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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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fügte er hinzu, dass er noch einen
Blick auf das Türschloss an der Wohnung werfen wollte.
Ich versprach Mrs. Hilmer, sie anzurufen, und ging mit
ihm zur Wohnung zurück. Er besah sich das Schloss und
kam zu dem gleichen Schluss wie ich: Es war in keiner
Weise gewaltsam geöffnet worden.
Er stand noch eine Weile da, als ob ihm noch etwas
durch den Kopf ginge, dann sagte er schließlich: »Wir
haben gehört, dass Sie gestern am Tor von Sing-Sing
waren, Miss Cavanaugh.«
Ich wartete ab. Wir standen im Flur vor dem Eingang. Er
hatte mich nicht gebeten, ihm die Computerdatei zu
zeigen, was mir deutlich bestätigte, wie wenig er meiner
»Geschichte« Glauben schenkte. Ich hatte keine Lust, ihm
eine Gelegenheit zu bieten, sie noch weiter herunterzu
spielen.
»Miss Cavanaugh, ich war schon hier im Dienst, als Ihre
Schwester ermordet wurde, und ich weiß, was für einen
großen Schmerz Ihre Familie erleiden musste. Aber wenn
Rob Westerfield tatsächlich den Mord begangen hat, dann
hat er inzwischen seine Strafe abgesessen, und ich muss
Ihnen sagen, dass es eine Menge Leute in dieser Stadt gibt,
die damals nicht das Geringste für ihn als jungen
Rabauken übrig hatten, die aber dennoch glauben, dass er
zu Unrecht gesessen hat.«
»Ist das auch Ihre Meinung, Officer?«
»Um ehrlich zu sein, ja. Ich habe immer geglaubt, dass
Paulie Stroebel der Schuldige ist. Es gab eine ganze
Menge Dinge, die im Prozess nicht zur Sprache kamen.«
»Wie zum Beispiel?«
»Er hat vor ein paar Schülern damit angegeben, dass Ihre
Schwester mit ihm zur Thanksgiving-Party gehen würde.
Wenn sie nun zum Beispiel zu einer ihrer engen
Freundinnen gesagt hätte, sie würde es nur tun, weil Rob
Westerfield nicht auf einen Typen wie Paulie eifersüchtig
werden würde, und Paulie hätte davon Wind bekommen,
dann könnte er ausgerastet sein. Rob Westerfields Wagen
war auf dem Tankstellengelände abgestellt. Sie selbst
haben vor Gericht ausgesagt, dass Paulie Andrea erzählt
hat, er sei ihr zu dem Versteck gefolgt. Und dann war da
noch diese Beratungslehrerin, die vor Gericht geschworen
hat, sie habe gehört, wie Paulie auf die Nachricht, dass
Andreas Leiche gefunden worden sei, gesagt habe: ›Ich
hab nicht geglaubt, dass sie tot ist.‹«
»Es gab auch einen Schüler, der näher dran war und der
geschworen hat, dass er gesagt hat: ›Ich kann nicht
glauben, dass sie tot ist.‹ Ein kleiner Unterschied,
Officer.«
»Wir werden uns wohl nicht einig werden, aber ich
möchte Sie doch vor etwas warnen.« Er musste meine
Abwehr gespürt haben, denn er fuhr fort: »Hören Sie bitte
genau zu, was ich Ihnen zu sagen habe. Sie haben ganz
schön Nerven, mit einem Schild vor Sing-Sing spazieren
zu gehen. Die Typen, die da rauskommen, sind knallharte
Kriminelle. Und Sie stehen da, eine junge, sehr attraktive
Frau mit einem Schild mit Ihrer Telefonnummer drauf und
der Bitte, Sie anzurufen. Die Hälfte dieser Kerle wird in
ein paar Jahren sowieso wieder hinter Gittern sitzen. Was,
glauben Sie, geht denen durch den Kopf, wenn sie eine
Frau wie Sie sehen, die geradezu darauf aus ist, sich selbst
in Schwierigkeiten zu bringen?«
Ich sah ihm ins Gesicht. Seine Besorgnis wirkte
aufrichtig. Und irgendwo hatte er Recht. »Officer White,
es sind Leute wie Sie, die ich zu überzeugen versuche«,
sagte ich.
»Mir ist jetzt deutlich geworden, dass meine Schwester
große Angst vor Rob Westerfield hatte, und nach allem,
was ich gerade heute erst über ihn erfahren habe, verstehe
ich auch, warum. Falls ich mich wirklich in Gefahr
befinde, werde ich es bei den Leuten, die das Schild
gesehen haben, darauf ankommen lassen – natürlich
ausgenommen, sie stünden in irgendeiner Verbindung mit
Rob Westerfield und seiner Familie.«
Dabei kam mir in den Sinn, den Mann zu beschreiben,
der mich auf dem Parkplatz beim Bahnhof angesprochen
hatte. Ich bat ihn, in Erfahrung zu bringen, ob ein
Strafgefangener, auf den diese Beschreibung passte,
gestern entlassen worden war.
»Was wollen Sie denn mit dieser Information
anfangen?«, fragte er.
»Na schön, vergessen wir’s, Officer«, sagte ich.
Mrs. Hilmer hatte wohl schon darauf gewartet, dass
Officer White wegfahren würde. Sobald die Rücklichter
seines Streifenwagens hinter der Einfahrt verschwunden
waren, klingelte mein Handy.
»Ellie«, sagte sie, »ich habe die Zeitungen und das
Prozessprotokoll fotokopiert. Brauchen Sie die Originale
heute Abend? Ich bin mit ein paar

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