zum
ersten Mal in meinem Leben begann ich, mich auf die
Zukunft zu freuen, nachdem ich meine Schulden
gegenüber der Vergangenheit beinahe abgetragen hatte. Es
war ein hoffnungsvolles, befriedigendes Gefühl.
Ich betrat das Gasthaus und stieß auf meinen Bruder
Teddy, der im Eingangsbereich auf mich wartete.
Diesmal lächelte er nicht. Er wirkte nervös, aber auch
entschlossen, und seine Begrüßung fiel ziemlich abrupt
aus. »Ellie, komm

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